Zutreffende Spezies (Botanik)
Toxizitätsgrad
Sehr stark giftig
+++ (
Erläuterungen)
Hauptwirkstoffe
Hyoscyamin (L-Hyoscyamin), Atropin (D,L-Hyoscyamin), Scopolamin und andere Tropanalkaloide. Starke Abhängigkeit des Alkaloidgehaltes von der Gegend. Auch getrocknet noch giftig.
Veterinärtoxikologie
Letale Dosis / Toxische Dosis
Rind: | 120 g Wurzel tödlich; Tympanie und Tachykardie nach Konsum von 60 g Blättern. |
Pferd: | 180 g Wurzel tödlich; Tympanie und Tachykardie nach Konsum von 120 bis 180 g getrockneten Blättern. |
Schaf: | nach 90 g trockenen Blättern, bzw. 120 g getrocknete Wurzel keine Symptome. |
Ziege: | nach 750 g trockenen Blättern nur Mydriasis. |
Klinische Symptome
Tachypnoe, Tachykardie, Erregung, Tobsucht, Durst, trockene Schleimhäute, Obstipation, Mydriasis, Paralyse, Tod durch Atemlähmung möglich. Vergiftungsfälle vor allem bei Pferd und Rind; Kaninchen, Meerschweinchen und Vögel vertragen grössere Mengen unbeschadet.
Therapie
Dekontamination / Symptomatische Therapie (
siehe Notfalltherapie),
Physostigmin.
Kontraindikation: Morphin- oder opiathaltige Präparate sollten vermieden werden, diese haben einen Synergieeffekt mit Acetylcholinantagonisten.
Humantoxikologie
Toxische Dosis
Wenige Beeren oder Blätter.
Klinische Symptome
Wirkungseintritt in der Regel nach 15-60 Minuten, in seltenen Fällen erst nach Stunden. Symptome: Bild des anticholinergen Syndroms mit Mydriasis und Akkomodationsstörungen, Hyperthermie, Flush, trockenen Schleimhäuten, Heiserkeit, Schluckbeschwerden, Miktionsstörungen, Harnretention, Darm-Atonie, Emesis, Tachykardie, starker psychomotorische Unruhe, Ataxie, starker Agitation, Desorientierung, Delirium, Halluzinationen, Amnesie, Krampfanfällen, Koma und zentraler Atemlähmung.
Therapie
Erste Hilfe Massnahmen durch Laien nach Einnahme von Pflanzenteilen: Verabreichung von Kohlesuspension/-pulver (1 g/kg Körpergewicht; nicht bei bewusstlosen Patienten) bis zu 1-2 Stunden nach Ingestion. Für das weitere Vorgehen den Arzt oder das Tox-Zentrum konsultieren.
Ärzteinformation: Symptomatische Therapie mit Überwachung der Vitalparameter, physikalische Kühlung bei Hyperthermie, bei Bedarf Benzodiazepine.
Antidot: Physostigminsalicylat (0.75 mg langsam i.v., alle 10-30 Minuten wiederholen), nur bei schwersten Vergiftungen.
Kontraindikation: Neuroleptika.
Literatur
- | Cooper M.R., Johnson A.W. & Dauncey E.A. (2003) Poisonous plants and fungi. 2nd edition. TSO (The Stationery Office), London (GB) |
- | Liebenow H. & Liebenow K. (1993) Giftpflanzen - Vademekum für Tierärzte, Landwirte und Tierhalter. G. Fischer Verlag, Jena, pp. 191-192 |
- | Ogilvie D.D. (1935) Atropine poisoning in the goat. Vet Rec. 15, 1415-1417 |
- | PubChem (2016) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov |
- | Smith H.C., Taussig R.A. & Peterson P.C. (1956) Deadly nightshade poisoning in swine. J Am Vet Med Assoc. 129, 116-117 |
- | Testasecca D., Caputi C. & Pavoni P.A. (1978) A case of poisoning by belladonna berries. Clinica Terapeutica (Rome) 86, 277-280 |
- | Wiesner E. (1967) Ernährungsschäden der landwirtschaftlichen Nutztiere. G. Fischer Verlag, Jena |