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Deutsch    Oenothera oleum raffinatum; Oleum oenotherae biennis
Deutsch    Nachtkerzensamenöl; Raffiniertes Nachtkerzenöl; Rapontikaöl
Franzoesisch    Huile d'onagre
Italienisch    Enotera olio
Englisch    Evening primrose oil
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Oenothera biennis aggr.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Das aus den Samen von Oenothera biennis aggr. oder Oenothera lamarckiana L. durch Extraktion und/oder Pressung gewonnene Öl (EMA, 2018).
 
Gehalt:
-Konzentrationsgrenzen für Linolsäure (cis-Linolsäure) und γ-Linolensäure (cis-γ-Linolensäure) müssen noch festgelegt werden. Aufgrund von Literaturdaten werden Werte von mindestens 60% bzw. 7% in Betracht gezogen (WHO, 2002).
-Gehaltsbestimmung: Gaschromatographie (WHO, 2002).
 
Reinheit:
-Mikroorganismen: Tests auf spezifische Mikroorganismen und Grenzwerte gemäss der WHO-Leitlinien über Qualitätskontrollmethoden für Heilpflanzen (WHO, 2002).
-Chemie: Brechungsindex: 1.476-1.480; Spezifisches Gewicht: 0.920-0.930 (WHO, 2002).
-Pestizid-Rückstände: der empfohlene Höchstwert für Aldrin und Dieldrin beträgt maximal 0.05 mg/kg; andere Pestizide gemäss der WHO-Leitlinien über Qualitätskontrollmethoden für Heilpflanzen und Pestizidrückstände (WHO, 2002).
-Schwermetalle: Höchstwerte und Analysen von Schwermetallen gemäss der WHO-Leitlinien über Qualitätskontrollmethoden für Heilpflanzen (WHO, 2002).
-Radioaktive Rückstände: gegebenenfalls Analyse radioaktiver Isotope gemäss der WHO-Leitlinien über Qualitätskontrollmethoden für Heilpflanzen (WHO, 2002).
-Säurewerte für organische Fremdstoffe: gemäss den nationalen Anforderungen (WHO, 2002).
 
Lagerung: Da das Nachtkerzenöl reaktiver und weniger stabil als die meisten anderen fetten Öle ist, sollte es an einem kühlen, dunklen Ort gelagert werden. Neben der Oxidation durch Luft- und Lichteinwirkung ist das Öl auch empfindlich gegenüber Hitze und Feuchtigkeit (EMA, 2018).
 

Übliche Zubereitungen

Öl, Kapseln und Crème (EMA, 2018; Pharmavista, 2023).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Eine hell-bernsteinfarbene Flüssigkeit (WHO, 2002).
 

Geruch

Erinnert an Mohnöl (Hänsel & Sticher, 2010); geruchlos (WHO, 2002).
 

Geschmack

Erinnert an Mohnöl (Hänsel & Sticher, 2010); ölig (WHO, 2002).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

