Spontan auftretende bakterielle Harnwegsinfektionen sind häufige Erkrankungen beim Hund und kommen bei Katzen seltener vor. Früher wurde zwischen unkomplizierten und komplizierten Harnwegsinfektionen unterschieden. Als komplizierte Harnwegsinfektion galt eine Infektion beim intakten Rüden aufgrund einer möglichen Mitbeteiligung der Prostata, häufig wiederauftretende oder persistierende Infektionen, Infektionen bei Tieren mit strukturellen oder funktionellen Störungen im Bereich der ableitenden Harnwege oder Harnwegsinfektionen bei Tieren mit Begleiterkrankungen (z.B. endokrine Erkrankungen oder Erkrankungen, bei denen die Immunantwort supprimiert ist).
Die Unterscheidung in komplizierte und unkomplizierte Harnwegsinfektion und die daran gekoppelten Behandlungsempfehlungen wurde in den aktuellen ISCAID Guidelines zur Behandlung von Harnwegsinfektionen bei Hund und Katze aufgehoben. In der revidierten Definition wird zwischen einer sporadischen (unkomplizierten) bakteriellen Zystitis und einer rezidivierenden bakteriellen Zystitis unterschieden. Eine rezidivierende bakterielle Zystitis kann durch einen Rückfall, eine persistierende Infektion oder eine Reinfektion bedingt sein.
Harnwegsinfektionen bei Tieren mit begünstigenden Faktoren wie strukturellen oder funktionellen Störungen im Bereich des Harntrakts oder relevanten Nebenerkrankungen, die zu einem höheren Risiko für eine bakterielle Zystitis führen (z.B. Diabetes mellitus, Hyperadrenocorticismus), werden beim ersten Auftreten wie eine sporadische bakterielle Zystitis behandelt. Diese Faktoren können zwar ein Wiederauftreten der Harnwegsinfektion begünstigen, die aber erst dann als rezidivierende bakterielle Zystitis klassifiziert und behandelt werden (siehe Rezidivierende bakterielle Zystitis).
Insgesamt besteht die Bestrebung, die antimikrobielle Behandlungsdauer von bakteriellen Infektionen der Nieren und ableitenden Harnwegen bei Hund und Katze deutlich zu reduzieren. Dies geschieht oft in Anlehnung an Daten aus der Humanmedizin, da bei Hunden und Katzen nur wenige Daten zur optimalen Behandlungsdauer vorliegen.
Siehe spezifische Indikationen.