Ehrlichien sind gram-negative, intrazelluläre Bakterien. In Europa ist Ehrlichia canis als Erreger der monozytären Ehrlichiose beim Hund von Bedeutung. Bei Katzen wurden einzelne Fälle von symptomatischen Infektionen mit E. canis nachgewiesen. E. canis infiziert v.a. Monozyten/Makrophagen, und bildet in diesen typische lichtmikroskopisch sichtbare Mikrokolonien (Morulae). Der Erreger ist weltweit verbreitet, abhängig vom Verbreitungsgebiet der Vektorzecke Rhipicephalus sanguineus (braune Hundezecke). In Europa ist R. sanguineus im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Gemäss ECDC/EFSA wurde R. sanguineus in der Schweiz in den Regionen Tessin, Wallis, Genf und Rheintal nachgewiesen, sie ist jedoch deutlich seltener als der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus). Jedoch kann R. sanguineus für längere Zeit in Zwingern oder Häusern überleben, was zu Infektionen ausserhalb des Verbreitungsgebiets der Zecke führen kann.
Eine Übertragung von E. canis geschieht bereits wenige Stunden nach dem Biss der Zecke. Die Inkubationszeit beim Hund beträgt 8 - 20 Tage, die akute Phase dauert ca. 1 - 4 Wochen. Die akute Phase kann mit milden Symptomen verlaufen und deshalb unerkannt bleiben. Bei unzureichender oder fehlender Behandlung kommt es zu einer subklinischen Infektionsphase, welche Monate bis Jahre andauern kann und in welcher die Erreger v.a. in der Milz sequestriert sind. Ein Teil der subklinisch infizierten Hunde entwickelt eine chronische, schwere Erkrankung, welche durch das Auftreten einer Knochenmarkshypoplasie charakterisiert ist.
In Europa: Ehrlichia canis
Bei Katzen mit E. canis Infektion wurden Fieber, Lethargie und Anorexie, Lymphadenopathie, Myalgie, Dyspnoe oder Polyarthritis zusammen mit Anämie, Thrombozytopenie oder Panzytopenie beschrieben.
Als wirksame Antibiotika zur Therapie einer E. canis Infektion gelten Tetracycline, insbesondere Doxycyclin. Die Therapie sollte bei akuten Infektionen so früh wie möglich eingeleitet werden. Eine klinische Verbesserung tritt meist innert 24 - 48 Stunden nach Therapiebeginn auf. Hunde mit chronischer Infektion und schwerer Myelosuppression können kein oder nur ein partielles Ansprechen auf die Therapie zeigen.
Imidocarb Dipropionate wurde früher zur Therapie von E. canis Infektionen eingesetzt, in vitro und in vivo Studien konnten jedoch keinen Effekt der Therapie zeigen. E. canis scheint eine intrinsische, Gyrase-mediierte Resistenz gegen Fluorchinolone aufzuweisen. Deren Einsatz ist deshalb nicht indiziert.
Eine Kontrolle der Erregerelimination (mittels PCR aus Milzaspirat oder Antikörperverlauf) wird empfohlen, um der Entwicklung einer schweren chronischen Infektion mit Knochenmarkshypoplasie vorzubeugen.
Ehrlichiose | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Doxycyclin | 5 mg/kg 2 × tgl. oder 10 mg/ kg 1 × tgl. |
3 - 4 Wochen | Keine parenterale Applikation möglich. Evt. Gelbverfärbungen der Zähne bei Einsatz vor dem Zahnwechsel |
Second line | |||
Oxytetracyclin | 7,5 - 10 mg/kg 3 × tgl. | 3 - 4 Wochen | Parenterale Applikation möglich, Gelbverfärbungen der Zähne bei Einsatz vor dem Zahnwechsel |
Minocyclin | 10 mg/kg 2 × tgl. | 3 - 4 Wochen | Umwidmung aus der Humanmedizin nötig |
No go Fluorchinolone, Makrolide, Penicilline, Aminoglykoside |
Kein nachgewiesener Effekt bei Infektionen mit E. canis. |
Unbekannt.
Strikte Zeckenprophylaxe bei Aufenthalt in Endemiegebieten. Eine Chemoprophylaxe mit Doxycyclin wird nicht empfohlen. Bei Blutspendern sollten eine E. canis Infektion unbedingt ausgeschlossen werden, da die Infektion mittels Bluttransfusion übertragen werden kann.
Nach Bedarf Infusionstherapie oder Bluttransfusion. Eine kurzfristige Gabe von Glucocorticoiden in tiefen Dosen kann beim Vorliegen schwerer, lebensbedrohlicher Thrombozytopenien und Blutungen indiziert sein.