Klinische Symptome
Katzen: 1. Phase: 1-3 Stunden nach Ingestion treten Vomitus, Hypersalivation, Anorexie, Apathie und Inappetenz auf. Die gastrointestinalen Symptome verschwinden nach 2-6 Stunden, was eine Verbesserung vortäuscht.
2. Phase: 12-30 Stunden nach Einnahme folgt eine Polyurie, daraus resultiert, 18-30 Stunden nach Ingestion, eine Dehydration. Ohne aggressive Infusionstherapie beginnt nach 24-48 Stunden die anurische Phase, in der die toxischen Metaboliten akkumulieren und das Tier wieder erbricht (nach 30-72 Stunden). Bei einer schweren Urämie können zentrale Kranpfanfälle auftreten. Die Tiere sterben nach 3-7 Tagen infolge eines Nierenversagens. In der anurischen Phase ist die Peritoneallavage oder Hämodialyse unerlässlich. Weitere Symptome sind Renomegalie, Nierenschmerzen und eine schwere Azotämie mit stark erhöhten Harnstoff- und Creatinin-Werten im Blutserum. Die Urinuntersuchung zeigt vermehrt Zylinder, ein Zeichen für einen Tubulusschaden, sowie erhöhte Glukose- und Proteinwerte.
Bei
Rindern führte die Einnahme von Narthecium sp. (Moorlilien) zu einer diffusen tubulärer Nierennekrose und Nierenversagen mit einer vergleichbaren Pathologie zur Lilienvergiftung bei Katzen.
Bei
Ratten, Mäusen und
Kaninchen konnte trotz der Verfütterung grosser Mengen Lilien (1.5faches Körpergewicht) keine Nephropathie ausgelöst werden.
Bei
Hunden kam es nach der Ingestion von Lilien maximal zu gastrointestinalen Symptomen mit Erbrechen (Fitzgerald, 2010).
Diagnose
Zu Beginn der Intoxikation ist meist nur das Stressleukogramm (leichte Neutrophilie ohne Linksverschiebung in Verbindung mit einer Eosinopenie, Lymphopenie und gelegentlich Monozytose) sichtbar. Die Verschiebung der anderen Werte erfolgt erst nach 18-24 Stunden. Die Veränderungen im Urin können ab 12 Stunden nach Ingestion auftreten.
- | Blutstatus: Anämie oder Stressleukogramm. |
- | Blutchemie: erhöhte Harnstoff-, Kreatinin- und Kalium-Werte. Der unverhältnismässig starke Anstieg des Kreatinin im Vergleich zum Harnstoff kann als Indikator für eine Lilienvergiftung angesehen werden. In der Spätphase auch erhöhte Aspartat-Aminotransferase/ASAT/GOT- und Alanin-Aminotransferase/ALAT/GPT-Werte infolge Anorexie möglich. |
- | Urin: vermehrt Zylinder, Isosthenurie, Glukosurie, Proteinurie; die Veränderungen können schon 12 Stunden nach Ingestion gesehen werden (Fitzgerald, 2010). |
Differentialdiagnosen
Infektiöse Nephropathie, metabolische Nephropathie, akute Manifestation einer chronischen Nephropathie, Einnahme oxalathaltiger Pflanzen, Borsäure oder Ethylenglycol. Ethylenglycol bewirkt, neben ZNS-Symptomen wie Desorientierung und Stupor, bereits im frühen Vergiftungsstadium eine schwere Azidose (Fitzgerald, 2010).
Therapie
Dekontamination / Symptomatische Therapie (
siehe Notfalltherapie). Frühe und aggressive Flüssigkeitstherapie (NaCl-Lösung, 2-3facher Erhaltungsbedarf, innerhalb der ersten 24 Stunden nach Ingestion, für 1-3 Tage), in der anurischen Phase: peritoneale Lavage oder Hämodialyse.