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Rhinitis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Rhinitis kommt häufig bei Reptilien vor. Mykoplasmen werden bei Schildkröten im Zusammenhang mit Rhinitis beschrieben. Tracheitis und Pneumonie bei Echsen und Schlangen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

URTD (Upper Respiratory Tract Disease) Schildkröten:
 
-Unklare Ursache, in Wildschildkröten mit Mykoplasmen assoziiert
-Übertragung durch direkten Kontakt mit symptomatischen oder subklinischen Tieren
-Frisch geschlüpfte Schildkröten sind prädisponiert für schwerwiegende Erkrankungen und Sepsis mit akuten Todesfällen
-Überbelegung, ungeeignete Temperatur, ungeeignete Fütterung, Koinfektionen mit Viren (z.B. Herpesvirus), Pilzen (z.B. Candida) können klinischen Symptome verschlimmern und die Ausscheidung erhöhen
-Komplikationen: bakterielle Sekundärinfektionen (meist mit gramnegativen Bakterien), Sepsis, Stoffwechselstörungen
 
Rhinitis: Schlangen, Echsen, Schildkröten (ohne Mykoplasmen)
 
-Infektiöse Ursachen wie Viren (Ranavirus, Herpesvirus, Nidovirus bei Schlangen), Bakterien (meist sekundär), Pilze (Aspergillus spp.)
-Prädisponierenden Faktoren sind: Hypovitaminose-A, Fremdkörper, Trauma, Stress, Neoplasien, der Art nicht entsprechende Haltung und Fütterung
-Obstruktive Rhinitis kann sekundär zu Stomatitis auftreten (häufig)
 

Erreger

Schildkröten: Mycoplasma spp. (M. agassizii, M. testudineum, keine Zoonose)
 
Andere Erreger (meist Koinfektionen): Pasteurella testudinis, fakultativ pathogene gramnegative Bakterien der Maul- und Nasenflora, Chlamydia spp.
 

Symptome

Nasenausfluss, Augenausfluss, periokuläres Ödem, Dyspnoe, Apathie, Anorexie, chronisch infizierte Schildkröten zeigen intermittierend ähnliche Symptome und weissliche Verfärbung und Erosion der Nasenlöcher.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Röntgen, Ultraschall, Endoskopie, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger:
 
Mycoplasma spp.: PCR/qPCR, Serologie (ELISA, aus Serum oder Plasma, nur für M. agassizii und M. testudineum) oder Kultur (Spezialmedium, Kultur über mehrere Wochen). Für die Kultur und/oder PCR können Choanen- (besser) oder Nasentupfer entnommen werden, oder Nasenausfluss oder Nasenspülmaterial (weniger zuverlässig) abgesaugt werden.
 
Andere bakterielle Infektionen: Zytologie, Kultur und Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Tiere mit Verdacht auf Mykoplasma-Erkrankung isolieren, unterstützende Therapie (Flüssigkeitstherapie, assistierte Fütterung bei Anorexie, entzündungshemmende Medikamente), systemische Antibiotika und Entzündungshemmer, zur Linderung der Symptome.
 
Die Behandlung von Mykoplasmen eliminiert diese Erreger selten vollständig. Mykoplasmen können persistieren und kranke Tiere können asymptomatische Träger oder chronisch kranke Tiere mit intermittierenden Symptomen werden, die ein Risiko für anderen Reptilien sind.
 

Antibiotika

Tiere in stark gestörtem Allgemeinzustand sollten initial parenteral behandelt werden.
 
Es können auch lokale Antibiotika eingesetzt werden (z.B. Augentropfen, Nasenspülung). Anpassungen sollten entsprechend dem Antibiogramm vorgenommen werden.
 
Antibiotika, die gegen Mykoplasmen wirken, sind: Tetracycline (Doxycyclin, Oxytetracyclin), Makrolide (z.B. Tylosin) und Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin). Nach Untersuchungen anderer Mykoplasmen-Subspezies bei anderen Tierarten, können Lincosamide, Amphenicole und Aminoglykoside auch wirksam sein.
 
Eine Initialtherapie mit Tetracyclin (Doxycyclin) wird empfohlen, bis die Ergebnisse des Antibiogramms vorliegen.
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien. Es gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern.
 
Tylosin ist ein Makrolid mit bakteriostatischer Wirkung mit einem langen postantibiotischen Effekt. Resistenzen wurden bei Staphylokokken und Streptokokken nachgewiesen. Es ist ein kritisches Antibiotikum, weshalb es nur nach einem Antibiogramm eingesetzt werden sollte.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (i.m., s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Reptilien kann die i.m. oder s.c. Applikation (von Enrofloxacin) zu Muskelnekrosen führen. Übererregung und Inkoordination wurden für Enrofloxacin bei Schildkröten beschrieben. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei
verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Rhinitis
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineDoxycyclin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o.
oder
initial 50 mg/kg, dann 25 mg/kg jeden 3. Tag i.m.
Mindestens 3 WochenOral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Tylosin5 mg/kg 1× täglich i.m.Mindestens 3 WochenKritische Antibiotika
 Enrofloxacin5 - 10 mg/kg 1 × täglich p.o./i.m./s.c. Enrofloxacin kann bei s.c. und i.m. Injektionen zu Gewebsnekrosen führen
 

Resistenzlage

Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere, wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Optimale Haltungsbedingungen (Hygiene, Luftfeuchtigkeit, Belichtung, Fütterung, Wärme).
 
Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung (z.B. mit Ösophagussonde) bei Reptilien mit Anorexie.
 

Prävention

Der Art entsprechende Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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