Ein Abszess bezeichnet eine Hohlraumbildung, in der sich Eiter ansammelt.
Abszesse werden vor allem durch Bisswunden, penetrierende Wunden, abszedierende Entzündungen der Analbeutel oder Haut-Abrasionen verursacht. Durch die Reifung werden Abszesse grösser und härter und üben Druck auf das umliegende Gewebe aus, was zu Schmerzen führt. Zudem bildet sich in der Regel um den Abszess eine Entzündungszone, die durch Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerz gekennzeichnet ist.
Im Gegensatz zum Abszess, bezeichnet eine Phlegmone eine diffuse Entzündung des Gewebes, bei dem es nicht zur Bildung eines einzelnen Hohlraumes, sondern zu einer diffusen, von Vaskulitis und Ödem begleiteten Infektion des Gewebes kommt. Phlegmone und Abszess können jedoch auch zusammen auftreten, und im schlechtesten Fall kann es zur Entwicklung einer Sepsis kommen.
Schwellung, evtl. Rötung, Druckdolenz, evtl. fluktuierend
Darstellung eines flüssigkeitsgefüllten Hohlraumes in Ultraschall oder CT
Nachweis von Eiter in einer Punktion
Da das Innere eines Abszesses nicht durchblutet ist, können sich systemisch verabreichte Antibiotika dort nicht anreichern und eine effiziente Infektabwehr durch den Körper ist nicht möglich. Wie bei anderen lokalisierten Infektionen ist zur Therapie zunächst eine Herdkontrolle (Source Control) nötig.
Durch «Spalten» des Abszesses muss der Eiter entfernt und durch Debridement nekrotisches und schlecht durchblutetes Gewebe abgetragen werden. Danach erfolgt eine Lavage (oder antiseptische Spülung) der Abszesshöhle. Bei Verdacht auf eine Stöckchen-Verletzung oder auf einen Abszess, der durch einen Fremdkörper ausgelöst wurde, ist vorab eine bildgebende Diagnostik mittels CT angeraten. Beim Debridement muss alles Fremdmaterial entfernt werden.
Bei einem unkomplizierten Abszess führt diese Versorgung allein bereits zu einer Schmerzlinderung und leitet die Heilung ein. Die Abszesshöhle wird offen belassen oder bei grossen Höhlen ggf. mit einer Drainage versorgt. Die offene Abszesshöhle wird im Therapieverlauf so lange mittels 1 - 2 × täglicher Spülung (mit Kochsalzlösung, Polyhexanid oder Hyperchlore Säure, CAVE: Octenidin ist in Cavitäten kontraindiziert!) versorgt, bis sich die Öffnung schliesst.
Eine systemische Antibiotikatherapie ist nur indiziert, wenn Zeichen einer systemischen bakteriellen Infektion bestehen (Fieber mit CRP-Erhöhung, Anzeichen einer Sepsis), bei immunsupprimierten Tieren, bei schlechtem Allgemeinzustand und/oder bei Nähe des Abszesses zu empfindlichen Geweben, wie z.B. Gelenken.
Oberflächlicher Abszess | |||
Zu beachten | Eine lokale Therapie mit Spülung und Debridement ist in den meisten Fällen ausreichend! Eine systemische Antibiotikatherapie ist nur indiziert, wenn Zeichen einer systemischen bakteriellen Infektion bestehen, bei immunsupprimierten Tieren, bei schlechtem Allgemeinzustand und/oder bei Nähe des Abszesses zu empfindlichen Geweben, wie z.B. Gelenken. | ||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Cephalexin | 20 - 30 mg/kg 2 - 3 × tgl. p.o. | Bis zum Abklingen der systemischen Infektion, danach Umstellung auf lokale Antiseptik | |
Second line | |||
Amoxicillin-Clavulansäure | 12,5 - 20 mg/kg 3 × tgl. p.o. oder i.v. | Bis zum Abklingen der systemischen Infektion, danach Umstellung auf lokale Antiseptik |
Eine lokale Behandlung mit Spülung/Debridement ist wichtiger als eine antibiotische Therapie. Entsprechend ist nur eine Antibiotika-Therapie zu verschreiben, falls diese wirklich indiziert ist.