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Tritrichomonas foetus

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Tritrichomonas foetus ("Katzen-Stamm") sind flagellierte Protozoen, die das Ileum, Zäkum und Kolon bei der Katze besiedeln. T. foetus Infektionen sind bei Katzen in zahlreichen Ländern beschrieben, mit Prävalenzen von 2 - 59%, abhängig von der Haltung, Herkunft und der eingesetzten Diagnostik. T. foetus bei Rindern ("Rinder-Stamm") ist morphologisch identisch, doch bestehen genetische Unterschiede.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die Übertragung von T. foetus zwischen Katzen geschieht fäkal-oral. Trichomonaden bilden keine Zysten und überleben deshalb und nur wenige Stunden in einer trockenen, aeroben Umgebung, in feuchtem Kot evtl. mehrere Tage. Im Gegensatz zur T. foetus Infektion beim Rind gibt es bei Katzen kaum Hinweise für eine Beteiligung des Reproduktionstraktes oder für eine venerische Übertragung.
T. foetus Infektionen treten v.a. bei jungen Katzen auf (medianes Alter 1 Jahr). Bei älteren Katzen können asymptomatische Infektionen vorliegen oder sie zeigen chronischen Durchfall, der bereits als Welpe erstmals auftrat. Infektionen treten häufig bei Katzen auf, die in grösseren Beständen leben (Mehrkatzenhaushalte, Zuchten, Tierheime), was wohl die Übertragung begünstigt, wobei T. foetus auch bei allein gehaltenen, jungen Katzen diagnostiziert wird. In einer Studie in Deutschland bei reinrassigen Katzen aus Zuchten konnte T. foetus bei 15,7% der Katzen bzw. 18,5% der Zuchten nachgewiesen werden. 64% der infizierten Katzen wiesen eine abnorme Kotkonsistenz auf. In 105 Kotproben von Katzen in der Schweiz, welche wegen Durchfall hospitalisiert waren oder eine parasitologische Untersuchung erhielten, war T. foetus bei 26% der Kotproben mittels PCR und/oder Kultur nachweisbar. Total 81% der Katzen waren ≤ 12 Monate alt und 93% lebten in einem Mehrkatzenhaushalt.
 

Erreger

Tritrichomonas foetus-Trophozoiten sind birnen- bis spindelförmig, 10 - 25 µm lang und 3 - 15 µm breit. Sie charakterisieren sich durch 3 Vordergeisseln und eine lange Schleppgeissel. Diese geht aus der undulierenden Membran hervor, welche sich über den gesamten Zellkörper erstreckt und das Hinterende überragt. Auch der Achsenstab überragt den hinteren Zellrand.
 

Symptome

T. foetus Infektionen zeichnen sich klinisch durch rezidivierenden bis persistierenden Dickdarmdurchfall aus. Der Kot ist semi-geformt bis kuhfladen-artig, enthält oft Schleim- und Blutbeimengungen und ist meist übelriechend. Die Tiere sind i.d.R. munter und haben einen normalen Appetit, teils zeigen sie jedoch Flatulenz oder Entzündungen am Anus bis hin zu fäkaler Inkontinenz.
 
Diagnose / Tests Zur Diagnose sollte frischer (Durchfall-)Kot verwendet werden. Eine antimikrobielle Behandlung sollte davor für mehrere Tage abgesetzt worden sein, da sonst falsch negative Resultate resultieren können.
 
Frischer, ungekühlter Kot kann direkt mikroskopiert werden (1 stecknadelkopfgrosse Menge Kot vermischt mit 1 Tropfen NaCl, Deckglas und 40er-Objektiv). Infektionen mit T. foetus werden manchmal fälschlicherweise als Giardien Infektionen diagnostiziert. Während Trichomonaden relativ einfach an ihrer charakteristischen, ruckartigen Fortbewegung zu erkennen sind, bewegen sich Giardien eher wie langsam fallende Blätter. Die Methode ist einfach und schnell durchführbar, ist aber wenig sensitiv. Ein negatives Resultat schliesst eine T. foetus Infektion deshalb nicht aus.
 
Neben der direkten Kotmikroskopie kann T. foetus auch durch Kultivierung diagnostiziert werden (In-Pouch-Medium). Hierfür darf der Kot nicht gekühlt werden: 0,5 - 1 ml nativer Frischkot wird in das Kultursystem überführt. Die Kultur sollte in-house durchgeführt werden, da der Versand ins Labor zum Absterben der T. foetus führen kann. Die diagnostische Sensitivität der Kultur ist höher als bei der Kotmikroskopie und liegt bei ca. 55%. Die Kammer des bei 37 °C in vertikaler Richtung inkubierten In Pouch wird täglich unter dem Mikroskop auf motile Trophozoiten untersucht. Die meisten Kulturen sind nach 3 - 4 Tagen positiv. Giardia spp. überleben nicht länger als 24 Stunden in dem Medium, ein positives Resultat ist daher diagnostisch für T. foetus.
 
