Eine primäre bakterielle Konjunktivitis ist bei Hund und Katze selten.
Beim Hund treten bakterielle Infektionen meist sekundär zu auslösenden Faktoren wie Lidfehlstellungen und Trichiasis, trockenem Auge (Keratokonjunktivitis sicca) oder Reizung durch Staub, Fremdkörper usw. auf. Die wichtigsten Differentialdiagnosen einer Konjunktivitis beim Hund sind (je nach Klinik) allergische Konjunktivitis, Konjunktivitis follicularis, bakterielle Konjunktivitis, konjunktivaler Fremdkörper, ektopische Zilien/Distichien, Keratokonjunktivitis sicca und Konjunktivitis infolge Lidfehlstellungen.
Häufig Staphylokokken oder andere opportunistische gram-positive Erreger bei Hund und Katze.
Staphylococcus spp., Streptococcus spp. und Pseudomonas spp. sind die am häufigsten isolierten Bakterien bei bakteriellen Konjunktivitiden. Die normale konjunktivale Mikroflora besteht hauptsächlich aus gram-positiven Bakterien. Durch Applikation von Antibiotika wird auch die normale Mikroflora, welche als Schutz dient, zerstört! Daher ist ein Einsatz von Antibiotika am Auge nur nach exakter Diagnose der Ursache einer Konjunktivitis oder Keratitis sinnvoll.
Gerötete, geschwollene Konjunktiven, muköser/purulenter/seröser Augenausfluss und Blepharospasmus. Eine bakterielle Konjunktivitis ist durch eitrigen Augenausfluss gekennzeichnet.
Inspektion Nickhaut/Lidinnenseite, Fluoreszeintest.
Bei Verdacht auf bakterielle Ursache: Abstrich mittels Bakt.Tupfer für bakterielle Kultur und Antibiogramm für gezielten Einsatz von lokalen Antibiotika. Eine Zytologie erlaubt ausserdem eine erste Einschätzung, ob Bakterien sichtbar und ob Kokken oder Stäbchen vorliegen.
Hund: zusätzlich Schirmer Tränentest.
Bei ausbleibendem Therapieerfolg nach 1 Woche müssen weitere Abklärungen der Ursache und eine bakteriologische Untersuchung mittels Konjunktivaltupfer, bzw. PCR oder Zytologie erfolgen und ein Antibiotikum nach Antibiogramm verabreicht werden. Ein Konjunktivalabstrich für eine bakteriologische Untersuchung sollte immer VOR Einsatz lokaler Antibiotika erfolgen (Wachstumshemmung in Kultur durch lokal angewandte Antibiotika).
Konjunktivitis Hund | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Ohne ulzerative Keratitis + Fluoreszeinprobe negativ Dexamethason / Polymyxin B / Neomycin Augensalbe, ‑tropfen |
4 × tgl. tropfen / salben | 5 - 7 Tage; wenn der Therapieerfolg ausbleibt, dann muss eine Abklärung der Ursache erfolgen | Bei purulentem Ausfluss |
Fluoreszinprobe positiv: Polymyxin / Neomycin / Gramicidin Augentropfen oder Neomycin / Polymyxin / Bacitracin Augensalbe |
4 × tgl. tropfen/salben | 5 - 7 Tage; wenn der Therapieerfolg ausbleibt, dann muss eine Abklärung der Ursache erfolgen | vgl. Hornhautulzera |
Seromuköser Ausfluss Dexamethason Augentropfen |
3 × tgl. tropfen | Ursachen abklären! |
Zunehmende Resistenz von Staphylokokken gegen Fluorchinolone der 2. Generation in vitro.
Bei Hunden routinemässige Durchführung des Schirmer Tränentests zur frühzeitigen Erkennung von Keratokonjunktivitis sicca, vor allem bei Risikorassen.
Bei eitrigem Ausfluss das Auge vor Applikation der Medikamente mit Augenspüllösung oder Tränenersatzlösung reinigen. Geeignet ist auch Betadine Lösung 1:20 - 1:50 verdünnt mit physiologischer Kochsalz- oder Ringerlaktatlösung: 3 × tgl. Auge mit 2 - 3 Tropfen ausspülen. Jod hat antivirale, antibakterielle und antimykotische Eigenschaften. Die Spülungen mit Betadine sollten für nicht mehr als 3 Tage durchgeführt werden, da es sonst zur Reizung der Bindehaut und Hornhaut kommen kann. Danach sollten nur noch Augenspüllösungen oder Tränenersatzlösungen eingesetzt werden.