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Chirurgie

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Kastrationen von weiblichen und männlichen Kleinsäugern werden oft als Präventivmassnahme oder bei Verhaltensauffälligkeiten durchgeführt.
 
Solche chirurgischen Massnahmen sind bei Vögeln und Reptilien aufgrund der
Schwierigkeit der Operation (insbesondere bei Vögeln oder anatomischer Barrieren z.B. das Plastron bei Schildkröten) selten oder nicht durchführbar. Alternativen wie eine chemische Kastration können eingesetzt werden.
 
Eine Laparotomie/Coeliotomie kann explorativ oder therapeutisch sein.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Kastration: männliche Tiere werden aggressiver, territorialer und markieren mit Urin, wenn sie erwachsen werden. Diese Verhaltensmuster werden in der Regel durch Kastration aufgehoben. Bei weiblichen Tieren wird eine Kastration (Ovariohysterektomie) durchgeführt, um unerwünschte Trächtigkeiten, Verhaltensstörungen bei Gruppenhaltung und neoplastische Erkrankungen der Gebärmutter zu verhindern.
 
Laparotomie/Coeliotomie (alle): diagnostisch (explorativ) und/oder therapeutisch bei verschiedenen Erkrankungen (z.B. obstruktive Urolithiasis).
 
Komplikationen: Peritonitis, Infektion der Wunde.
 

Erreger

Hautflorabakterien: meist Staphylococcus spp.
 
Gastrointestinale Flora: Lactobacillus spp., Enterococcus spp., Staphylococcus spp., Enterobacter spp., Sarcina spp., Bacteroides spp..
 
Selten: fakultativ pathogene Umweltbakterien.
 

Symptome

Bei Wundinfektion: Abszesse, Exsudat, Schmerzen, Rötung der Wunde, reduzierten Allgemeinzustand.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Tupfer oder Abszesskapsel-Biopsie für Zytologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Eine elektive Operation erfordert keine Antibiose, wenn der Allgemeinzustand nicht gestört ist.
 
Je nach Operation sind Analgesie, Monitoring und weitere Medikamente notwendig.
 

Antibiotika

Kastration: bei elektiven Operationen (Kastration, Ovariohysterektomie) ist eine Antibiose nicht notwendig, wenn eine geeignete Technik unter strikter Asepsis angewendet wird.
 
Eine Antibiose ist angezeigt, wenn eine Kontamination zu erwarten ist oder bei geschwächten Tieren (z.B. Immunsuppression). Eine präoperative Antibiotikagabe ist kein Grund für eine unsaubere Operationstechnik.
 
Laparotomie/Coeliotomie: die Verabreichung von Antibiotika ist bei Eröffnung eines Hohlorgans, bei Infektionen im Abdomen und/oder bei Kontamination des Operationsfeldes angezeigt.
 
Postoperative Wundinfektion (SSI): bei bestätigter Infektion (Symptome, Bildgebung, Zytologie) Breitspektrumantibiotikum verabreichen, bis die Ergebnisse der Bakterienkultur und des Antibiogramms vorliegen. Die Dauer der Antibiotikatherapie sollte 5-7 Tage betragen und weitere 2-3 Tage über die klinischen Symptome hinausgehen.
 
Als «first line» Antibiotika ist Trimethoprim-Sulfonamid indiziert.
 
Trimethoprim-Sulfonamid Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Staphylokokken, Anaerobier, E. coli, Pseudomonas spp. und weitere Bakterien können resistent sein.
 
Enrofloxacin soll nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden, weil es zu den kritischen Antibiotika gehört und es gegen dieses Antibiotikum variable Resistenzraten gibt. Enrofloxacin wirkt gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen. Es kann peroral oder parenteral (s.c., i.m., i.v.) verabreicht werden und gilt als verträgliches Antibiotikum.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf grampositive Bakterien (Enrofloxacin) und Anaerobier (Enrofloxacin und Trimethoprim-Sulfonamid) werden Trimethoprim-Sulfonamid und Enrofloxacin mit Metronidazol kombiniert. Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt. Solche Behandlungen sollten immer durch eine adäquate systemische Antibiose unterstützt werden.
 
Sauber oder sauber-kontaminierte Operationen mit Dauer > 90 Min., kontaminierte, infizierte Operationen und postoperative Infektion der Wunde
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineTrimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.30 - 60 Min. vor Operationsbeginn und während der Operation jede 90 - 120 Min. wiederholen, wenn nötig bis 24 h postoperativ geben

Postoperative Infektion:
5 - 7 Tage bzw. 2 - 3 Tage über klinische Symptome hinaus
Trimethoprim-Sulfonamid nicht bei Niereninsuffizienz
 Kombination möglich mit
Metronidazol
10 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o.  
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.30 - 60 Min. vor Operationsbeginn und während der Operation jede 90 - 120 Min. wiederholen, wenn nötig bis 24 h postoperativ geben

Postoperative Infektion:
5 - 7 Tage bzw. 2 - 3 Tage über klinische Symptome hinaus
Kritisches Antibiotikum

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebsnekrosen verursachen

 
 Kombination möglich mit
Metronidazol
10 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o   
 

Resistenzlage

Bei mehreren Bakterienspezies sind Resistenzen gegen mehrere Antibiotika nachgewiesen worden.
 
MRSA (Methicillin resistant Staphylococcus aureus) Staphylokokken sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie, bei Auftreten von postoperativen Infektionen und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung bei Hyporexie oder Anorexie, Analgesie.
 
Optimale Haltungsbedingungen.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Strikte Asepsis und geeignete chirurgische Technik sowie postoperative Hygiene, um Kontamination sowie Infektionen der Wunde zu vermeiden.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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