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Hepatitis

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Lebererkrankungen können aufgrund einer Stoffwechselerkrankung auftreten, aber auch mit einer Infektion in Verbindung stehen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Infektiöse Hepatitis tritt oft sekundär nach einer Sepsis oder Enteritis auf. Alle Bakterien, die eine Enteritis verursachen, können auch bei Hepatitis vorkommen. Darüber hinaus können einige toxinproduzierende Bakterien, die bei Enteritis vorkommen, das Lebergewebe schädigen. Trichomonas spp. (Protozoen) können ebenfalls Hepatitis, Enteritis und Ingluvitis (v.a. bei Wellensittichen) verursachen. Auch virale Hepatitis (z.B. Herpesviren) kann vorkommen.
 
Komplikationen: Cholestase, Leberinsuffizienz, Leberversagen, hepatoencephales Syndrom (selten bei Granivoren), Sepsis.
 

Erreger

Grampositive sowie gramnegative Bakterien können beteiligt sein.
 
Campylobacter spp. (Zoonose), Salmonella spp. (Zoonose), Escherichia coli, Pseudomonas spp., Yersinia spp. (Zoonose), Chlamydia psittaci (Zoonose), Mycobacterium spp., Aegyptianella pullorum (Rickettsia), Acinetobacter spp., Borrelia spp., Citrobacter spp., Corynebacterium spp., Pasteurella spp., Serratia spp., Staphylococcus spp., Streptococcus spp.
 

Symptome

Lethargie, Anorexie, Gewichtsverlust, Durchfall, Biliverdinurie, abnormale Verfärbung der Federn, Federverlust, Überwachstum von Schnabel und Krallen, Juckreiz, Hautveränderungen, Aszites, Blutungen, Schwäche, zentralnervöse Symptome, Dyspnoe.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Endoskopie, Ultraschall, Röntgen, evtl. Kontraststudien, CT), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Histologie, Zytologie, Kultur und Antibiogramm einer endoskopisch entnommenen Leberbiopsie.
 
Mikroskopische Beurteilung eines Abdruck-Abstrichs einer Biopsie erlauben eine erste «in-house Diagnostik. Dabei auf Einschlusskörperchen - welche typisch für einige bakterielle Erkrankungen (Chlamydien, Aegyptianella pullorum) sind - achten und Spezialfärbungen benutzen (Gramfärbung, Giemsa).
 
PCR oder Serologie für Chlamydien.
 
Bei Verdacht auf eine systemische Erkrankung können eine Blutkultur und Antibiogramm durchgeführt werden.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Unterstützende Therapie in Abhängigkeit von Symptomen, klinischen Befunden, Laborbefunden. Antibiotika bei Verdacht auf oder bestätigter bakterieller Infektion.
 
Punktion der Aszitesflüssigkeit.
 
Medikamente, die in der Leber metabolisiert werden (z.B. Butorphanol, Trimethoprim-Sulfonamid), sollten vermieden werden.
 

Antibiotika

Bei Verdacht auf eine bakterielle Entzündung sollte ein Breitspektrum-Antibiotikum verabreicht und die Therapie entsprechend den Ergebnissen der Kultur und des Antibiogramms angepasst werden.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Amoxicillin-(Clavulansäure) angezeigt. Es besitzt ein breites Wirkspektrum und eine bakterizide Wirkung. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen. Bei gastrointestinalen Erkrankungen kann die Wirkung von peroral verabreichtem Amoxicillin(-Clavulansäure) beeinträchtigt sein.
 
Bei Verdacht auf eine Infektion mit anaeroben Bakterien oder Protozoen (insbesondere Trichomonas spp.) ist das Medikament der Wahl Metronidazol. Es ist wirksam gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Bei Koinfektionen mit Anaerobiern kann es mit anderen Antibiotika kombiniert werden. Es kann beim Männchen Fruchtbarkeitstörungen verursachen und sollte während der Brutzeit nicht verabreicht werden.
 
Als «second line» Antibiotika ist Doxycyclin angezeigt. Es wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien, einschliesslich Chlamydien. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium und Magnesium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende, kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern (z.B. kein Muschelkalk). Während der Therapie ist es wichtig, auf sekundäre Hefepilzinfektionen zu achten. Als Nebenwirkungen sind gastrointestinale Störungen (z.B. Erbrechen) und Gewebereizung bei i.m. Applikation möglich. Unverträglichkeit kann bei Aras und Agaporniden auftreten.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen und können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden. Bei Graupapageien können Polyurie und Polydipsie während der Behandlung mit Enrofloxacin auftreten, sind aber nach Absetzen der Therapie reversibel. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei verschiedenen Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Hepatitis
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmoxicillin150- 175 mg/kg 2 - 6 × täglich p.o.
oder
150 mg/kg 1 - 3 × täglich i.m.
Bis Abheilung 
 Amoxicillin-Clavulansäure60 - 120 mg/kg 2 - 3 × täglich i.m.
oder
125 mg/kg 2 - 4 × täglich p.o.
oder
35 mg/kg 1 × täglich i.v.
  
 MetronidazolAlle:
50 mg/kg 1 × täglich p.o.
(für 5 - 7 Tage)
oder
Papageienvögel:
10 - 30 mg/kg 2 × täglich p.o.
(für 10 Tage)
 Metronidazolüberdosierung kann neurologische Störungen verursachen
Second lineDoxycyclinAlle:
60 - 100 mg/kg alle 5 - 7 Tage s.c./i.m.
oder
25 - 50 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o.
oder
Papageienvögel:
20 mg/kg i.v. einmalig und danach oral behandeln (kritische Patienten)
Bis AbheilungDoxycyclin oral nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich i.m/p.o.Bis AbheilungKritisches Antibiotikum

Reversible PU/PD beim Graupapagei
 Marbofloxacin2.5 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o. (Ara)  
 

Resistenzlage

Aufgrund der Vielfalt der Bakterien, die bei Hepatitis beteiligt sein können, und die nachgewiesenen Resistenzen wird eine antibiotische Therapie nach Kultur und Antibiogramm empfohlen.
 

Unterstützende Massnahmen

Flüssigkeitstherapie, leichtverdauliche, fettarme Diät, Laktulose (für karnivore Vögel), evtl. Vitamine, Ergänzungsfuttermittel.
 
Regelmässige Überwachung des Therapieverlaufs, zur Beurteilung des Erfolgs oder der Anpassung der Therapie.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne beim Einführen eines neuen Individuums in eine Gruppe, kranke von gesunden Tieren trennen.
 
Kontakt mit Wildvögeln und Wildnagern vermeiden.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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