Ein Pyothorax bei Hunden und Katzen kann nach Bissverletzungen, durch wandernde (häufig pflanzliche) Fremdkörper oder Trauma entstehen, oder durch Ausbreitung von bakteriellen Infektionen von angrenzenden Geweben. In den meisten Fällen bleibt die Ursache unklar.
Bei Hunden kann meist eine bakterielle Mischflora aus Anaerobiern (Prevotella spp., Peptostreptococcus spp., Propionibacterium acnes, Clostridium spp., Bacteroides spp., Fusobacterium spp.) und Enterobacterales, insbesondere Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae isoliert werden. Gram-positive Bakterien wie Streptococcus canis, Staphylococcus spp., Enterococcus spp., Corynebacterium spp., Bacillus spp., Trueperella (früher Arcanobacterium) pyogenes, Pasteurella spp., Acinetobacter spp., Capnocytophaga spp., Enterobacter spp., Stenotrophomonas maltophila, Aeromonas hydrophila, Achromobacter xylosoxidans, Serratia marcescens, Pseudomonas spp., Actinomyces spp. und, weniger häufig, Nocardia spp. und Streptomyces spp. können ebenfalls involviert sein.
Tachypnoe oder Dyspnoe, restriktives Atemmuster mit ventraler Dämpfung, Apathie, Anorexie, Fieber, teils Husten.
● | Ultraschall-geführte Thorakozentese; zytologische Untersuchung, Kultur (inkl. Anaerobier, bei Katzen inkl. Mycoplasma spp.) und Antibiogramm der gewonnenen Flüssigkeit; Gram und/oder Ziehl-Neelsen Färbungen können bei der Wahl der empirischen Antibiotikatherapie hilfreich sein. |
● | Nach Thorakozentese Evaluation der Lungenfelder und des Pleuralspaltes auf Anzeichen von Konsolidierung, Abszedierung oder starker Abkapselung via Thoraxröntgen oder CT |
Die Therapie umfasst eine intravenöse Flüssigkeitstherapie, die Drainage (intermittierend oder kontinuierlich) von Eiter aus dem Pleuralspalt über Thoraxdrains (mit oder ohne regelmässige Spülung des Pleuralspaltes), die intravenöse Verabreichung von Antibiotika gemäss Antibiogramm und eine adäquate Schmerztherapie. Bei fehlender klinischer Verbesserung trotz adäquater Antibiotikatherapie und Thoraxdrainage, bei Anzeichen von Lungenkonsolidierung oder Abkapselung von Arealen im Lungenparenchym oder Pleuralspalt, oder bei Hinweis auf Fremdmaterial sollte eine chirurgische Therapie in Betracht gezogen werden. Eine Spülung des Pleuralspaltes mit antibiotikahaltigen Lösungen ist nicht empfohlen.
Die Antibiotikatherapie sollte empirisch gestartet und dann gemäss Antibiogramm angepasst werden. Initial ist, wenn immer möglich, die i.v.-Applikation zu bevorzugen mit späterer Umstellung auf eine perorale Therapie. Zusätzlich zur Antibiotikatherapie ist eine Thoraxdrainage (mit/ohne regelmässige Spülung des Pleuralspaltes) essenziell für die Genesung.
Bei fehlender klinischer Verbesserung trotz adäquater Antibiotikatherapie und Thoraxdrainage sollte eine weiterführende Bildgebung (falls möglich CT) durchgeführt werden, um über die Indikation einer chirurgischen Therapie zu entscheiden.
Als empirische Antibiotikatherapie bis zum Erhalt des Antibiogramms wird beim Hund eine Kombination aus einem Fluorchinolon und einem potenzierten Aminopenicillin empfohlen. Beim Nachweis säurefester Stäbchen (Nokardien) in der Zytologie ist die Kombination Trimethoprim/Sulfonamid das Mittel der Wahl.
Die Interpretation von Kultur und Antibiogramm muss im Zusammenhang mit dem klinischen Zustand des Patienten erfolgen. Wenn die isolierten Keime auf beide Antibiotika sensibel sind, kann eines davon abgesetzt werden. In solchen Fällen sollte das Antibiotikum mit anaerobem Spektrum fortgeführt werden, aufgrund der schwierigeren Anzüchtbarkeit von anaeroben Keimen, welche ggf. nicht erfolgreich isoliert wurden.
Es liegen bisher wenig Daten über die optimale Behandlungsdauer bei Pyothorax vor. Bei Katzen wird eine Behandlungsdauer von mindestens 3 Wochen, meistens 4 - 6 Wochen empfohlen. Radiologische Kontrollen sollten mindestens 10 - 14 Tage nach Start und vor Absetzen der Behandlung durchgeführt werden. Es ist abzuwägen, ob bei persistierenden radiologischen Veränderungen eine Fortsetzung der Antibiotikatherapie nötig ist. Bei ausbleibender Verbesserung oder Wiederauftreten des Pyothorax nach Absetzen der Antibiotikatherapie sollten weiterführende Untersuchungen (Zytologie, Kultur mit Antibiogramm, Bildgebung wie CT) eingeleitet werden.
Pyothorax | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Amoxicillin/Clavulansäure | 12,5 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v., später p.o. | Mindestens 3 Wochen, meistens 4 - 6 Wochen | Initial empirische Antibiotikatherapie bei der Katze. |
Ampicillin/Sulbactama | 30 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v. | ||
Marbofloxacin |
Hund: 10 (-20) mg/kg 1 × tgl. i.v., später p.o. |
Initiale empirische Antibiotikatherapie beim Hund, bis zum Erhalt des Antibiogramms. Enrofloxacin muss zur i.v. Anwendung umgewidmet werden. | |
Sulfadiazin/Trimethoprim | 15 mg/kg 2 × tgl. s.c. oder p.o. | Mittel der Wahl bei Nachweis säurefester Stäbchen (Nokardien) |
a | Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten. |
Nicht untersucht
Keine
Verabreichung von Sauerstoff, Thoraxdrainage und Schmerztherapie während dem Verweilen der Thoraxdrainagen, Ernährung sicherstellen falls notwendig.