-Fettes Öl: Triglyceride mit hohem Anteil an ungesättigten Fettsäuren, v.a. Linolsäure (65-85%), γ-Linolensäure (7-14%), α-Linolensäure (max. 0.5%), Ölsäure (5-12%), Stearinsäure (1-4%), Palmitinsäure (4-10%) und höchstens 0.3% gesättigte Fettsäuren mit einer Kettenlänge von weniger als C16.
(Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2018; Hänsel & Sticher, 2010; Hiller & Melzig, 2010; Teuscher et al., 2012; WHO, 2002; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antiphlogistische und immunmodulierende Wirkung (Behebung des δ-6-Desaturase-Defekts bei Neurodermitis) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Tumorsuppressive, lipidsenkende, antiulzerogene (Magenschleimhaut), gerinnungshemmende, neuroprotektive, entzündungshemmende, antidiabetische und antiasthmatische Wirkung (EMA, 2018).
-Immunmodulierende Wirkung (Behebung des δ-6-Desaturase-Defekts bei Neurodermitis durch Bildung von PGE1, das die Differenzierung bzw. Reifung der T-Lymphozyten, v.a. die Funktion der T-Suppressorzellen, fördert; die T-Suppressorlymphozyten kontrollieren die B-Lymphozyten, die für die Atopie typische überschiessende IgE-Synthese verantwortlich sind) (Hänsel & Sticher, 2010).
-Entzündungs- und immunmodulierende sowie nephroprotektive Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: keine Monographie vorhanden
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (14.11.2023)
-WHO: Monographie vorhanden (2002)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/753041/2017 vom 5.6.2018)
-Kommission E: keine Monographie vorhanden (14.11.2023)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Ratten mit einem Fruktose-induzierten metabolischen Syndrom, denen Nachtkerzenöl (0.1 ml/Ratte/Tag per Schlundsonde, über 57 Tage) verabreicht wurde, konnte gezeigt werden, dass bei diesen Ratten (Fruktose- und Nachtkerzenölgruppe), im Vergleich zur Fruktosegruppe die VLDL (Very Low Density Lipoprotein)-Werte, die TNFa (Tumornekrosefaktor alpha)-Werte, die TOS (Gesamt-Oxidationsmittel-Status)-Werte und der systolische Blutdruck signifikant sanken und die Adiponektin-, TAC (Total Antioxidant Capacity)- und HDL (High Density Lipoprotein)-Werte signifikant erhöht waren. Demzufolge besitzt Nachtkerzenöl eine antioxidative Wirkung, indem es den oxidativen Stress reduziert, den Adiponektinspiegel und die Insulinempfindlichkeit erhöht, und entzündungshemmende Eigenschaften mit antiatherogener Wirkung, indem es die Dyslipidämie und den systolischen Blutdruck reguliert (Mert et al., 2022).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei atopischem Ekzem (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Dosierung und Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Unverdünnt oder mit Speiseöl gemischt: 240-320mg γ-Linolensäure/Tag (analog Tagesdosis Mensch), mindestens für 4-12 Wochen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Als Ergänzungsfuttermittel erhältlich (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Äusserliche Anwendung
-Zur Pflege unverdünnt oder verdünnt: z.B. 10 ml Nachtkerzensamenöl in 50-100 ml Basisöl (z.B. Jojobawachs, Johanniskraut- oder Mandelöl) mischen (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Kontraindikation: nicht anwenden bei einer Überempfindlichkeit gegen Oenothera-Öl (EMA, 2018).
-Mögliche Wechselwirkung mit Antikoagulantien, Allgemeinanästhetika, Phenothiazine und Tamoxifen (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Chronische Toxizität: Eine Langzeitstudie mit Oenothera-Öl an 20 männlichen und 20 weiblichen Hunden (52 Wochen; 0, 1, 3, 5 ml/kg Öl/Tag, oral per Schlundsonde) und 100 männlichen und 100 weiblichen Ratten (53 Wochen; 0, 0.3, 1, 2.5 ml/kg Öl/Tag, oral per Schlundsonde) zeigte im Vergleich zu den Kontrollgruppen keine signifikanten Unterschiede bei der Nahrungsaufnahme, den klinischen Symptomen und dem Körpergewicht sowie bei der Hämatologie, Urinanalyse und klinischen Chemie. Auch bei der makroskopischen oder histopathologischen Untersuchung wurden keine Unterschiede festgestellt. Ausnahme: bei den weiblichen Ratten mit hoher Dosis wurde ein signifikanter Anstieg des Kaliumspiegels festgestellt. 1 Hund und 11 Ratten verstarben, die Todesursache wird nicht erwähnt (EMA, 2018).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Nachtkerzensamenöl ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Nachtkerzensamenöl (gepresst) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 004140-EN (2013-10-10).
 

Doping

Nachtkerzensamenöl ist keine verbotene Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 391 & 409
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, p. 712
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 169
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mert H., Irak K., Çibuk S., Yildirim S. & Mert N. (2022) The effect of evening primrose oil (Oenothera biennis) on the level of adiponectin and some biochemical parameters in rats with fructose induced metabolic syndrome. Arch Physiol Biochem. 128(6), 1539-1547
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2507-2508
-Pharmavista (2019) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2018) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 173
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 2 (2002) Oleum oenotherae biennis. World Health Organization, pp. 217-230
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, pp. 177-178, 199, 317 & 378
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