Die PCR-Untersuchung ist die Methode der Wahl zum Nachweis von T. foetus im Kot. Sie ist die sensitivste Methode und eignet sich auch für Proben, die nicht frisch untersucht werden können.
 
Histologisch stellt sich die T. foetus-Infektion als lymphoplasmazelluläre und neutrophile Kolitis dar, die Trichomonaden können auch in den kolonischen Biopsieproben gefunden werden, wobei segmentale Läsionen beschrieben sind, und daher multiple Biopsien notwendig sind.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Auch wenn sich die Kotkonsistenz unter Fenbendazol oder Metronidazol verbessern kann, ist eine Heilung und Eradikation von T. foetus bisher nur mit Ronidazol möglich. Die initiale Therapieempfehlung für Ronidazol lag jahrelang bei 30 mg/kg 2 × tgl. für 14 Tage. Da es mit 2 × tgl. Applikation zur Akkumulation des potenziell neurotoxischen Wirkstoffes kommt und sich therapieresistente Fälle nach 1 × tgl. Behandlung in der Regel auch mit 2 × tgl. Ronidazol-Behandlung nicht bessern, wird heute eine 1 × tgl. Behandlung mit 30 mg/kg Ronidazol für 14 Tage empfohlen. Damit wurde in einer retrospektiven Studie eine komplette klinische Abheilung bei 64% der Katzen erreicht, wobei 31% der Katzen, die keinen Therapieerfolg zeigten, mit einer zu tiefen Dosis oder zu kurzen Therapiedauer behandelt worden waren. Bei 5% der Katzen musste das Medikament wegen Anorexie oder neurologischer Symptome abgesetzt werden; diese Symptome verschwanden nach dem Absetzen des Medikamentes. Eine reversibler Ronidazol-assoziierter Neurotoxizität (Ataxie, Tremor, Hyperästhesie, Lethargie) tritt vor allem bei einer Tagesdosierungen von > 60 mg/kg auf. In diesen Fällen empfiehlt es sich, das Medikament kurzzeitig abzusetzen (ca. 2 - 3 Tage) und nach Resolution der neurologischen Zeichen mit 1 × täglicher Ronidazol-Dosierung fortzufahren. Eine Separierung der behandelten Katze und eine tägliche Reinigung des Kotkistchens ist angeraten, um eine frühe Reinfektion zu verhindern. Eine Behandlung aller Kontaktkatzen wird kontrovers diskutiert.
 

Antibiotika

Tritrichomonas foetus
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Ronidazol 30 mg/kg 1 × tgl. 2 Wochen Ronidazol gilt als krebserregend, Handschuhe bei der Medikation tragen.

Eine Tagesdosis von 60 mg/kg sollte nicht überschritten werden, da es zu neurotoxischen Symptomen kommen kann.
Bei ZNS-Symptomen Therapie absetzen: Falls eine hohe Dosierung (> 30 mg/kg/d) verwendet wurde, nach 2 - 3 Tagen mit 30 mg/kg/d weiterfahren, falls 30 mg/kg/d verwendet wurden, auf T. foetus testen (eine erneute Behandlung ist dann nicht angeraten).

 

Resistenzlage

Ein fehlendes Ansprechen auf die Therapie oder Rezidive sind relativ häufig. Ein Therapieversagen kann grundsätzlich 3 Gründe haben: 1) eine Therapie mit einer zu tiefen Ronidazol-Dosierung, 2) eine Reinfektion durch asymptomatische Kontaktkatzen, oder 3) eine Resistenz des Erregers gegenüber Ronidazol. Die Häufigkeit von Ronidazol-resistenter T. foetus Infektionen ist nicht bekannt, aber wahrscheinlich bedeutend. Eine Ronidazol-Resistenz kann kulturell nachgewiesen werden, allerdings ist bereits der klinische Verlauf (fehlendes Ansprechen bei ausreichender Ronidazol-Dosierung und kein Kontakt zu anderen Katzen während der Behandlung) hochverdächtig. In solchen Fällen ist auch eine wiederholte oder länger verabreichte Therapie in der Regel nicht erfolgreich.

 
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