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Stomatitis

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Die Maulhöhle wird natürlicherweise von einer reichen Bakterienflora besiedelt, welche aus mehr als 500 verschiedenen Arten besteht. Jede Wunde oder Erkrankung in der Maulhöhle hat eine unmittelbare sekundäre Besiedlung durch Bakterien dieser Flora zur Folge. Bei der Behandlung von Erkrankungen des Mauls müssen vor allem die primären Ursachen bekämpft werden. Dabei soll gleichzeitig durch mechanische und chemische Maul- und Zahnhygiene das Risiko einer Kontamination vermindert werden. Behandlungen mit Antibiotika sind manchmal angezeigt, aber immer als begleitende und nicht als alleinige Massnahme.

 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die Maulhöhle ist natürlicherweise mit Bakterien besiedelt. Deshalb hat jede Beschädigung der Schleimhautbarrieren eine bakterielle Superinfektion zur Folge. Dazu gehören Verletzungen der Weichteile, offene Kieferfrakturen, traumatische Rissverletzungen des epithelialen Halteapparats (Zahnluxation und Zahnabriss), iatrogene Verletzungen und Parodontalerkrankungen (siehe Paradontale Erkrankung).
 
Bei einer chronischen Stomatitis liegt oft eine bakterielle Superinfektion vor. Der eigentliche Auslöser dieser Erkrankung ist unbekannt, es handelt sich sehr wahrscheinlich um eine multifaktorielle Krankheit, an deren Entwicklung eine Störung des Immunsystems, Stress, eine virale oder eine bakterielle Infektion beteiligt sein können. Durch eine inadäquate Immunantwort kann die Maulschleimhaut und das Zahnfleisch oberflächlich infiziert werden, was durch eine Hyperplasie noch verschlimmert wird.
 

Erreger

Beim Hund setzt sich die Maulflora hauptsächlich aus Porphyromonas spp. (39,2%), Fusobacterium spp. (4,5%), Capnocytophaga spp. (3,8%), Derxia spp. (3,7%), Moraxella spp. (3,3%) und Bergeyella spp. (2,7%) zusammen.
 

Symptome

Die Symptome sind vielfältig und hängen vor allem vom Typ und von der Lokalisation der Infektion ab. Eine Untersuchung sollte unter Vollnarkose erfolgen.
 
Eine Stomatitis ist oft mit extremen Schmerzen und üblem Geruch verbunden. Beim Hund existiert eine besondere Form von nekrotisierend-ulzerierender Stomatitis, bekannter unter dem englischen Begriff CUPS (Chronic Ulcerativ Paradental Stomatitis). Sie ist typischerweise über den Fangzähnen des Oberkiefers lokalisiert, kann aber auch generalisiert auftreten. Das klinische Bild manifestiert sich als zirkuläre Läsion der Maulhöhlenschleimhaut in Kontakt mit der Zahnkrone.

 
Diagnose / Tests

Die klinische Untersuchung kann bei Bedarf durch intraorale Röntgenaufnahmen und eine Blutuntersuchung ergänzt werden. Bei Katzen mit chronischer Gingivo-Stomatitis müssen auch virale Infektionen (FeLV, FIV, FCV) ausgeschlossen werden.
 
In hartnäckigen Fällen, bei denen die Erst-Behandlung nicht ausreicht, sollte eine Bakterienkultur in Betracht gezogen werden, die auch den Nachweis anaerober Keime umfasst.

 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Die Behandlung beginnt mit der Beseitigung der Ursache. Die Maulhöhle muss vor jedem kieferchirurgischen Eingriff gereinigt, das Gebiss saniert (Zahnstein-Entfernung) mit einer 0,12%igen Chlorhexidin-Lösung gründlich desinfiziert werden. Eine aktuelle Studie beim Menschen konnte aufzeigen, dass Salzwasser gegen Zahnbelag mindestens so wirksam ist wie eine Mundspülung mit Chlorhexidin.
 
Bei gesunden Tieren muss eine frische oder iatrogene Wunde mit einer verdünnten Chlorhexidin-Lösung gereinigt und anschliessend mit einer physiologischen Lösung gespült werden, bevor sie verschlossen werden. Eine Behandlung mit Antibiotika ist in diesem Fall nicht angezeigt.
 
Speziell in Fällen von Stomatitis, bei denen die Infektion mit antiseptischen Lösungen nicht zufriedenstellend therapiert werden kann, muss die Extraktion aller Zähne ins Auge gefasst werden. Da der Zahnbelag das wichtigste Bakterien-Reservoir darstellt, ist eine vollständige Zahnextraktion oft vorteilhaft und zeigt mittel- und langfristig die besten Resultate.
 
Bei Tieren mit Stoffwechselkrankheiten oder Immunschwäche wird dasselbe Verfahren angewendet, es wird aber mit einer Antibiotikatherapie ergänzt.
 
Eine Antibiotikatherapie wird ebenso in folgenden Fällen empfohlen:

Alte Wunde (mehr als 6 Stunden)
Zahnluxation/Zahnavulsion (bei konservativer Behandlung)
Infektiöse Stomatitis
Gesichtsphlegmone
Offene Kieferfraktur
Chirurgischer Eingriff an einer kontaminierten Stelle
Osteitis
Osteomyelitis

 

Antibiotika

Stomatitis
Zu beachten Bei Stomatitis ist eine Antibiotikabehandlung nur manchmal notwendig, aber immer als begleitende und nicht als alleinige Massnahme.
Priorisierung/­­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Amoxicillin 10 - 20 mg/kg 2 × tgl. p.o. Kurzzeitbehandlung (5 Tage) oder bis zum Verschwinden der Symptome.
Bei nekrotisierend-ulzeröser Parodontitis und Osteomyelitis muss die Therapie auf 2 Wochen verlängert werden bzw. gemäss Verlauf (Re-Evaluation in Nachkontrollen).
 
Clindamycin 11 mg/kg 2 × tgl. p.o. Bei Osteomyelitis hohe Resistenzraten
MetronidazolSpiramycin 12 - 22 mg/kg 2 × tgl. p.o.  
Second line  
Doxycyclin 10 mg/kg 1 × tgl. p.o. s. oben  
Amoxicillin/­­Clavulansäure 12,5 - 20 mg/kg 2 × tgl. p.o.  
Stark eingeschränkter ­Einsatz
Cefovecin
Die routinemässige Gabe von langzeitwirksamen kritischen Antibiotika aufgrund der Einfachheit der Verabreichung ist aufgrund des hohen Risikos der Selektion multi-resistenter Keime kontraindiziert.

 

Begleitmassnahmen

Orale Infektionen sind oft sehr schmerzhaft. Es ist deshalb wichtig, die Tiere mit hohen Dosen von Entzündungshemmern und Schmerzmitteln zu behandeln. Die Anwendung von Corticosteroiden ist kontraindiziert, da diese immunsuppressive Eigenschaften haben, und so das Wachstum von Bakterien begünstigen.
 
Bei Katzen, die auch nach der vollständigen Extraktion der Zähne therapieresistent sind, lassen sich mit Substanzen wie Ciclosporin, Interferon-Omega und Lactoferrin gewisse Erfolge erzielen.

 
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