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Verwendete Pflanzen (Botanik)

Levisticum officinale W.D.J.Koch
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Getrocknetes Rhizom und getrocknete Wurzeln von Levisticum officinale W.D.J.Koch, ganz oder geschnitten.
 
Gehalt:
-Mindestens 4.0 ml/kg ätherisches Öl für die unzerkleinerte Droge und mindestens 3.0 ml/kg ätherisches Öl für die geschnittene Droge, jeweils bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
-Gehaltsbestimmung: Für die Bestimmung werden 40.0 g frisch pulverisierte Droge, 10 Tropfen flüssiges Paraffin R, 500 ml Wasser R als Destillationsflüssigkeit und 0.50 ml Xylol R als Vorlage verwendet (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Im Europäischen Arzneibuch beschriebene Arten der Gattungen Angelica und Ligusticum: Dünnschichtchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
-Fremde Bestandteile: höchstens 3%, mit 50 g Droge bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 8.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Salzsäureunlösliche Asche: höchstens 2.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Lagerung: Vor Licht geschützt in dicht verschlossenen Gefässen, nicht in Kunststoffbehältern (ätherisches Öl!); die Droge wird leicht von Insekten befallen (Blaschek, 2016).
 
Extraktionsverfahren:
-Wasser (Infus; Blaschek, 2016; EMA, 2012)
-Ethanol 45% (Flüssigextrakt; EMA, 2012)
 
Verfälschungen: Vor allem in der Schnittdroge sind Beimengungen oder Verwechslungen mit Angelikawurzel nicht selten. Nachweis über Dünnschichtchromatographie nach Ph. Eur. möglich, wobei eine Prüfung auf Reinheit für Verfälschungen mit Arten der Gattungen Angelica und Ligusticum durchgeführt werden kann. Angelica sinensis: Verwechslungen mit anderen Apiaceenwurzeln lassen sich bereits über den
charakteristischen Geruch ausschliessen. Makroskopische und mikroskopische Prüfung nach Ph. Eur. (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Geschnittene und pulverisierte Droge, Infus, Dekokt, Flüssigextrakt, Tropfen und Öl (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2012; Hiller & Melzig, 2010; Pharmavista, 2023; Teuscher et al., 2012).
 
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Das Rhizom und die grossen Wurzeln sind oft längs gespalten. Das Rhizom ist kurz, bis 5 cm dick, hellgraubraun oder gelblich braun, ebenmässig oder mit mehreren Auswüchsen. Die wenig verzweigten Wurzeln sind von gleicher Farbe wie das Rhizom, gewöhnlich bis 1.5 cm dick und bis etwa 25 cm lang. Der Bruch ist meist glatt und zeigt eine sehr breite, gelblich weisse Rinde und einen schmalen, bräunlich gelben Holzkörper.
-Das Pulver ist bräunlich gelb (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Charakteristisch, aromatisch, an Suppenwürze erinnernd (Blaschek, 2016).
 

