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Augenerkrankungen

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

In diesem Kapitel werden Konjunktivitis, Keratitis, Uveitis, Blepharitis und Hornhautverletzung bei Vögeln diskutiert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Konjunktivitis: Viren, Bakterien (z.B. Chlamydien), Parasiten, Pilze (z.B. Aspergillus), Fremdkörper, irritierende Aerosole (z.B. Rauch), Allergien und Neoplasien (z.B. Melanom).
 
Keratitis: Vitamin-A-Mangel (verminderte Tränenproduktion), Bakterien, Pilze, Parasiten.
 
Uveitis: Trauma, Linsenruptur, Infektionskrankheiten (z.B. Toxoplasmose) und im Zusammenhang mit Sepsis.
 
Blepharitis ist häufig mit einer Sinusitis assoziiert (Kapitel 3.2 Rhinitis).
 
Hornhautverletzung: Trauma, Fremdkörper.
 
Bakterielle Infektionen können primär oder sekundär nach Verletzungen, Immunsuppression, Reizung und anderen Infektionen (z.B. Viren) auftreten.
 

Erreger

Konjunktivitis, Keratitis: Streptococcus spp., Erysipelothrix rhusiopathiae, Clostridium botulinum, Mycobacterium avium, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Bordetella avium, Chlamydia psittaci, Mycoplasma spp.
 
Uveitis: Pasteurella multocida, Salmonella spp., Mycoplasma spp.
 

Symptome

Photophobie, Blepharospasmus, Ödeme, Schwellung, Augenausfluss, Hyphaema, Hypopyon, Anisokorie.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung. Zusätzlich Augenuntersuchung und neurologische Untersuchung.
 
Achtung! Topische Mydriatika wie Atropin und Tropicamid sind bei Vögeln nicht wirksam.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT, MRT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Tupfer für Kultur und Antibiogramm vor Beginn der Behandlung oder konjunktivale Tupfer für PCR bei Verdacht eine C. psittaci Infektion.
 
Konjunktivale oder korneale Zytologie kann Hinweise auf die Ursache geben.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Konjunktivitis, Keratitis, Hornhautläsionen, Uveitis: lokale Therapie bei bakteriellen Ursachen (Spülung, Antibiotika und Entzündungshemmer, Tropfen; Salben und Glukokortikoidpräparate vermeiden). Eine systemische Therapie (entzündungshemmend, analgetisch, antibiotisch) ist zusätzlich zur lokalen Therapie in bestimmten Fällen angezeigt.
 
In einigen Fällen ist eine chirurgische Therapie (z.B. Enukleation) notwendig.
 
Grunderkrankungen müssen gleichzeitig behandelt werden.
 

Antibiotika

Wenn möglich, sollte die lokale Therapie der systemischen Therapie vorgezogen werden. Eine topische antibiotische Behandlung ist wichtiger und wirksamer, da höhere Konzentrationen im Auge erreicht werden als bei einer systemischen Behandlung. Auch eine topische Antibiose sollte dem Antibiogramm angepasst werden.
 
Eine systemische Antibiose ist indiziert bei Begleiterkrankungen wie Sinusitis, bei systemischen Erkrankungen wie Chlamydia psittaci (Kapitel 3.7.2 Chlamydiose) und bei persistierenden chronischen Fällen, die auf eine lokale Therapie nicht ansprechen.
 
Als «first line» Antibiotikum sind Doxycyclin, bei Verdacht auf eine Chlamydien- oder Mykoplasmeninfektion, oder Amoxicillin-(Clavulansäure), bei Verdacht auf eine Infektion
mit anderen Bakterien, indiziert.
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien und Mykoplasmen. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Eine Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Amoxicillin-(Clavulansäure) besitzt ein breites Wirkspektrum und eine bakterizide Wirkung. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen. Es wirkt nicht gegen Mykoplasmen.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Amikacin ist für eine systemische Therapie von Infektionen mit multiresistenten Pseudomonas aeruginosa angezeigt. Amikacin ist ein Aminoglykosid-Antibiotikum mit einem breiten Spektrum und bakterizider Wirkung, welche konzentrationsabhängig ist. Wenn die Augen betroffen sind, sollte eine systemische Therapie mit einer lokalen Antibiotikatherapie kombiniert werden, da Aminoglykoside kaum ins Augengewebe eindringen können. Amikacin dringt kaum in ZNS-Gewebe ein. Um das Nierentoxizitätsrisiko zu verringern, wird empfohlen, dieses Antibiotikum gleichzeitig mit einer Flüssigkeitstherapie zu verabreichen und den Einsatz anderer nierentoxischer Medikamente zu vermeiden.
 
Augenerkrankungen, chronische persistierende Fälle, systemische Erkrankungen
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineDoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
Bis AbheilungDoxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
 Amoxicillin150 - 175 mg/kg 2 - 6 × täglich p.o.
oder
150 mg/kg 1 - 3 × täglich i.m.
  
 Amoxicillin-Clavulansäure60 - 120 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m.
oder
125 mg/kg 2 - 4 × täglich p.o.
oder
35 mg/kg 1 × täglich i.v.
  
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach
Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m./p.o.Bis AbheilungKritische Antibiotika

Mit Enrofloxacin reversible PU/PD beim Graupapagei
 Marbofloxacin2.5 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
(Ara)
  
 Amikacin10 - 15 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m./i.v. Amikacin ist nierentoxisch, gleichzeitig mit Flüssigkeit verabreichen
 

Resistenzlage

P. aeruginosa kann gegenüber mehreren Antibiotika (Amoxicillin, Chloramphenicol, Doxycyclin, Trimethoprim-Sulfonamid, Enrofloxacin und manchmal auch Marbofloxacin) Resistenzen aufweisen.
 
Weitere Erreger wie Streptococcus spp., Salmonella spp., E. coli können Resistenzen gegen mehrere Antibiotika aufweisen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Hygiene der Augenregion, regelmässige Reinigung der Sekrete, Halskragen bei Selbstverstümmelung, assistierte Fütterung und Flüssigkeitstherapie bei Hyporexie oder Anorexie.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung, der Tierart angepasstes Klima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) und Hygiene.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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