- | Hämatologie mit Entzündungszeichen |
- | Renale Azotämie |
- | Aktives Harnsediment (ggf. mit Harnzylindern) |
- | Ultrasonographische Dilatation eines oder beider Nierenbecken. |
Generell ist eine sofortige empirische intravenöse Antibiotikabehandlung angeraten. Beim stabilen Patienten kann eine orale Therapie in Betracht gezogen werden.
Therapiedauer: bisher war eine Therapiedauer von 4 ‑ 6 Wochen angeraten. In den neuen ISCAID Guidelines wurde die empfohlene Behandlungsdauer in Anlehnung an die Humanmedizin auf 10 ‑ 14 Tage verkürzt. Derzeit liegen keine Studien zur optimalen Therapiedauer von Hunden und Katzen mit Pyelitis/Pyelonephritis vor.
Aufgrund des höheren Wirkspiegels im Nierengewebe und der bisweilen besseren Resistenzlage werden in den ISCAID Guidelines von 2019 Fluorchinolone und 3. Generation Cephalosporine als First-line Antibiotika zur Behandlung einer bakteriellen Pyelonephritis empfohlen. In der Humanmedizin werden auch Aminopenicilline mit Beta-Laktamase-Hemmern zur Behandlung der Pyelonephritis eingesetzt. Eine Behandlung mit Aminopenicillinen mit Beta-Laktamase-Hemmern kann auch beim Kleintier eine klinische Heilung erzielen. Eine empirische Behandlung mit Fluorchinolonen oder Cephalosporinen höherer Generationen kann beim lebensbedrohlich erkrankten Tier oder im Falle einer möglicherweise schwierigen Resistenzlage (z.B. Vorbehandlung mit Aminopenicillinen) bis zum Erhalt des Antibiogrammes indiziert sein. Die Therapie wird nach Erhalt des Antibiogrammes und gemäss klinischer Symptomatik angepasst. Im Fall einer Infektion mit multiresistenten Keimen ist eine Konsultation mit einem/einer Nephrolog:in oder Infektiolog:in angeraten.
Pyelitis/Pyelonephritis | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Amoxicillin/Clavulansäure | 11 ‑ 20 mg/kg 3 × tgl. i.v., später p.o. | 10 ‑ 14 Tage | Bei instabilem Allgemeinzustand ist immer eine intravenöse Therapie angeraten. |
Ampicillin/Sulbactama | 30 mg/kg 3 × tgl. i.v. | 10 ‑ 14 Tage | |
Enrofloxacin |
2 mg/kg 1 × tgl. i.v., später p.o. Hund: 10 mg/kg 1 × tgl. i.v., später p.o. |
10 ‑ 14 Tage | Beim lebensbedrohlich erkrankten Tier oder schwieriger Resistenzlage (z.B. Vorbehandlung mit Aminopenicillinen) bis zum Erhalt des Antibiogramms. Bei instabilem Allgemeinzustand ist immer eine intravenöse Therapie angeraten. Enrofloxacin muss für die i.v. Anwendung umgewidmet werden. |
Second line | |||
Trimethoprim/Sulfadiazin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazole |
15 mg/kg 2 × tgl. s.c. oder p.o. | 10 ‑ 14 Tage | Nur bei stabilem Allgemeinzustand, da keine intravenöse Verabreichung möglich. Muss für die p.o. Anwendung umgewidmet werden. |
3. Generation Cephalosporine | Beim lebensbedrohlich erkrankten Tier oder schwieriger Resistenzlage (z.B. Vorbehandlung mit Aminopenicillinen) bis zum Erhalt des Antibiogramms. Bei instabilem Allgemeinzustand ist immer eine intravenöse Gabe angeraten. Depot-Präparate sollten aufgrund der Unsicherheit des Wirkspiegels über die Zeit nicht eingesetzt werden. |
a | Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten. |
Follow up: Klinische Untersuchung, Messung der Harnstoff- und Kreatininkonzentration im Blut und Harnkultur 7 ‑ 14 Tage nach Abschluss der Antibiotikatherapie.
Daten liegen vor für E. coli aus Harnproben von Hunden und Katzen (siehe Bericht zum Antibiotikaresistenz-Monitoring für Tierpathogene durch das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und das Zentrum für Zoonosen, bakterielle Tierkrankheiten und Antibiotikaresistenz (ZOBA)). Weiter können Resistenzdaten für Tiere in der Schweiz auf der Plattform INFECT Vet by anresis eingesehen werden (https://vet.infect.info). Die Resultate müssen jedoch mit Vorsicht interpretiert werden, da Tiere mit Vorbehandlungen oder rezidivierenden Harnwegsinfektionen überrepräsentiert sein können, und keine Daten zur Erkrankung der Tiere vorliegen. Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Resistenzlage auch in der eigenen Praxis zu monitoren und die Wahl der empirischen Therapie darauf abzustimmen.
Keine
Bei Patienten mit reduziertem Allgemeinbefinden oder eingeschränkter Nierenfunktion sind nach Bedarf Flüssigkeitstherapie sowie weitere symptomatische und analgetische Therapien (keine NSAIDs) angeraten.