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Kropfentzündung

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Kropfentzündung (Ingluvitis) bei Vögeln kommt häufig vor, aber eine primäre bakterielle Kropfentzündung ist selten und wird eher bei Papageienvögeln diagnostiziert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

-Viren (Poxvirus, Herpesvirus), Bakterien, Pilze (Candida spp., Macrorhabdus ornithogaster, oft bei Wellensittichen) und Parasiten (Flagellaten, z.B. Trichomonas, oft bei Wellensittichen, Tauben und Greifvögeln und Nematoden, z.B. Capillaria spp.).
-Bakterielle Infektionen können primär oder sekundär vorkommen.
-Erreger, welche die Schnabelhöhle oder den Drüsenmagen (Proventriculus) befallen, können auch zu einer Kropferkrankung führen.
-Immunsuppression, Ernährungssonden (Verletzungen, Jungvögel), Verbrennungen (zu heisse Nahrung, gefolgt von Nekrose und Fistelbildung), Toxine (Schwermetalle, Urämie), Vitamin-A-Mangel (Metaplasie des Ösophagus und der Kropfschleimhaut), Neoplasien und alle Erkrankungen, die eine Kropfstase verursachen (z.B. chronische Krankheiten, Fremdkörper, Schwermetallintoxikation, virale Erkrankungen).
-Die Kropf-Normalflora von Papageienvögeln besteht aus einigen grampositiven Bakterien und einigen Hefen. Eine bakterielle Überwucherung ist häufig von einer Hefe-Überwucherung (meist Candida albicans) begleitet.
 

Erreger

Breites Spektrum möglicher Bakterien, sowohl grampositive als auch gramnegative möglich.
 
Einige Beispiele: Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Salmonella spp. (Sperlingsvögel, granulomatöse Ingluvitis), Klebsiella spp. (primär oder sekundär, Sperlingsvögel, Papageienvögel und Greifvögel).
 

Symptome

Kropf-Hypomotilität, Stase, Regurgitation, Apathie, Anorexie, Dyspnoe, plötzliche Todesfälle.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung, Kropfpalpation, oft kann ein voller Kropf oder eine verdickte Kropfwand ertastet werden. Kropfspülung und/oder Kropfabstrich mit Mikroskopie.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT, Endoskopie), Hämatologie, Blutchemie (inkl. Schwermetallennachweis).
 
Identifikation der Erreger: Andere Ursachen ausschliessen. Probematerial für Zytologie, Kultur und Antibiogramm durch Kropfspülung oder Kropftupfer gewinnen.
 
Native, sofort nach Entnahme (noch körperwarm, um die Beweglichkeit der Trichomonaden zu beurteilen), und gefärbte (Diff-Quick, Gram- oder andere Spezialfärbungen je nach Verdacht) Ausstriche erlauben erste «in-house» Diagnostik.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Diagnose und Therapie der Grunderkrankung. Behandlung von gleichzeitig vorkommenden Erkrankungen (z.B. Candidiasis).
 
Entzündungshemmende Medikamente (Nebenwirkungen im gastrointestinalen Trakt sind zu berücksichtigen), Flüssigkeitstherapie, Breitspektrumantibiotika bis zum Vorliegen der Ergebnisse von Kultur und Antibiogramm.
 
Grundsätzlich perorale Therapie, aber Vögel, die Anzeichen einer systemischen Erkrankung oder eine Kropfstase haben, sollten zuerst parenteral behandelt werden, bis sich die Magen-Darm-Funktion normalisiert hat.
 

Antibiotika

Die antibiotische Therapie aufgrund der Zytologiebefunde, aber vor allem nach Kultur und Antibiogramm durchführen. Im Falle einer bestätigten bakteriellen Entzündung (primär oder sekundär) sollte ein Breitspektrum-Antibiotikum verabreicht und die Therapie entsprechend den Ergebnissen der Kultur und des Antibiogramms angepasst werden.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Amoxicillin-(Clavulansäure) angezeigt. Es besitzt ein breites Wirkspektrum und eine bakterizide Wirkung. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen. Bei gastrointestinalen Erkrankungen kann die Wirkung von peroral verabreichtem Amoxicillin(-Clavulansäure) beeinträchtigt sein.
 
Bei Verdacht auf eine Infektion mit anaeroben Bakterien oder Protozoen (insbesondere Trichomonas spp.) ist das Medikament der Wahl Metronidazol. Es ist wirksam gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Bei Koinfektionen mit Anaerobiern kann es mit anderen Antibiotika wie Trimethoprim-Sulfonamid kombiniert werden. Es kann beim Männchen Fruchtbarkeitstörungen verursachen und sollte während der Brutzeit nicht verabreicht werden.
 
Als «second line» Antibiotika sind Doxycyclin oder Trimethoprim-Sulfonamid indiziert.
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende, kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Trimethoprim-Sulfonamid wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin, ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Resistenzen wurden bei Pseudomonas spp. und weiteren Erregern nachgewiesen. Tiere mit Leberinsuffizienz oder Knochenmarksuppression sollten nicht mit Trimethoprim-Sulfonamid behandelt werden. Gastrointestinale Stase und Regurgitation können auftreten.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Ingluvitis
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmoxicillin150- 175 mg/kg 2 - 6 × täglich p.o.
oder
150 mg/kg 1 - 3 × täglich i.m.
Bis Abheilung 
 Amoxicillin-Clavulansäure60 - 120 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m.
oder
125 mg/kg 2 - 4 × täglich p.o.
oder
35 mg/kg 1 × täglich i.v.
  
 MetronidazolAlle:
50 mg/kg 1 × täglich p.o.
(für 5 - 7 Tage)
oder
Papageienvögel:
10 - 30 mg/kg 2 × täglich p.o.
(für 10 Tage)
 Metronidazolüberdosierung kann neurologische Störungen verursachen
Second lineDoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
Bis AbheilungDoxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
 Trimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 2 × täglich p.o.
oder
20 mg/kg 1 - 2 × täglich s.c./i.m.
 Trimethoprim-Sulfonamid nicht bei Nieren- oder Leberinsuffizienz
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m/p.o.Bis AbheilungKritisches Antibiotikum

Reversible PU/PD beim Graupapagei
 

Resistenzlage

In der Literatur sind einige Fallberichte über bakterielle Kropfentzündung (primär oder sekundär) mit resistenten Bakterien beschrieben.
 
Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei Kropfentzündung beteiligt sein können, und den bekannten Resistenzen, wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Medikamente mit mukoprotektiven Eigenschaften können die Therapie unterstützen.
 
Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung, mit leichtverdaulichem Futter bei anorektischen und hyporektischen Vögeln. Antiemetika (z.B. Ondansetron 1-2 mg/kg p.o. 2 × täglich für 3-4 Tage, Metoclopramid 0.5-1 mg/kg p.o./i.m. 2 × täglich).
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zu einer artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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