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Rhinitis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Rhinitis und/oder Sinusitis sind bei Vögeln häufig.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Infektionen der Nasenhöhlen und Nasennebenhöhlen können primär oder sekundär auftreten und durch Bakterien, Viren, Pilze und Parasiten verursacht werden.
 
Prädisponierend wirken:
 
-Hypovitaminose-A kann eine Metaplasie der Nasennebenhöhlen und Nasenhöhlen verursachen.
-Reizung der Nasennebenhöhlen- und der Nasenschleimhaut durch Ammoniak (Hygienemangel, unzureichend belüfteter Raum), Rauch (Nicotin) oder andere Aerosole (z.B. Teflon).
-Zu trockene oder zu feuchte Umgebung.
-Trauma, Fremdkörper, Neoplasie.
-Immunsuppression (Stress, Medikamente).
 
Komplikationen: Atemnot, Tracheitis, Pneumonie, Aerosacculitis, Sepsis.
 
Um das Ausmass und die mögliche Ausbreitung der Infektion zu kennen, muss die artspezifische Anatomie der Atemwege berücksichtigt werden (bei Papageienvögeln sind der linke und rechte Sinus infraorbitalis miteinander verbunden, bei Sperlingsvögeln nicht).
 

Erreger

Chlamydia psittaci, Escherichia coli, Pseudomonas aeruginosa, Mycoplasma spp. (v.a. Mycoplasma gallisepticum), Haemophilus spp., Klebsiella pneumoniae, Pasteurella multocida, Mycobacterium spp., Spirochäten (Nymphensittiche).
 

Symptome

Niesen, Kratzen im Gesichtsbereich, Augen- und/oder Nasenausfluss, Verstopfung und/oder Verformung der Nasenlöcher, Schnabelatmung, Dyspnoe, Exo- oder Enophthalmus, periorbitale Schwellung, Gesichtsasymmetrie, periocularer Federverlust, konjuktivale Hyperämie.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung, einschliesslich Auskultation der Atemwege. Bei Dyspnoe den Vogel vor der klinischen Untersuchung durch Sauerstoffverabreichung stabilisieren.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Transillumination (Sinus, Nasenhöhlen), Bildgebung (Röntgen, CT, Endoskopie), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Zytologie, mikrobiologische Kultur und Antibiogramm, PCR (Chlamydia psittaci, Mycoplasma spp.) aus Choanen-Tupfer oder Nasen- bzw. Infraorbitalsinus-Spülung. Serologie (Chlamydien).
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Beseitigung der prädisponierenden Bedingungen (z.B. bei Hypovitaminose-A die Ernährung anpassen).
 
Antibiotische Therapie gemäss Kultur und Antibiogramm, analgetische und entzündungshemmende Medikamente (z.B. Meloxicam), Sauerstoff-Supplementierung.
 
In einigen Fällen kann eine Nasen- und/oder Infraorbitalsinus-Spülung evtl. mit Sinus-Trepanation oder ein chirurgisches Débridement der Sinus (Sinusotomie) notwendig sein.
 
Bei Vögeln, welche auf Pilzerkrankungen besonders empfindlich sind, ist die Kombination einer Antimykotika-Therapie mit der Antibiotikatherapie in Erwägung zu ziehen.
 

Antibiotika

Andere infektiöse Ursachen (z.B. Aspergillus spp.) sollten ausgeschlossen werden. Im Fall einer (zytologisch) vermuteten bakteriellen Entzündung sollte initial ein Breitspektrum- Antibiotikum verabreicht werden. Die Therapie ist aufgrund der Kultur- und Antibiogrammergebnisse anzupassen.
 
Für Chlamydien ist Doxycyclin das Antibiotikum der Wahl (siehe Kapitel 3.7.2 Chlamydiose).
 
Als «first line» Antibiotikum ist Amoxicillin-(Clavulansäure) angezeigt. Es besitzt ein breites Wirkspektrum und eine bakterizide Wirkung. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen.
 
Als «second line» Antibiotikum ist Doxycyclin angezeigt. Es wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Eine Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Sinusitis, Rhinits
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmoxicillin150 - 175 mg/kg 2 - 6 × täglich p.o.
oder
150 mg/kg 1 - 3 × täglich i.m.
Bis Abheilung 
 Amoxicillin-Clavulansäure60 - 120 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m.
oder
125 mg/kg 2 - 4 × täglich p.o.
oder
35 mg/kg 1 × täglich i.v.
  
Second lineDoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
Bis AbheilungDoxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach
Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m./p.o.Bis AbheilungKritische Antibiotika

Mit Enrofloxacin reversible PU/PD beim Graupapagei
 Marbofloxacin2.5 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
(Ara)
  
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei Sinusitis/Rhinitis beteiligt sein können, und der bekannten Resistenzen (z.B. P. aeruginosa, E. coli) wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie, assistierte Fütterung bei Hypo- oder Anorexie (mit grosser Vorsicht, wenn der Patient dyspnoeisch oder sehr gestresst ist), Inhalationen/Verneblung von Wasserdampf.
 
Evtl. Vitamin-A-Supplementierung.
 
Bei Vögeln, welche auf Pilzerkrankungen besonders empfindlich sind, ist die Kombination einer Antimykotika-Therapie mit der Antibiotikatherapie in Erwägung zu ziehen.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung, der Tierart angepasstes Klima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit) und Hygiene.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
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