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Erkrankungen der Kloake

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Der Kloakenprolaps kommt bei Kakadus besonders häufig und rezidivierend vor.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Kloakitis: häufig mit Enteritis, Salpingitis, chronischen Nierenerkrankungen, Neoplasien, Kloakolithen und Kloakenprolaps assoziiert.
 
Kloakenprolaps: bei Legenot, chronischer Eiablage, chronischer Kloakitis, chronischer Enteritis mit Durchfall, chronischer Salpingitis, Neoplasien (inkl. Papillome und Herpesvirus-assoziierte neoplastische Veränderungen), chronisch hypersexuellem Verhalten, Masse im Coelom, Trauma (an der Kloake oder Wirbelsäule) mit Kloakenatonie als Folge, idiopathisch. Schwache und magere Vögel sind prädisponiert. Differentialdiagnostisch müssen Papillome ausgeschlossen werden.
 
Komplikationen: Sepsis, Prolaps anderer Organe (Darm, Uterus, Eileiter), Invagination (Uterus, Eileiter), Blutungen, Kompression von Nerven und Gefässen (v.a. bei Eiablage).
 

Erreger

Kloakitis: Mycobacterium spp., Bakterien der Grunderkrankung (Enteritis, Salpingitis).
 
Kloakenprolaps: Umwelterreger, Erreger der Grunderkrankung.
 

Symptome

Ödematöses, hämorrhagisches bis nekrotisch vorgefallenes Gewebe, Blutungen, Dehydrierung, Symptome der Grunderkrankung.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung, Adspektion der vorgefallenen Kloake und Identifizierung der vorgefallenen Organe.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Kloakoskopie, Ultraschall, Röntgen, evtl. Kontraststudien, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Biopsie und/oder Tupfer der Kloake für Abstriche (Zytologie), Kultur und Antibiogramm und/oder PCR (Virus, Chlamydien).
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Behandlung der Grunderkrankung.
 
Lokale Antiseptika, evtl. Antibiotika, systemische entzündungshemmende Therapie und Analgesie.
 
Ein Kloakenprolaps ist ein Notfall. Jedes weitere Trauma der exponierten Mukosa ist zu vermeiden und die Mukosa muss feucht (Gel oder feuchte Gazetupfer) und sauber gehalten werden. Ein Gazetupfer mit 1:1 Kochsalzlösung und 50% Glukoselösung auf dem vorgefallenen Gewebe kann das Ödem reduzieren. Die nekrotischen Bereiche sollten entfernt werden, die Kloake wird dann reponiert und mit ein paar Stichen (U-Naht) fixiert. Chronische Fälle brauchen weitere chirurgische Massnahmen (z.B. Kloakopexie).
 

Antibiotika

Topische Antibiotika (z.B. Silber-Sulfadiazine) sind bei einem Kloakenprolaps zu verwenden (in reponierte Kloake instilliert oder vor Reponierung).
 
Kloakitis und Kloakenprolaps: systemische Antibiose ist bei fortgeschrittenen Fällen angezeigt.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Amoxicillin-(Clavulansäure) angezeigt. Es besitzt ein breites Wirkspektrum und eine bakterizide Wirkung. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen. Bei gastrointestinalen Erkrankungen kann die Wirkung von peroral verabreichtem Amoxicillin(-Clavulansäure) beeinträchtigt sein.
 
Als «second line» Antibiotika sind Trimethoprim-Sulfonamid oder Doxycyclin (insbesondere, wenn die Kloakitis in Zusammenhang mit einer Enteritis steht) angezeigt.
 
Trimethoprim-Sulfonamid wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin, ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Resistenzen wurden bei Pseudomonas spp. und weiteren Erregern nachgewiesen. Tiere mit Leberinsuffizienz oder Knochenmarksuppression sollten nicht mit Trimethoprim-Sulfonamid behandelt werden.
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende, kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Kloakitis, Kloakenprolaps
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmoxicillin150- 175 mg/kg 2 - 6 × täglich p.o.
oder
150 mg/kg 1 - 3 × täglich i.m.
Bis Abheilung 
 Amoxicillin-Clavulansäure60 - 120 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m.
oder
125 mg/kg 2 - 4 × täglich p.o.
oder
35 mg/kg 1 × täglich i.v.
  
Second lineTrimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 2 × täglich p.o.
oder
20 mg/kg 1 - 2 × täglich s.c./i.m.
Bis AbheilungTrimethoprim-Sulfonamid nicht bei Nieren- oder Leberinsuffizienz
 DoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
 Doxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m/p.o.Bis AbheilungKritische Antibiotika

Mit Enrofloxacin reversible PU/PD beim Graupapagei
 Marbofloxacin2.5 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o. (Ara)  
 

Resistenzlage

Staphylococcus spp., Streptococcus spp., Mykobakterien und andere Erreger weisen Resistenzen auf.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie und assistierte Fütterung bei anorektischen und hyporektischen Vögeln.
 

Prävention

Therapie und Prävention von Grunderkrankungen können Rezidive verhindern.
 
Angemessene Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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