Geschmack

Erst süsslich-würzig, dann schwach bitter (Blaschek, 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Ätherisches Öl (0.4-1.7 %) v.a. mit Alkylphthaliden (50-70%, charakteristischer Geruch) und Monoterpenen, Hydroxyzimtsäure-Derivate, Cumarine (ca. 0.1%), Furanocumarine (0.4%), Polyacetylene (Polyine), Phytosterole, Säuren und Zucker.
-Alkylphthalide: Z-Ligustilid (82-93% des Phthalid-Gemisches), E-Ligustilid (Anteil 2-5 %), Z- und E-Butylidenphthalid (Ligusticumlactone, Anteil 3-7 %), Butylphthalid, Validen-4,5-dihydrophthalid (Anteil 1-5 %), Senkyunolide B, C, E-J (Sedanenolide, Anteil 1 %), Aromastoff Sotolon (3-Hydroxy-4,5-dimethyl-2(5H)-furanon); vom Ligustilid-Dimere wie Levistolid A und B.
-Monoterpene: β-Phellandren (5-17 %), Citronellal (ca. 13 %), Limonen (1-9 %), cis-β- Ocimen (ca. 5 %), α- und β-Pinen sowie Pentylcyclohexadien.
-Hydroxyzimtsäure-Derivate: Ferulasäure, Coniferylferulat.
-Cumarine: Cumarin, Umbelliferon.
-Furanocumarine: Bergapten und Psoralen.
-Polyine: Falcarinol und Falcarindiol.
-Phytosterole: u.a. β-Sitosterol-β-d-glucosid.
-Carbonsäuren: Benzoesäure.
-Flüchtige Säuren: u.a. Angelica- und Isovaleriansäure.
-Zucker: u.a. Invertzucker, Saccharose (bis 22 %).
(Blaschek, 2016; EMA, 2012; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antioxidative und entzündungshemmende Wirkung (Amraie et al., 2023).
-Diuretische (aquaretische), spasmolytische und karminative Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Diuretische (Terpene), Antibiotika steigernde (Methanolextrakt), antimykobakterielle (Dichlormethanextrakt, Falcarinol und Falcarindiol) und vasodilatierende (Ligustilid und Senkyunolid) Wirkung; Hemmung der Pankreaslipase-Aktivität (Methanolextrakt) (Blaschek, 2016).
-In vivo: diuretische (Terpenderivate), Östrogene (wässriger Extrakt), analgetische (Ligustilid), neuroprotektive (Ligustilid) und antiproliverative (n-Butylidenphthalid) Wirkung (EMA, 2012).
-In vitro: antimikrobielle (Gram-positive und Gram-negative Bakterien; ätherisches Öl, Methanolextrakt), antimykobakterielle (Dichlormethanextrakt), antimykotische (Polyacetylene vom Falcarindiol-Typ), spasmolytische (Mesenterialarterie: Ligustilid; Ileum: Butylidenphthalid; Aorta, Hemmung der Kalziumfreisetzung: Butylidenphthalid; Vasorelaxation, Aorta: Ligustilid, Senkyunolid A; Uterusrelaxation: Ligustilid), antiproliverative (n-Butylidenphthalid) und GABAerge (Gelispirolid) Wirkung; Hemmung der Pankreaslipase-Aktivität (Methanolextrakt), Hemmung der Synthese von 5-Lipoxygenase (5-LO)-Produkten (Falcarindol) und Hemmung von TNF-α (Z-Ligustilid und Senkyunolid A) (EMA, 2012).
-Diuretische Wirkung (Teuscher et al., 2012).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1233
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (12.6.2023)
-WHO: keine Monographie vorhanden (12.6.2023)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/524621/2011 vom 20.11.2012)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: C03FA (BAnz. Nr.101 vom 1.6.1990)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An männliche Wistar-Ratten mit einer Lipopolysaccharid (LPS)-induzierte Lern- und Gedächtnisstörung konnte gezeigt werden, dass sich die 4-wöchige Behandlung mit einem Levisticum officinale-Extrakt (100 mg/kg) und/oder das 4-wöchige Laufen auf einem Laufband vorteilhaft auf LPS-induzierte Gedächtnisbeeinträchtigungen auswirkte; möglicherweise durch die antioxidative und entzündungshemmende Aktivität sowie die Förderung der Neurogenese (Amraie et al., 2023).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur Durchspülungstherapie bei unspezifischen entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnorgane und zur Vorbeugung von Nierengriess (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Liebstöckelwurzel
(g Droge/Tag)
Pferd25-50
Rind50-100_
Schaf, Ziege10-25
Schwein5-10
Hund2-5
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infus: 1 Teelöffel der zerkleinerten Droge mit 150 ml kochendem Wasser übergiessen, zugedeckt 15 Minuten ziehen lassen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Latwerge, Pillen oder Bissen: Liebstöckelwurzelpulver mit bitteren oder aromatischen Arzneipflanzenpulvern und mit konsistenzgebenden Substanzen wie Leinsamenschrot, Eibischwurzelpulver, Bockshornkleeschrot oder Roggenmehl, auch Honig, Melasse und Fruchtmus, v.a. Pflaumen- und Holunderbeerenmus, mischen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Kombinationen
-Liebstöckelwurzel kann sowohl als Monodroge als auch als Bestandteil von Kombinationen eingesetzt werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Liebstöckel ist für Katzen nicht geeignet (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Es muss eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleistet sein (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Die Furanocumarine können bei starker Sonneneinwirkung Fotodermatosen auslösen, dies ist aber in therapeutischer Dosierung nicht zu erwarten (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Gegenanzeigen: bei Neigung zu Ödemen infolge einer Herz- oder Niereninsuffizienz ist die Anwendung von Liebstöckelzubereitungen kontraindiziert, ebenso wenn der Verdacht besteht, dass Steine die Harnwege verlegen (vergeblicher Harndrang, Koliksymptome) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Mögliche Wechselwirkung mit Antikoagulantien (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Aufgrund der schwachen östrogenen Aktivität scheint Liebstöckel-Extrakt hinsichtlich der Reproduktions- und Entwicklungstoxizität bedenklich zu sein. In Ermangelung ausreichender Daten wird die Verwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfohlen (EMA, 2012).
-Das Liebstöckelwurzelöl ist nicht toxisch; die oralen LD50-Werte für Nagetiere liegen im Bereich von 2-5 g/kg; bei > 5 g/kg gibt es sehr leichte Hautreizungen (EMA, 2012).
-In Verbindung mit UV-Strahlung ist wegen der möglichen Photoaktivierung durch Furocumarine Vorsicht geboten (EMA, 2012).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, geschnittene und pulverisierte Droge sowie Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Liebstöckel ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Liebstöckel (Blätter, Kraut, getrocknet, zerkleinert, pulverisiert, Tabletten, Pellets, suspendiert in Öl) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 000980-EN, 000980-DE (22010-12-02); 003570-EN (2013-04-16).
 

Doping

Liebstöckel ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Amraie E., Pouraboli I., Salehi H. & Rajaei Z. (2023) Treadmill running and Levisticum officinale extract protect against LPS-induced memory deficits by modulating neurogenesis, neuroinflammation and oxidative stress. Metab Brain Dis. 38(3), 999-1011
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 372-374
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 277 & 292-293
-European Medicines Agency (EMA) (2012) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Levisticum officinale Koch, radix, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/524623/2011, 20 November 2012, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-European Medicines Agency (EMA) (2012) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Levisticum officinale Koch, radix, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/524621/2011, 20 November 2012, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 349-350
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2283-2285
-Pharmavista (2022) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2022) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 675 & 758
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 424
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 202
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