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Chlamydiose

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Chlamydien kommen regelmässig bei Vögeln vor, häufiger bei Papageienvögel. Synonyme der Erkrankung sind: Psittakose, Ornithose, Papageienfieber. Es handelt sich um eine meldepflichtige Tierseuche.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Chlamydien sind obligat intrazelluläre Bakterien, die nur in Zellkulturen wachsen können.
 
Chlamydien, die Vögel infizieren, können auch Menschen, Hunde, Katzen und vermutlich andere Tiere infizieren.
 
Der Erreger wird über verschiedene Körperöffnungen (Speichel, Augen-, Nasenausfluss, Kot, kann je nach Spezies variieren) ausgeschieden und die Infektion kann durch orale Einnahme oder durch Inhalation erfolgen.
 
Asymptomatische, subklinische Ausscheider und latente Infektionen kommen häufig vor.
 
Stressfaktoren wie Fortpflanzung, Reisen, Umzug, Überbelegung, Verletzungen, andere Erkrankungen und extreme Temperaturen können klinische Symptome verursachen und/oder die Erregerausscheidung erhöhen.
 
Die Inkubationszeit der Krankheit beträgt zwischen 3 Tagen und mehreren Wochen.
 

Erreger

Chlamydia psittaci, mehrere Serovare (A-E) und Genotypen sind bekannt.
 

Symptome

Die Symptome variieren in Abhängigkeit der Virulenz des Stammes und dem Immunstatus des Wirtes.
 
Die Symptome sind in der Regel unspezifisch (Apathie, Anorexie, gesträubtes Gefieder), können die Augen (Konjunktivitis, Augenausfluss), die Atemwege (Nasenausfluss, Symptome einer Erkrankung der oberen Atemwege), den Magendarmtrakt (Durchfall, Biliverdinurie) oder den Geschlechtsapparat (Infertilität, erhöhte neonatale Sterblichkeit) betreffen und bis zum Tod führen.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung, Augen und Kloakenöffnung kontrollieren. Abgesetzter Urin (z.B. in Käfigen) makroskopisch beurteilen. Da es sich um eine Zoonose handelt, sollten erhöhte Hygienemassnahmen ergriffen werden (z.B. Vogel mit Handschuhen untersuchen).
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT, Endoskopie), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: PCR, Kultur (spezielles Medium), Histologie, Serologie (unspezifisch). Eine einzige Testmethode ist nicht ausreichend, eine Kombination aus Kultur, PCR und Serologie wird empfohlen.
 
Material:
-Konjunktiva, Choanen- und Kloaken-Tupfer (3-fach-Tupfer, Kultur, PCR).
-Konjunktiva und Choanen-Tupfer sind möglicherweise empfindlicher für den Nachweis von DNA-Material bei subklinisch infizierten Tieren.
-Kotproben sollten über 3-5 Tagen gesammelt werden (intermittierende Erreger-Ausscheidung).
 
Die Identifizierung des Serovars und des Genotyps kann zur Identifizierung von Ausbrüchen beitragen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Unterstützende Therapie, Antibiotika. Da es sich bei der Chlamydiose bei Vögeln um eine Tierseuche handelt, sind die amtstierärztlichen Vorgaben zu beachten.
 

Antibiotika

Als «first line» Antibiotikum ist Doxycyclin angezeigt. Es wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Eine Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Chlamydiose
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineDoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
Bis AbheilungNicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach
Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m./p.o.Bis AbheilungKritische Antibiotika

Mit Enrofloxacin reversible PU/PD beim Graupapagei
 Marbofloxacin2.5 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o.
(Ara)
  
 

Resistenzlage

Eine Antibiotika-Prophylaxe ist wenig sinnvoll, da sie Nebenwirkungen verursachen und Resistenzen erzeugen kann.
 
Bei Chlamydia psittaci wurde keine Resistenz nachgewiesen. Es ist aber bekannt, dass Chlamydia suis bei Schweinen resistent gegen Doxycyclin sein kann.
 

Unterstützende Massnahmen

Desinfektion der Umgebung, Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung bei anorektischen und hyporektischen Vögeln.
 

Prävention

Die Vermischung von Tieren aus verschiedenen Herkunftsorten vermeiden.
 
Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
Schulung der Personen, die mit Vögeln in Kontakt kommen. Vögel, die häufig mit Menschen in Kontakt sind, evtl. testen (aber: ein negatives Resultat schliesst Chlamydien nicht aus, und IgG-positive Vögel haben nicht unbedingt eine aktive Infektion).
 
Kreuzkontaminationen vermeiden: zuerst gesunde Tiere, dann exponierte und schliesslich kranke Tiere behandeln. Schutzmaterial verwenden (Zoonose!), regelmässige Desinfektion durchführen, Abstand zwischen den Käfigen halten, staubfreies Bodenmaterial benutzen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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