- | Ausschluss atypischer Hypoadrenokortizismus: mittels einer normalen Basalkortisolkonzentration und/oder eines normalen ACTH-Stimulationstestes |
- | Ausschluss exokrine Pankreasinsuffizienz: anhand der Bestimmung der trypsin-like immunoreactivity (TLI) |
- | Ausschluss Pankreatitis: durch spezifischen Pankreaslipase-Tests (DGGR-Lipase, cPLI/fPLI) |
- | Ausschluss einer Leberfunktionsstörung durch Messung der Serumgallensäuren |
- | Ausschluss einer schweren Nierenerkrankung durch Bestimmung von Harnstoff, Kreatinin und Urin-spezifischem Gewicht |
Da eine Futtermittel-responsive Enteropathie nicht durch klinische, serologische und histologische Befunde eindeutig von anderen Ursachen einer chronischen Darmerkrankung unterschieden werden kann, sollten in der Regel in einem ersten therapeutischen Schritt ein bis zwei Versuche mittels Diätumstellung getätigt werden. Hierbei kommen zwei verschiedene Ansätze für die diätetische Versuchstherapie in Frage: 1) Fütterung einer hydrolysierten oder Eliminationsdiät, oder 2) Zugabe von verschiedenen Fasern zur Diät. In manchen Futtermitteln wird bereits eine Kombination aus beiden Komponenten verwendet.
Die neue Diät sollte strikt während mindestens 2 - 4 Wochen gefüttert werden. In der Regel sprechen aber die meisten Patienten innerhalb von 1 - 2 Wochen an. Bei Erfolg sollte diese Fütterung beibehalten werden.
Hunde und Katzen, bei denen keine Grundursache für die chronische entzündliche Enteropathie gefunden wird und welche nicht auf diätetische Behandlungen ansprechen, müssen in der Regel zusätzlich zu speziellen Diätmassnahmen, Modulation der intestinalen Mikrobiota sowie symptomatischer Therapie mit antientzündlichen Medikamenten behandelt werden. Es sind in der Regel Tiere, die klinisch deutlich krank sind. Aufgrund der geringen Kosten und der schnellen Wirksamkeit stellen Glukokortikoide die Medikamente der ersten Wahl dar. Bringt eine Therapie mit Glukokortikoiden nicht den gewünschten Effekt bzw. wenn sie langfristig in höherer Dosis eingesetzt werden muss, um die klinischen Symptome zu kontrollieren, dann werden sie häufig mit zytotoxischen Medikamenten kombiniert.
Prednisolon: 1 - 2 mg/kg 1 - 2 × pro Tag p.o. initial, Dosisreduktion um 25 - 50% alle 3 - 4 Wochen (Katze und Hund)
Budesonid: 1 - 3 mg/Hund 1 × pro Tag p.o. oder 1 mg/Katze 1 × pro Tag p.o. bis zum Effekt (Katze und Hund)
Ciclosporin: 5 - 10 mg/kg 1 × pro Tag, bis zum Effekt (Katze und Hund)
Azathioprin: Initial 2 mg/kg 1 × pro Tag p.o. über 14 Tage, dann 2 mg/kg alle 2 Tage p.o. bis zum Effekt (Hund)
Chlorambucil: 2 - 6 mg/m2 1 × pro Tag p.o. (Hund), 2 mg/Katze alle 2 Tage p.o. bis zum Effekt (Katze und Hund)
Es ist bekannt, dass bei vielen Hunden und Katzen mit CE die schützende Mucus-Schicht auf der intestinalen Mucosa nicht mehr adäquat vorhanden ist und somit diese erste Instanz der intestinalen Barriere gestört ist. Dadurch kann das intestinale Mikrobiom bis ganz an die Mucosa gelangen und steht somit im ständigen Kontakt mit dem intestinalen Immunsystem. Man geht davon aus, dass hierdurch ein dauerhafter Antigenreiz auf die immunologisch aktiven Zellen der Mucosa besteht und somit die Entzündung, welche im Zuge der CE vorhanden ist, weiter verstärkt werden kann. Eine Hypothese, warum Antibiotika bei CE wirken, ist, dass die Mucosa-ständigen Bakterien in ihrer Anzahl durch eine antibiotische Therapie reduziert werden und somit weniger Stimulus für eine Entzündungsreaktion vorhanden ist. Setzt man das Antibiotikum wieder ab kommt es aber bei den meisten Tieren zu einer erneuten Verschlechterung der klinischen Symptomatik, da die Grundursache der CE und die Entzündungsreaktion an sich nicht behoben worden ist.
Dementsprechend sollte die Gabe von Antibiotika den Tieren mit CE vorbehalten sein, welche nicht auf andere Massnahmen (zwei Diätversuche, immunsuppressive (Kombinations-)Therapie, Modulation der Mikrobiota mittels Kottransplantationen und Probiotika) ansprechen. Die Grössenordnung der sog. Antibiotika-responsiven Enteropathien liegt bei ca. 5 - 15 % aller entzündlichen Darmerkrankungen - je nach Studienlage.
Bei Tieren mit chronischen Darmentzündungen aufgrund Mucosa-invasiver Bakterien (z. B. E. coli assozierte histiozytär-ulzerative Kolitis bei Französischen Buldoggen und Boxern) und Auftreten von Anzeichen einer systemischen Entzündungsreaktion infolge einer Komplikation der chronischen Erkrankung oder sekundärer Translokation von Bakterien aus dem Gastrointestinaltrakt wird eine antibiotische Therapie empfohlen. Siehe dazu Akuter Durchfall, Gruppe 3; siehe Histiozytär-ulzerative Colitis, granulomatöse Colitis; siehe Spezialliteratur).
Chronische Enteropathie | |||
Zu beachten | Eine Gabe von Antibiotika ist Tieren mit chronischer Enteropathie vorbehalten, welche nicht auf andere Massnahmen (zwei Diätversuche, immunsuppressive (Kombinations-)Therapie, Modulation der Mikrobiota mittels Kottransplantationen und Probiotika) ansprechen. | ||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Metronidazol | 10 - 15 mg/kg 2 × tgl. p.o. | In den seltenen Fällen, bei denen kein Ansprechen auf andere Therapiemassnahmen besteht, muss eine dauerhafte Therapie in Betracht gezogen werden. Nach Absetzen der Therapie wird es in der Regel zur Verschlechterung der Symptomatik kommen. | Metronidazol führt zu einer signifikanten intestinalen Dysbiose. |
Second line | |||
Tylosin | 25 mg/kg 1 × tgl. p.o. oder 12,5 mg/kg 2 × tgl. p.o. |
In den seltenen Fällen, bei denen kein Ansprechen auf andere Therapiemassnahmen besteht, muss eine dauerhafte Therapie in Betracht gezogen werden. Nach Absetzen der Therapie wird es in der Regel zur Verschlechterung der Symptomatik kommen. | Sind kritische Antibiotika und daher für Initialtherapie nicht geeignet. Die Dosis kann bei gutem Ansprechen bis auf 5 mg/kg 1 × tgl. reduziert werden. Unter Tylosingabe kommt es zu einer signifikanten intestinalen Dysbiose. |
Sulfasalazin (nur bei Kolitis/Dickdarmdurchfall): 10 - 30 mg/kg alle 8 - 10 Std p.o; mindestens 2 - (4) Wochen (Hund)
Modulation des Mikrobioms mittels Kottransplantationen und Prä-/Probiotika kann den Verlauf entzündlicher Darmerkrankungen positiv beeinflussen.