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Postoperative Infektion (Surgical site infection, SSI)

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Siehe auch Antibiotika in der Chirurgie: Übersicht
 
Eine postoperative Infektion kann bis zu 30 Tage nach einer Operation auftreten. Werden Implantate verwendet, erweitert sich dieses Fenster auf 90 Tage. In der Tiermedizin wird aktuell die Definition der CDC aus der Humanmedizin angewendet:
 
Tabelle 5. SSI-Definitionen gemäss CDC
 

Oberflächliche SSI
Infektionen, welche innerhalb von 30 Tage nach der Operation entstehen, Haut und subkutanes Gewebe der Inzision betreffen und mindestens eines der folgenden Kriterien aufweisen:
  1. Eitriger Ausfluss aus der Inzision
  2. Positiver Abstrich bei steriler Entnahmetechnik (z.B. sterile Punktion von ­Seromflüssigkeit / Wundflüssigkeit)
  3. Eine Naht, die durch einen Chirurgen zu therapeutischen Zwecken eröffnet wurde

    UND

    Mindestens eines der folgenden Symptome: Schmerz oder Druckdolenz, Rötung, lokale Schwellung, Hitze
  4. Diagnose einer Infektion durch einen Chirurgen (siehe obige Kriterien)
Tiefe SSI Infektionen, welche innerhalb von 30 Tagen (ohne Implantat) oder 90 Tagen (mit Implantat) nach der Operation entstehen, tiefes Gewebe (Faszien, Muskeln) der Inzision betreffen und mindestens eines der folgenden Kriterien aufweisen:
  1. Eitriger Ausfluss aus der tiefen Inzision
  2. Eine Naht, die durch einen Chirurgen eröffnet werden musste, oder die von der Tiefe heraus dehiszent wird
    UND 
    Ein steril entnommener positiver Abstrich (Nachweis von Bakterien) aus der Tiefe der Wunde
    UND
    Mindestens eines der folgenden Symptome: Fieber, lokaler Schmerz oder Druckdolenz, Rötung, lokale Schwellung, Hitze
  3. Es zur Bildung eines Abszesses kommt
Organ/Raum SSI Infektionen, welche innerhalb von 30 Tagen (ohne Implantat) oder 90 Tagen (mit Implantat) nach der Operation entstehen, Organe und/oder Organhöhlen betreffen und mindestens eines der folgenden Kriterien aufweisen:
  1. Eitriger Ausfluss aus der Drainage, die platziert wurde
  2. Isolierte Organismen entnommen aus einer aseptischen Kultur von Flüssigkeit oder Gewebe aus dem Organ/der Organhöhle
  3. Nachweis eines Abszesses in einer Körperhöhle
Keine SSI Gemäss aktueller CDC-Definition (Januar 2023) gelten folgende Symptome alleine nicht als Hinweise auf eine oberflächliche Infektion:
  1. Cellulitis/Schwellung/Rötung
  2. Isolierte Eiteransammlungen an den Austrittstellen der Fäden
  3. Lokalisierte Pin-Infektionen ohne Osteomyelitis
  4. Oberflächliche Dehiszenz ohne Infektionsanzeichen 

 

 
Therapieleitlinien

Oberflächliche SSI können unter Kontrolle mit lokalen Antiseptika behandelt werden. Hat der Patient zusätzlich Fieber und oder andere Anzeichen einer systemischen Infektion (Leukozytose, CRP-Erhöhung bei Hunden/ SAA Erhöhung bei Katzen, die über dem postoperativen Wert liegt), wird zusätzlich eine therapeutische Antibiotikagabe empfohlen.
 
Ab der Stufe der tiefen SSI ist eine Revision und Resektion von entzündlich verändertem und nekrotischem Gewebe als erster Schritt, verbunden mit einer systemischen Antibiotikatherapie, indiziert. Je nach Operation kann die ausschliesslich systemische Antibiotikatherapie ausreichen. Die Therapie sollte immer nach Antibiogramm erfolgen.
Bei einer durch die Symptome des Tieres und durch eine Punktion bestätigten Infektion wird empfohlen, den Patienten mit einem Breitspektrum-Antibiotikum zu behandeln, bis die Ergebnisse der Bakterienkultur vorliegen. Die Probe muss strikt aseptisch entnommen und eine weitere Kontamination verhindert werden. Je nach Ergebnis der Kultur und des Antibiogramms kann die Antibiotikabehandlung gegebenenfalls angepasst werden, sofern bis dahin keine klinische Besserung eingetreten ist.
First-line werden Beta-Laktam Antibiotika mit oder ohne Betalaktamase-Inhibitoren empfohlen. Insbesondere bei Patienten, die bei der Erstoperation perioperativ bereits eine Antibiose erhalten hatten, ist ein Abstrich der Wunde bei der Revision unbedingt notwendig, da bei diesen Patienten ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit einem resistenten Keim besteht.
Wenn unter der initialen Therapie keine klinische Verbesserung erreicht wird, muss die Antibiotikatherapie ggf. nach Resistenztest angepasst werden. Hierbei muss aber sichergestellt sein, dass alle anderen auslösenden Faktoren adäquat adressiert wurden. Besteht weiterhin nekrotisches Gewebe und eine massive systemische Infektion, muss ggf. eine offene Wundtherapie einem erneuten Verschluss vorgezogen werden.
 

Postoperative Infektion (Surgical site infection, SSI)
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Cefazolin 22 mg/kg 2 × tgl. p.o. 5 Tage,
Verlängerung 2 - 3 Tage über klinische Symptome hinaus
Oder Anwendung eines anderen Cephalosporins der 1. Generation
AmoxicillinClavulansäure 12,5 - 20 mg/kg 3 - 4 × tgl. p.o.  
Second line  
Zu beachten Nur bei ausbleibendem klinischem Erfolg und nachgewiesener Resistenz gegen ein First-line Antibiotikum! Ggf. ist eine offene Therapie einer Anpassung der Antibiotikatherapie vorzuziehen.
Marbofloxacin Katze: 2 - 4 mg/kg 1 × tgl. p.o. 5 - 7 Tage,
Verlängerung 2 - 3 Tage über klinische Symptome hinaus
Sind kritische Antibiotika und daher für Initialtherapie nicht geeignet; nur nach Antibiogramm bei ausbleibendem Therapieerfolg.

Eine Enrofloxacin-Dosis von 5 mg/kg/Tag sollte bei Katzen aufgrund der Gefahr von Retinopathien nicht überschritten werden.
Enrofloxacin Katze: 5 mg/kg 1 × tgl. p.o.
 
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