Hunde und Katzen infizieren sich
● | durch die Aufnahme sporulierter Oozysten aus der Umwelt |
● | durch pränatale Infektion (intrauterin) |
● | durch Aufnahme infektiöser Zysten aus dem Gewebe eines Zwischenwirtes (Beutetiere, wie Nager oder Vögel) |
● | durch Aufnahme infektiöser Zysten in abortiertem Material oder rohem oder ungenügend erhitztem bzw. nicht ausreichend tiefgefrorenem Fleisch (z. B. beim BARFen). |
Ausschliesslich bei Katzen (Endwirt) kommt es zu einer fäkalen Ausscheidung von Toxoplasma-Oozysten. Eine erstmalige Infektion von Katzen resultiert nach 18 - 36 Tage (Präpatenz nach Aufnahme sporulierter Oozysten) oder nach 3 - 10 Tagen (Präpatenz nach Aufnahme infektiöser Zysten) in einer ca. 3 Wochen andauernden Oozystenausscheidung, deren Maximum in der ersten Woche liegt. Anschliessende Infektionen verlaufen in der Regel ohne erneute Oozystenausscheidung. Die kleinen Oozysten haben eine hohe Tenazität und können in feuchtem Milieu mehrere Monate infektiös bleiben.
Toxoplasma gondii
Für die tierärztliche Praxis ist es wichtig, zu unterscheiden zwischen:
● | Katzen als Endwirte (intestinale Toxoplasmose), die i.d.R. keine klinischen Anzeichen zeigen (ausser als Jungtiere, selbstlimitierender Durchfall), als Ausscheider von Oozysten, die zoonotisch relevant sind |
und
● | Katzen und Hunden mit einer aktiven Infektion (systemische Toxoplasmose, äusserst selten), die als klinische Patienten relevant sind, dagegen für den Menschen keinerlei Risiko darstellen. |
Bei Katzen ist eine systemische Toxoplasmose sehr selten. Bei pränatal (intrauterin) infizierten Katzenwelpen treten direkt nach der Geburt klinische Anzeichen einer Infektion auf, die meist tödlich verlaufen. Eine Reaktivierung einer latenten Infektion kann sehr selten bei Immunsuppression auftreten und wurde nach Administration von Ciclosporin oder bei FeLV- oder FIV- infizierten Katzen beschrieben.
Die häufigsten betroffenen Gewebe bei einer systemischen Toxoplasmose sind ZNS, Muskel, Lunge und Auge. Die Katzen können neurologische Symptome (z.B. Krämpfe, Ataxie), Muskelhyperästhesie, Dyspnoe, Augenveränderungen (Uveitis, Chorioretinitis, Netzhautablösung, Neuritis des Sehnervens), Ikterus, Durchfall, Fieber, Depression, Anorexie oder Gewichtsverlust zeigen. Intrauterin infizierte Welpen weisen oft einen sehr schweren Verlauf auf und versterben infolge Lungen- oder Leberbeteiligung.
Bei älteren Katzen mit intestinaler Toxoplasmose (Katze als Endwirt) treten i.d.R. keine klinischen Anzeichen auf, selten wird Durchfall oder kurzfristige Lymphknotenschwellung beobachtet. Jungtieren können gelegentlich starken, aber selbstlimitierenden Durchfall aufweisen. Betroffene Tiere sind als Ausscheider von Oozysten zoonotisch relevant.
Die Diagnose einer intestinalen Toxoplasmose bei der Katze basiert auf dem Nachweis von Oozysten im Kot der Katze; infolge der kurzen Patenz (ca. 1 - 3 Wochen) gelingt dies jedoch nur über einen kurzen Zeitraum.
Bei Katzen mit Verdacht auf extraintestinale systemische Toxoplasmose kann die Diagnose aufgrund der klinischen Symptomatik, des Nachweises spezifischer Antikörper im Serum, des Ausschlusses anderer Erkrankungen und des klinischen Ansprechens auf die Therapie gestellt werden. Die Diagnose stützt sich somit auf die entsprechende klinische Symptomatik und den Nachweis einer Serokonversion (2-malige Untersuchung auf Antikörper, bei akuter Erkrankung und nach 3 Wochen). Der Nachweis des Erregers in Bronchiallavage, Nasensekret, Geweben oder Liquor (mittels Zytologie oder PCR) gelingt nur selten.
Katzen mit positiven Antikörperreaktionen scheiden i.d.R. keine Oozysten mehr aus (seltene Ausnahme: Reaktivierung bei Immunschwäche)
Das Schema dient zur Therapie einer systemischen Toxoplasmose, nicht zur Verhinderung einer Oozystenausscheidung bei Katzen.
Die Therapie sollte nach 1 Wochen reevaluiert werden, und bei positiver Therapieantwort für total 4 Wochen fortgesetzt werden.
Toxoplasmose | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Clindamycin | 10 - 12 mg/kg 2 - 3 × tgl. | 4 Wochen | Reevaluation nach 1 Wochen, bei positiver Therapieantwort Fortführung für total 4 Wochen |
Trimethoprim / Sulfonamide |
10 - 12 mg/kg 2 - 3 × tgl. |
4 Wochen | Weiterführung der Therapie entsprechend dem primär erkrankten Organsystem (muskulär vs. ZNS) Polymyositis: Clindamycin Cerebellitis: Sulfadiazin / Trimethoprim |
Unbekannt.
Wichtigstes Ziel ist es, das Infektionsrisiko des Menschen durch eine Einschränkung der Oozysten- Ausscheidung durch die Katze zu senken:
● | Katzenkiste mindestens einmal täglich leeren, bevor Oozysten sporulieren können (Sporulation nach 2 - 3 Tagen) |
● | Ernährung mit Fertigfutter, keine Rohfleischfütterung (z.B. BARFen) |
● | Allenfalls Verzicht auf Freigang (mögliche Prophylaxe, aber nicht grundsätzlich empfohlen!) |