Die Behandlung einer parodontalen Erkrankung besteht hauptsächlich in einer Zahnbehandlung unter Vollnarkose mit mechanischer supra- und subgingivaler Zahnbelag- und Zahnstein-Entfernung, Auskratzen der freigelegten Wurzeloberfläche, Revision der parodontalen Taschen, Polieren der Zahnoberfläche und Desinfizieren der Zahnfleischtaschen. Schwer betroffene Zähne (Stadium 4 in jedem Fall und Stadium 3, wenn eine parodontale Chirurgie nicht gewünscht wird) müssen extrahiert werden.
Eine Antibiotikabehandlung lässt sich selten rechtfertigen.
Ausnahmen:
● | Eine parodontale Erkrankung, die nicht auf die professionelle parodontale Behandlung trotz sorgfältiger Maulhygiene anspricht (resistente Form) |
● | Eine parodontale Erkrankung in Verbindung mit einer schwächenden oder immunsuppressiven Erkrankung |
● | Nekrotisierende oder ulzeröse Gingivitis/Parodontitis |
● | Aggressive Parodontitis |
● | Akute Parodontitis mit lokalen oder allgemeinen Symptomen (Fieber, Phlegmone, Osteomyelitis, vergrösserte Lymphknoten) |
Parodontale Erkrankung | |||
Zu beachten | Bei einer parodontalen Erkrankung lässt sich eine Antibiotikabehandlung nur in Ausnahmefällen rechtfertigen | ||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Amoxicillin | 10 - 20 mg/kg 2 × tgl. p.o. | Kurzzeitbehandlung (5 Tage) oder bis zum Verschwinden der Symptome. Bei nekrotisierend-ulzeröser Parodontitis und Osteomyelitis muss die Therapie auf 2 Wochen verlängert werden bzw. gemäss Verlauf (Re-Evaluation in Nachkontrollen). |
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Clindamycin | 11 mg/kg 2 × tgl. p.o. | ||
Metronidazol/Spiramycin | 12 - 22 mg/kg 2 × tgl. p.o. | ||
Second line | |||
Doxycyclin | 10 mg/kg 1 × tgl. p.o. | Kurzzeitbehandlung (5 Tage) oder bis zum Verschwinden der Symptome. Bei nekrotisierend-ulzeröser Parodontitis und Osteomyelitis muss die Therapie auf 2 Wochen verlängert werden bzw. gemäss Verlauf (Re-Evaluation in Nachkontrollen). |
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Amoxicillin/Clavulansäure | 12,5 - 20 mg/kg 2 × tgl. p.o. | ||
Stark eingeschränkter Einsatz Cefovecin |
Die routinemässige Gabe von langzeitwirksamen kritischen Antibiotika aufgrund der Einfachheit der Verabreichung ist aufgrund des hohen Risikos der Selektion multi-resistenter Keime kontraindiziert. |
Eine prophylaktische Antibiotikagabe vor einer Zahnsanierung ist zu vermeiden, ausser bei Risikopatienten (Herzerkrankung, Immunsuppression, schwere Stoffwechselerkrankung). Tiere mit Prothesen werden nicht mehr als Risikopatienten betrachtet, ausser bei Klappenprothesen.
Prophylaktische Antibiose: Amoxicillin (10 - 20 mg/kg i.m.) oder Amoxicillin + Clavulansäure (20 mg/kg i.m.), 30 - 45 Minuten vor dem chirurgischen Eingriff. Wiederholen, falls der Eingriff länger als 2 Stunden dauert.
Zahnbelag bildet sich 8 Stunden nach einer Zahnsanierung erneut. Es ist daher wichtig, die Tierhalter:in gut für die prophylaktischen Massnahmen zu sensibilisieren. Der Biofilm der Zähne kann nachweislich am besten mit Hilfe eines Fingerhandschuhs oder einer Zahnbürste entfernt werden; bei Tieren ohne Parodontitis mindestens 3mal pro Woche und bei Tieren mit Parodontitis häufiger. Alle anderen präventiven Methoden wie Antiplaques, Kau-Stimulierer und Diätnahrung sind willkommene Ergänzungen, ersetzen jedoch nicht das regelmässige Bürsten.