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Giardia

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Giardia kann sowohl Hunde wie auch Katzen infizieren, kommt allerdings häufiger bei Hunden als bei Katzen vor. Bei Hunden ist die Prävalenz je nach Studie bzw. Studienpopulation (Welpen, Tierheime) zwischen 2% und 100%. Giardia wurde bei Hunden mit wie auch ohne Durchfall in ähnlicher Häufigkeit nachgewiesen.

 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Giardia duodenalis kommt in 7 Genotyp-Gruppen vor, sogenannte Assemblages, welche noch weiter unterteilt werden. Hunde haben meist Typ C und D, aber auch A1 und B3 wurden nachgewiesen, während Katzen meist Typ F und seltener A1 haben. A1 wurde auch beim Menschen gefunden, die Bedeutung der zoonotischen Übertragung ist allerdings unklar.
 

Erreger

Giardia duodenalis (Synonym mit Giardia lamblia, Giardia intestinalis): Giardien sind Protozoen und keine Bakterien und sind hier erwähnt, weil sie oft mit einem Antibiotikum behandelt werden.
 

Symptome

Die Infektionen verlaufen häufig asymptomatisch. Kommt es zu Symptomen, sind es Magen-Darm-Symptome wie Erbrechen und Durchfall; Dünndarmdurchfälle stehen im Vordergrund. Symptome können variieren von mild bis hochgradig, akut (selbstlimitierend) bis chronisch.

 
Diagnose / Tests

Zur Diagnose eines Giardia-Befalls stehen mehrere Methoden zur Verfügung:
 
Mikroskopischer Nachweis im Direktkotausstrich in 37 °C warmer, physiologischer Kochsalzlösung ermöglicht eine rasche Diagnose bei massivem Befall (Ausscheidung von Trophozoiten und Zysten in Durchfallproben). Anhand unterschiedlicher Bewegungsmuster der Trophozoiten kann eine Differenzierung von Giardien («fallendes Blatt») zu Trichomonaden (z.B. Tritrichomonas foetus; zuckend-drehend, eher ortsständig) vorgenommen werden. Diese Nativuntersuchung eignet sich nur für frische (unter 30 Min.), flüssige und nicht gekühlte Proben und weist eine geringe Sensitivität auf.
 
Mikroskopischer Nachweis von längsovalen, dünnwandigen Giardia-Zysten (ca. 8 - 15 × 7 - 10µm gross) nach Anreicherung mit dem Sodiumazetat Azetatessig-Formalin (SAF)-Konzentrationsverfahren, in dem die Zystenmorphologie konstant bleibt und mittels dem auch Trophozoiten nachgewiesen werden können sofern der Kot frisch in die SAF-Lösung übertragen wird. Einzelkotproben von zwei oder drei aufeinander folgenden Tagen werden untersucht, da die Zystenausscheidung intermittierend auftreten kann. Mit der Flotationsmethode (Flotationsmedium: Zinkchlorid-, Zinksulfat- oder Zuckerlösung) werden die Zysten durch diese Lösungen verformt, sind jedoch mit Erfahrung identifizierbar.
 
Nachweis von Giardia-spezifischem Kopro-Antigen mittels kommerziell erhältlicher Immunoassays (z.B. ELISA). Grundsätzlich weisen Enzym-Immunoassays (EIAs) eine hohe Sensitivität auf, da die verwendeten Antikörper selektive Bestandteile der Zystenwand und somit auch beschädigte Zysten detektieren können. Die verfügbaren Kopro-Antigentests sind deutlich sensitiver als der mikroskopische Nachweis von Giardia-Zysten, so dass auch bei vorübergehend geringer Zystenausscheidung eine Diagnose mithilfe einer Kotprobe möglich ist. Auch nach der Behandlung mit Fenbendazol kann der Kopro-Antigen-Test positiv bleiben, weswegen bei einer Nachtestung (sofern noch Symptome vorhanden sind) ein Nachweis von vitalen Zysten (z.B. mittels SAF-Konzentrationsverfahren) empfohlen wird.
 
