Zur Diagnose eines Giardia-Befalls stehen mehrere Methoden zur Verfügung:
Mikroskopischer Nachweis im Direktkotausstrich in 37 °C warmer, physiologischer Kochsalzlösung ermöglicht eine rasche Diagnose bei massivem Befall (Ausscheidung von Trophozoiten und Zysten in Durchfallproben). Anhand unterschiedlicher Bewegungsmuster der Trophozoiten kann eine Differenzierung von Giardien («fallendes Blatt») zu Trichomonaden (z.B. Tritrichomonas foetus; zuckend-drehend, eher ortsständig) vorgenommen werden. Diese Nativuntersuchung eignet sich nur für frische (unter 30 Min.), flüssige und nicht gekühlte Proben und weist eine geringe Sensitivität auf.
Mikroskopischer Nachweis von längsovalen, dünnwandigen Giardia-Zysten (ca. 8 - 15 × 7 - 10µm gross) nach Anreicherung mit dem Sodiumazetat Azetatessig-Formalin (SAF)-Konzentrationsverfahren, in dem die Zystenmorphologie konstant bleibt und mittels dem auch Trophozoiten nachgewiesen werden können sofern der Kot frisch in die SAF-Lösung übertragen wird. Einzelkotproben von zwei oder drei aufeinander folgenden Tagen werden untersucht, da die Zystenausscheidung intermittierend auftreten kann. Mit der Flotationsmethode (Flotationsmedium: Zinkchlorid-, Zinksulfat- oder Zuckerlösung) werden die Zysten durch diese Lösungen verformt, sind jedoch mit Erfahrung identifizierbar.
Nachweis von Giardia-spezifischem Kopro-Antigen mittels kommerziell erhältlicher Immunoassays (z.B. ELISA). Grundsätzlich weisen Enzym-Immunoassays (EIAs) eine hohe Sensitivität auf, da die verwendeten Antikörper selektive Bestandteile der Zystenwand und somit auch beschädigte Zysten detektieren können. Die verfügbaren Kopro-Antigentests sind deutlich sensitiver als der mikroskopische Nachweis von Giardia-Zysten, so dass auch bei vorübergehend geringer Zystenausscheidung eine Diagnose mithilfe einer Kotprobe möglich ist. Auch nach der Behandlung mit Fenbendazol kann der Kopro-Antigen-Test positiv bleiben, weswegen bei einer Nachtestung (sofern noch Symptome vorhanden sind) ein Nachweis von vitalen Zysten (z.B. mittels SAF-Konzentrationsverfahren) empfohlen wird.
Genetische Untersuchungen (z. B. PCR, Sequenzierung) ermöglichen den sensitivsten Nachweis von Giardia-spezifischer DNA aus angereicherten Zysten. Gegebenenfalls kann weiterführend eine Genotypisierung des vorliegenden Giardia-Isolats erfolgen.
Ob eine Therapie eines Giardia-befallenen Tieres sinnvoll ist oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Behandlung ist indiziert bei Vorliegen gastrointestinaler Symptome, Giardia-Infektionen verlaufen häufig über lange Zeit asymptomatisch, insbesondere bei erwachsenen Tieren.
Asymptomatische Tiere: Generell kann nicht empfohlen werden, klinisch unauffällige Giardia-Träger zu behandeln. Das Risiko einer zoonotischen Übertragung besonders bei Risikopatienten (Kleinkinder, immunkompromittierte Menschen) oder das Risiko einer Ansteckung anderer Tiere (in Hunde- oder Katzenzuchten oder in Tierheimen) kann als Therapiegrund gelten. Bei einer Bestandestherapie sollten alle Tiere einbezogen werden. Bei Gruppenhaltung ist jedoch eine Eradikation infolge der hohen Reinfektionsrate kaum möglich: die Chemotherapie sichert nicht die Elimination der Erreger, und persistierende Infektionen oder auch Reinfektionen sind häufig.
Symptomatische Tiere: Beurteilung, ob Giardia für die Symptome (mit-)verantwortlich ist. Wenn dies zutrifft, sollte behandelt werden.
Begleitend zur Behandlung sind Massnahmen zur Verminderung der Kontamination der Umwelt mit Giardia-Zysten wichtig, um das Risiko von Reinfektionen zu minimieren.
Giardia | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Fenbendazol | 50 mg/kg 1 × mal tgl. p.o. | 5 Tage (bis 10 Tage) | 3 Tage gelten als ungenügend; die 5-tägige Behandlung kann nach einer 3-tägigen Pause wiederholt werden |
Second line | |||
Metronidazol | Katze: 25 mg/kg 2 × tgl. p.o. | 5 - 7 Tage | Unerwünschte Nebenwirkungen: Erbrechen, Hepatotoxizität, Neutropenie, neurologische Symptome. Metronidazol führt zu einer hochgradigen Dysbiose und sollte, wenn immer möglich, insbesondere bei Jungtieren vermieden werden. |
Bei Hund und Katze sind keine Daten vorhanden, beim Menschen sind Resistenzen von Giardia-Isolaten gegen Metronidazol seit vielen Jahren bekannt. Therapieversagen bei Tieren ist nicht mit Resistenz gleichzusetzen: es ist unklar, ob bei Versagen der Therapie Reinfektionen oder Resistenzen vorliegen.
Ein in Nordamerika produzierter Giardia-Impfstoff ist in der Schweiz nicht zugelassen. Ihre Schutzwirkung vor Zystenausscheidung oder vor klinischen Anzeichen ist nicht überzeugend.
Da die Infektion über Zysten im Kot erfolgt, ist die Aufnahme von Kot oder Kot-verunreinigte Partikel zu verhindern. Hierzu gehören auch die Fellpflege und eine gute Zwingerhygiene.
● | Umwelthygiene: Kot entsorgen, um Kreislauf zu unterbrechen, Zwinger desinfizieren. Zur Desinfektion sollten gegen Giardien wirksame Desinfektionsmittel verwendet werden. |
● | Trockenheit sowie Temperaturen > 60 °C töten die Zysten ab. |
● | Fellpflege: der Einsatz von Chlorhexidin-haltiges Shampoo trägt zur Verhinderung von Reinfektionen bei. |
● | Verbesserung der Immunantwort / Mikrobiom: Fortiflora (SF 68) oder Fäkale Transplantation |