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Rezidivierende bakterielle Zystitis

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

In Anlehnung an die Humanmedizin spricht man von einer rezidivierenden bakteriellen Zystitis bei ≥ 2 Episoden von Zystitis in 6 Monaten oder ≥ 3 Episoden in 12 Monaten. Ein Wiederauftreten einer bakteriellen Zystitis kann aufgrund eines Rückfalls, einer persistierenden Infektion oder einer Reinfektion auftreten. Rezidivierende bakterielle Zystitiden beinhalten somit ein breites Spektrum an Erkrankungen, von unkomplizierten, einfach zu behandelnden Infektionen bis hin zu schwer behandelbaren Infektionen, zum Beispiel infolge multiresistenter Keime.
 

Erreger

Häufig Escherichia coli, Staphylococcus spp. (v.a. Staphylococcus pseudintermedius), Enterococcus spp., seltener Streptococcus spp., Proteus spp., Pseudomonas aeruginosa, Klebsiella spp., andere Enterobacterales.
 

Symptome

Siehe Sporadische bakterielle Zystitis. Zusätzlich können klinische Zeichen möglicher prädisponierender Faktoren wie z.B. Harnabsatzstörungen (Retention, Inkontinenz) oder struktureller Veränderungen vorhanden sein.

 
Diagnose / Tests Der Nachweis von Bakterien im Sediment einer mittels Zystozentese entnommen Harnprobe und eine bakterielle Harnkultur mit Antibiogramm sollte in allen Fällen einer rezidivierenden bakteriellen Zystitis durchgeführt werden.
 
Patienten mit rezidivierenden bakteriellen Zystitiden haben in den allermeisten Fällen prädisponierende Faktoren (funktionelle oder strukturelle Veränderungen des Harntrakts oder Begleiterkrankungen), welche abgeklärt und falls immer möglich behandelt werden müssen, um das Wiederauftreten von bakteriellen Zystitiden zu vermeiden. Eine wiederholte Behandlung mit Antibiotika ohne vorgängige Abklärungen prädisponierender Faktoren muss vermieden werden. Weiterführende Untersuchungen schliessen eine hämatologische und biochemische Blutuntersuchung, bildgebende Verfahren und in manchen Fällen eine Zystoskopie ein.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Das primäre Ziel einer Behandlung muss eine klinische Heilung sein (Symptomfreiheit). Eine mikrobiologische Heilung (steriler Urin) ist wünschenswert, aber nicht in allen Fällen möglich oder notwendig für eine Symptomfreiheit.
 
Eine prophylaktische Behandlung von Katzen und Hunde mit rezidivierenden bakteriellen Zystitiden ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht empfohlen. Stattdessen sollten Tiere mit klinischen Symptomen einer Zystitis mit einer kurzzeitigen, kulturbasierten Antibiose behandelt werden mit dem Ziel der Abheilung der Symptome.
 
Therapiebeginn: Bei nicht vorbehandelten Patienten kann eine empirische Antibiotikatherapie bei entsprechender klinischer Symptomatik und Nachweis von Bakterien im Sediment einer mittels Zystozentese entnommenen Harnprobe gestartet werden. Die empirische Therapie wird dann entsprechend Kultur und Antibiogramm angepasst. Ein Abwarten der Kulturresultate vor Start der Antibiotikatherapie ist häufig möglich - und dringend angeraten bei Patienten mit Verdacht auf eine persistierende Harnwegsinfektion, die bereits antibiotisch vorbehandelt wurden. In diesen Fällen kann eine anti-inflammatorische Therapie die Wartezeit bis zum Erhalt des Antibiogrammes überbrücken.
 
Therapiedauer: In älteren Guidelines wurde eine Therapiedauer von 4 - 6 Wochen empfohlen. Trotz bisher weniger Therapiestudien bei Hunden und Katzen ist eine Individualisierung der Therapiedauer empfohlen. Bei Reinfektionen (auch wenn Prädispositionen bestehen wie z.B. Diabetes mellitus) sollte eine kurze Behandlung (3 - 5 Tage) in Betracht gezogen werden. Bei persistierenden Infektionen ist eine längere Therapiedauer (7 - 14 d) angeraten.
 

Antibiotika

Rezidivierende Zystitis
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungsdauer Bemerkungen
First line  
Amoxicillin 11 - 15 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o., je nach Symptomatik 3 - 5 Tage (rezidivierende Infektion),
7 - 14 Tage (persistierende Infektion)
 
Cephalexin 20 - 30 mg/kg 2 × tgl. p.o.  
Second line  
AmoxicillinClavulansäure 11 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o., je nach Symptomatik 3 - 5 Tage (rezidivierende Infektion),
7 - 14 Tage (persistierende Infektion)
 
TrimethoprimSulfadiazin oder
TrimethoprimSulfamethoxazole
15 mg/kg 2 × tgl. p.o. oder s.c. Muss für die p.o. Anwendung umgewidmet werden
Stark eingeschränkter Einsatz
Fluorchinolone und 3. oder 4. Generation Cephalosporine
Sind kritische Antibiotika und daher für Initialtherapie nicht geeignet; nur nach Antibiogramm.
Die routinemässige Gabe von langzeitwirksamen kritischen Antibiotika aufgrund der Einfachheit der Verabreichung ist aufgrund des hohen Risikos der Selektion multi-resistenter Keime kontraindiziert.

 
Follow-up: Eine Kontrolle unter Therapie ist nicht angeraten, ausser der Patient zeigt keine Verbesserung bzw. anhaltende Symptome unter Therapie. In diesem Fall müssen nebst einer Wiederholung der Harnbakteriologie auch weiterführende Abklärungen zur Identifikation anderer Faktoren oder Erkrankungen durchgeführt werden. Zeigt das Tier eine Resistenz im Antibiogramm gegen den verschriebenen Wirkstoff, wird der Wirkstoff angepasst, sofern das Tier keine deutliche klinische Verbesserung unter Therapie zeigte.
Bei gewissen komplexen Fällen von rezidivierender Zystitis kann eine Nachkontrolle mittels Harnbakteriologie 5 - 7 Tage nach Abschluss der Therapie sinnvoll sein. Ein positiver Befund in Abwesenheit klinischer Symptome ist jedoch nicht behandlungswürdig, es gelten die Empfehlungen unter Subklinische Bakteriurie.
 

Resistenzlage

Daten liegen vor für E. coli aus Harnproben von Hunden und Katzen (siehe Bericht zum Antibiotikaresistenz-Monitoring für Tierpathogene durch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und das Zentrum für Zoonosen, bakterielle Tierkrankheiten und Antibiotikaresistenz (ZOBA)). Weiter können Resistenzdaten für Tiere in der Schweiz auf der Plattform INFECT Vet by anresis eingesehen werden (https://vet.infect.info). Die Resultate müssen jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da Tiere mit Vorbehandlungen oder rezidivierenden Harnwegsinfektionen überrepräsentiert sein können, und keine Daten zur Erkrankung der Tiere vorliegen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Resistenzlage auch in der eigenen Praxis zu monitoren und die Wahl der empirischen Therapie darauf abzustimmen.
 

Prävention

Über die Effektivität unterstützender Massnahmen wie Futterergänzungsmittel und biotherapeutischer Produkte liegen im Moment beim Kleintier nur wenige Studien vor. Eine Evidenz-basierte Empfehlung kann aktuell nicht ausgesprochen werden.
 

Unterstützende Massnahmen

Analgetische Therapie z.B. mit NSAIDs bei gut hydrierten Tieren mit ungestörter Nierenfunktion.

 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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