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Neosporose

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

In der Gattung Neospora ist für die Kleintierpraxis Neospora caninum von Interesse. Für Neospora caninum ist der Hund als End- und Fehlwirt beschrieben. Möglicherweise kommen auch andere wildlebende Kaniden, wie der Wolf, als Endwirte in Betracht. Als Zwischenwirte dienen ausserdem Rinder, Schafe, Ziegen und Huftiere.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Hunde infizieren sich meistens durch Aufnahme bradyzoitenhaltiger Zysten aus dem Gewebe infizierter Zwischenwirte (vorwiegend Rind: Fleisch, Nervengewebe, Nachgeburt). Die Präpatenz beträgt bei natürlichen Infektionen 5 - 9 Tage, die Patenz im Allgemeinen 11 - 20 Tage. Die Oozysten sind für Zwischenwirte erst 1 - 3 Tage nach der Ausscheidung infektiös.
 
Die intestinale Infektion tritt bei älteren Hunden häufiger auf als bei jungen. Die Tiere infizieren sich meist durch Aufnahme von infiziertem Abortmaterial (oder Nachgeburt) vom Rind oder von rohem, erregerhaltigem Rindfleisch (z.B. beim BARFen). Eine intrauterine Übertragung erfolgt vermutlich erst gegen Ende der Trächtigkeit.
 

Erreger

Neospora caninum
 

Symptome

Für die tierärztliche Praxis ist es wichtig, zu unterscheiden zwischen:
 
Hunden als Endwirte (extrem selten diagnostizierte intestinale Neosporose), die keine klinischen Anzeichen manifestieren, aber als Ausscheider relevant sind.
 
Hunden (meist Junghunden) mit einer aktiven Infektion (systemische Neosporose), die als klinische Patienten relevant sind.
 
Hunde mit einer aktiven Infektion (systemische Neosporose):
Meist junge Hunde (< 6 Monate) nach intrauteriner Infektion (neonatale Neosporose). Intrauterin infizierte Welpen zeigen meist im Alter von 5 - 7 Wochen klinische Anzeichen. Es können mehrere Wurfgeschwister mit unterschiedlicher symptomatischer Ausprägung zu verschiedenen Zeitpunkten erkranken. Aber auch adulte Tiere können erkranken. N. caninum ist kein Zoonoseerreger.
 
Zu den Symptomen bei Hunden zählen:

Graduell progressive, aszendierende Paralyse mit Hyperextension der Hintergliedmassen als häufigstes Symptom bei pränatal infizierten Tieren < 6 Monate
Lähmungen der Hintergliedmassen, progressive Ataxie, Muskelatrophie, Muskelkontrakturen und -schmerzen
Polymyositis
Multifokale ZNS-Symptome infolge Encephalomyelitis
Selten sind Myokarditis, Dysphagie, ulzerative Dermatitis, Pneumonie, Augenveränderungen und Hepatitis beschrieben

 
Hunde als Endwirte (intestinale Neosporose):
Keine klinischen Anzeichen.

 
Diagnose / Tests Die definitive Diagnose basiert auf dem Nachweis der Organismen im Liquor oder Gewebe, was aber oft schwierig ist. Der Verdacht aufgrund der klinischen Anzeichen kann auch durch eine PCR-Untersuchung (aus Liquor oder Muskelbiopsie) zum Nachweis von spezifischer DNA bestätigt werden.
 
Eine Verdachtsdiagnose kann aufgrund der klinischen Symptomatik, dem Nachweis spezifischer Antikörper im Serum oder Liquor (mittels ELISA oder IFAT) oder mittels direktem Parasitennachweis (gelingt sehr selten) aus Biopsien (Muskel, Haut) oder Liquor (lichtmikroskopisch oder mittels PCR) und dem Ausschluss anderer Differentialdiagnosen gestellt werden. Hunde mit klinischer Neosporose und negativem Antikörpertest sind beschrieben. Die Stärke der Antikörperreaktion korreliert nicht mit dem Schweregrad der Symptome. Welpen werden im Allgemeinen 2 - 3 Wochen nach der Infektion serologisch positiv.
 
Da die klinischen Erscheinungen durch die Gewebezysten des Parasiten hervorgerufen werden, spielt die Kotuntersuchung diagnostisch keine Rolle.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Eine Antibiotikatherapie ist nur bei klinisch erkrankten Hunden indiziert (systemische Neosporose). Die Behandlung einer apparenten Neosporose ist schwierig und nur teilweise erfolgsversprechend. Eine Erregerelimination wird nicht erreicht. Eine Therapie sollte bei begründeter Verdachtsdiagnose schon vor der serologischen Bestätigung eingeleitet werden, weil dies die Chance für einen Therapieerfolg erhöht. Eine Behandlung mit Clindamycin plus Trimethoprim /Sulfonamide führt bei Hunden mit neurologischen Symptomen oft zur Besserung der klinischen Anzeichen, eine frühe Therapie hat eine bessere Prognose.
 
Es gibt derzeit keine Arzneimittel, die gegen die sehr selten nachgewiesenen intestinalen Neospora-Stadien geprüft wurden.
 

Antibiotika

Neosporose
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  

Trimethoprim / Sulfadiazin
12,5 mg/kg 2 - 3 × tgl.



15 mg/kg 2 × tgl.
4 Wochen (oder länger)
Evtl. Weiterführung der Therapie nach 4 Wochen entsprechend dem primär erkrankten Organsystem (muskulär vs. ZNS):
Bei Polymyositis: Clindamycin
Cerebellitis: Sulfadiazin / Trimethoprim
Eine Behandlung verhindert die Ausscheidung von Neospora-Oozysten nicht.

Bei natürlich infizierten Welpen induziert die Therapie mit Clindamycin alleine eine klinische Verbesserung (Dosis 75 mg/Welpe 2 × tgl. mit 9 Wochen Alter; 150 mg/ Welpe 2 × tgl. ab 13 Wochen Alter, Therapiedauer bis zu 6 Monaten)
Second line  

Pyrimethamine
15 mg/kg 2 × tgl.



1 mg/kg 1 × tgl.
4 Wochen (oder länger)  

 

Resistenzlage

Unbekannt.
 

Prävention

Chronisch infizierte Hündinnen sollten von der Zucht ausgeschlossen werden, um eine Übertragung auf die Welpen zu vermeiden.
Frisches Fleisch sollte nur nach ausreichendem Erhitzen (70 °C Kerntemperatur über 5 - 10 Min.) oder nach Einfrieren (-20 °C für mindestens 4 Tage) verfüttert werden (z. B. beim BARFen).
Zugang zu Nachgeburten und Abortmaterial unterbinden.
Kontamination von Weiden, Futterlagern und Tränkewasser für Rinder mit Hundekot vermeiden.

 

Unterstützende Massnahmen

Physiotherapie und Massagen bei neuromuskulärer Beteiligung kann unterstützend eingesetzt werden.

 
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