Genetische Untersuchungen (z. B. PCR, Sequenzierung) ermöglichen den sensitivsten Nachweis von Giardia-spezifischer DNA aus angereicherten Zysten. Gegebenenfalls kann weiterführend eine Genotypisierung des vorliegenden Giardia-Isolats erfolgen.

 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Ob eine Therapie eines Giardia-befallenen Tieres sinnvoll ist oder nicht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Behandlung ist indiziert bei Vorliegen gastrointestinaler Symptome, Giardia-Infektionen verlaufen häufig über lange Zeit asymptomatisch, insbesondere bei erwachsenen Tieren.
 
Asymptomatische Tiere: Generell kann nicht empfohlen werden, klinisch unauffällige Giardia-Träger zu behandeln. Das Risiko einer zoonotischen Übertragung besonders bei Risikopatienten (Kleinkinder, immunkompromittierte Menschen) oder das Risiko einer Ansteckung anderer Tiere (in Hunde- oder Katzenzuchten oder in Tierheimen) kann als Therapiegrund gelten. Bei einer Bestandestherapie sollten alle Tiere einbezogen werden. Bei Gruppenhaltung ist jedoch eine Eradikation infolge der hohen Reinfektionsrate kaum möglich: die Chemotherapie sichert nicht die Elimination der Erreger, und persistierende Infektionen oder auch Reinfektionen sind häufig.
 
Symptomatische Tiere: Beurteilung, ob Giardia für die Symptome (mit-)verantwortlich ist. Wenn dies zutrifft, sollte behandelt werden.
 
Begleitend zur Behandlung sind Massnahmen zur Verminderung der Kontamination der Umwelt mit Giardia-Zysten wichtig, um das Risiko von Reinfektionen zu minimieren.
 

Antibiotika / Anthelminthika

Giardia
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Fenbendazol 50 mg/kg 1 × mal tgl. p.o. 5 Tage (bis 10 Tage) 3 Tage gelten als ungenügend; die 5-tägige Behandlung kann nach einer 3-tägigen Pause wiederholt werden
Second line  
Metronidazol Hund: 50 mg/kg 1 × tgl. p.o. 5 - 7 Tage Unerwünschte Nebenwirkungen: Erbrechen, Hepatotoxizität, Neutropenie, neurologische Symptome. Metronidazol führt zu einer hochgradigen Dysbiose und sollte, wenn immer möglich, insbesondere bei Jungtieren vermieden werden.
Third line  
Ronidazol Hund: 30 - 50 mg/kg 2 × tgl. p.o. 7 Tage Ronidazol gilt als krebserregend, Handschuhe bei der Medikation tragen.

 

Resistenzlage

Bei Hund und Katze sind keine Daten vorhanden, beim Menschen sind Resistenzen von Giardia-Isolaten gegen Metronidazol seit vielen Jahren bekannt. Therapieversagen bei Tieren ist nicht mit Resistenz gleichzusetzen: es ist unklar, ob bei Versagen der Therapie Reinfektionen oder Resistenzen vorliegen.
 

Prävention

Ein in Nordamerika produzierter Giardia-Impfstoff ist in der Schweiz nicht zugelassen. Ihre Schutzwirkung vor Zystenausscheidung oder vor klinischen Anzeichen ist nicht überzeugend.
 
Da die Infektion über Zysten im Kot erfolgt, ist die Aufnahme von Kot oder Kot-verunreinigte Partikel zu verhindern. Hierzu gehören auch die Fellpflege und eine gute Zwingerhygiene.
 

Unterstützende Massnahmen

Umwelthygiene: Kot entsorgen, um Kreislauf zu unterbrechen, Zwinger desinfizieren. Zur Desinfektion sollten gegen Giardien wirksame Desinfektionsmittel verwendet werden.
Trockenheit sowie Temperaturen > 60 °C töten die Zysten ab.
Fellpflege: der Einsatz von Chlorhexidin-haltiges Shampoo trägt zur Verhinderung von Reinfektionen bei.
Verbesserung der Immunantwort / Mikrobiom: Fortiflora (SF 68) oder Fäkale Transplantation
 
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