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Enteritis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Sowohl Bakterien als auch Protozoen und Pilze können zu Enteritis und Proventriculitis (Drüsenmagenerkrankung) führen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Viren (Rotavirus, Coronavirus), Bakterien, Pilze (Candida spp., Macrorhabdus ornithogaster), Parasiten (Capillaria spp., Ascarides spp., Cryptosporidium spp., Trichomonas spp.) sowie nicht infektiöse Erkrankungen wie Schwermetall- oder Giftpflanzen-Intoxikationen und Neoplasien oder andere Erkrankungen (Lebererkrankungen, Erkrankungen des Geschlechtsapparates) können eine Enteritis verursachen.
 
Eine bakterielle Infektion kann primär oder sekundär auftreten.
 
Mögliche Ursachen sind: unhygienischer Lebensraum, kotkontaminierte Nahrung, Wasser, Boden, abrupter Diätwechsel (verursacht Dysbiose, Störung der normalen gastrointestinalen Flora). Stress, Alter und andere Erkrankungen wirken prädisponierend.
 
Der Kontakt mit Reptilien und Nagetieren (Wildtieren) kann zu einer Salmonellose führen.
 
Komplikationen: Sepsis.
 
Achtung! Polyurie kann mit Durchfall verwechselt werden. Es ist wichtig, zwischen diesen verschiedenen klinischen Symptomen zu unterscheiden.
 

Erreger

Häufig handelt es sich um Infektionen mit gramnegativen Bakterien.
 
Proventriculitis: Escherichia coli, Klebsiella spp., Salmonella spp., Enterobacter spp.
 
Enteritis: Escherichia coli, Salmonella spp. (Zoonose), Yersinia spp., Klebsiella spp., Pseudomonas spp., Aeromonas spp., Chlamydia psittaci (Zoonose), Clostridium spp. (nekrotische Enteritis), Mycobacterium spp. (Zoonose), Campylobacter spp. (Zoonose), Pasteurella multocida.
 
Protozoen wie Giardia spp. und Trichomonas spp. werden auch mit Antibiotika behandelt.
 

Symptome

Gewichtsverlust, Durchfall, Maldigestion/Malabsorption, Anorexie, Apathie, Regurgitieren (v.a. bei Proventriculitis), Dehydrierung, Kropf-Stase, plötzliche Todesfälle. Einige Erreger können mit anderen klinischen Symptomen assoziiert sein (z.B. kann E. coli Kropfentzündung, Atemwegserkrankungen, Arthritis, Infertilität verursachen). In einigen Fällen (Mykobacteriose) wird trotz vorhandenen Appetits ein Gewichtsverlust beobachtet.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung, makroskopische und mikroskopische Kotbeurteilung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Ultraschall, Röntgen, CT, Endoskopie), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Weitere Erreger (Viren, Parasiten, Hefen, Pilze) ausschliessen.
 
Nativ und gefärbte (Diff-Quick, Gram- oder weitere Spezialfärbungen je nach Verdacht) Kotausstriche erlauben erste «in-house» Diagnostik.
 
PCR von Kotmaterial zur Identifizierung von Chlamydien.
 
Kotkultur zur Identifizierung pathogener Bakterien und Durchführung eines Antibiogramms. Einige Erreger wie Salmonella spp., werden selten isoliert, da sie nur in geringen Mengen und intermittierend ausgeschieden werden.
 
Biopsie des veränderten Darms für Mycobacterium spp. Identifikation. Bei starken Veränderungen werden die Mykobakterien auch im Kot ausgeschieden und sind mit Ziehl-Neelsen-Färbung sichtbar, bzw. können per PCR bestimmt werden.
 
Achtung! Auch Macrorhabdus ornithogaster (Hefen) wird sich mit der Gramfärbung anfärben.
 
Achtung! Abhängig von der Normaldiät ist die gastrointestinale Flora unterschiedlich! Beispielweise sind mikrobiologische Kulturen von E. coli bei Greifvögeln und Frugivoren normal, während sie bei Granivoren Grund zur Besorgnis geben, insbesondere wenn sie mit klinischen Symptomen einhergehen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Flüssigkeitstherapie zum Ausgleich von Verlusten und zur Wiederherstellung des Elektrolyt-Ungleichgewichts, evtl. mit Medikamenten für gastrointestinale Motilität.
 
Für Mykobacterien wird keine Therapie empfohlen, da die Entwicklung resistenter Stämme ein ernstes Zoonoserisiko darstellt.
 

Antibiotika

Leichtgradige Fälle können mit der oben genannten unterstützenden Therapie behandelt werden.
 
Im Fall einer (zytologisch) vermuteten bakteriellen Entzündung sollte initial ein Breitspektrum-Antibiotikum verabreicht werden und die Therapie ist aufgrund der Kultur- und Antibiogrammergebnisse anzupassen.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Amoxicillin-(Clavulansäure) angezeigt. Es besitzt ein breites Wirkspektrum und eine bakterizide Wirkung. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen. Bei gastrointestinalen Erkrankungen kann die Wirkung von peroral verabreichtem Amoxicillin(-Clavulansäure) beeinträchtigt sein.
 
Bei Verdacht auf eine Infektion mit anaeroben Bakterien oder Protozoen (insbesondere Trichomonas spp.) ist das Medikament der Wahl Metronidazol. Es ist wirksam gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Bei Koinfektionen mit Anaerobiern kann es mit anderen Antibiotika wie Trimethoprim-Sulfonamid kombiniert werden. Es kann beim Männchen Fruchtbarkeitstörungen verursachen und sollte während der Brutzeit nicht verabreicht werden.
 
Als «second line» Antibiotika sind Doxycyclin oder Trimethoprim-Sulfonamid indiziert.
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende, kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Trimethoprim-Sulfonamid wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin, ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Resistenzen wurden bei Pseudomonas spp. und weiteren Erregern nachgewiesen. Tiere mit Leberinsuffizienz oder Knochenmarksuppression sollten nicht mit Trimethoprim-Sulfonamid behandelt werden. Gastrointestinale Stase und Regurgitation können auftreten.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Enteritis, Proventriculitis
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmoxicillin150- 175 mg/kg 2 - 6 × täglich p.o.
oder
150 mg/kg 1 - 3 × täglich i.m.
Bis Abheilung 
 Amoxicillin-Clavulansäure60 - 120 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m.
oder
125 mg/kg 2 - 4 × täglich p.o.
oder
35 mg/kg 1 × täglich i.v.
  
 MetronidazolAlle:
50 mg/kg 1 × täglich p.o.
(für 5 - 7 Tage)
oder
Papageienvögel:
10 - 30 mg/kg 2 × täglich p.o.
(für 10 Tage)
 Metronidazolüberdosierung kann neurologische Störungen verursachen
Second lineDoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
Bis AbheilungDoxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
 Trimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 2 × täglich p.o.
oder
20 mg/kg 1 - 2 × täglich s.c./i.m.
 Trimethoprim-Sulfonamid nicht bei Nieren- oder Leberinsuffizienz
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m/p.o.Bis AbheilungKritisches Antibiotikum

Reversible PU/PD beim Graupapagei
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei Enteritis beteiligt sein können, und der bekannten Resistenzen wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung bei anorektischen und hyporektischen Vögeln.
 
Ergänzungsfuttermittel können die gastrointestinale Flora unterstützen und/oder bei deren Wiederaufbau helfen.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
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