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Staupe

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Hintergrundinformationen

Erreger
Der Erreger der Staupe ist das canine Staupevirus (canine distemper virus, CDV). Es handelt sich hierbei um ein behülltes RNA-Virus des Genus Morbillivirus (Familie der Paramyxoviridae). Aufgrund der Unterschiede im H-Gen des CDV werden sechs verschiedene Stämme unterschieden, namentlich America-1 und -2, Asia-1 und -2, European, und Artic. Das CDV hat ein breites Wirtsspektrum, welches unter anderem Kaniden, Musteliden (Marderartige), Ursiden (Bärenartige) und auch grosse Feliden umfasst.
 
Ursachen & Risikofaktoren
Das CDV wird über Kontakt zu erkrankten oder subklinisch infizierten Tieren und deren Ausscheidungen übertragen (direkt oder Tröpfcheninfektion). Das Virus ist in der Umwelt wenig beständig, die indirekte Übertragung spielt daher eine untergeordnete Rolle.
 

Krankheitsbild

Das Staupevirus führt zu einer systemischen Infektion. Die initiale Replikation erfolgt in den oropharyngealen Lymphknoten, Tonsillen und im Epithel der oberen Atemwege. Durch Virus-induzierte Apoptose von Lymphozyten kommt es zu einer hochgradigen Immunsuppression, welche mehrere Wochen anhalten kann. Nach einigen Tagen kommt es zu einer Virämie und dem Befall weiterer epithelialer Gewebe im Gastrointestinaltrakt, in der Milz und Leber, und im Knochenmark. In dieser Phase sind die Symptome unspezifisch, es kann zu Inappetenz, Lethargie, Husten, Augen- und Nasenausfluss, Erbrechen und Durchfall kommen. Der weitere Verlauf sowie die Symptomatik sind abhängig vom Immunstatus des Tieres und der Virulenz des Virusstamms. Kann eine ausreichende Immunantwort ausgebildet werden, kommt es zur Elimination des Virus und zur Genesung. Ist die Immunantwort ungenügend, kann das Virus weitere Epithelien wie beispielsweise die Haut befallen. Diese Tiere entwickeln oft hochgradige klinische Symptome. Es kann zu Persistenz des Virus im zentralnervösen System (ZNS), dem Augengewebe, oder in den Pfotenballen kommen. Durch diesen Mechanismus kann - auch nach Abheilung der initialen Symptome oder bei Tieren, die gar keine initialen Symptomen zeigten - Wochen nach der ursprünglichen Infektion eine Staupe-bedingte Erkrankung des ZNS auftreten. Nebst Encephalitis in einer Vielzahl von ZNS-Lokalisationen kann es bei jungen oder immunsupprimierten Tieren zur akuten Demyelinisierung von Nervenscheiden kommen. Bei Befall der Augen können Photophobie, Uveitis und Chorioretinis auftreten. Eine seltene Form der Erkrankung ist die «Old dog encephalitis», welche eine chronisch-aktive, progressive entzündliche Erkrankung des ZNS bei immunkompetenten Tieren im Zusammenhang mit einer CDV Infektion beschreibt.
 
Symptome
Die Symptome hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Alter und der Immunkompetenz des Tieres, Organtropismus und Virulenz des Virus, sowie allfälligen Sekundärinfektionen. Nach Befall der Epithelien kann es zu respiratorischen, gastrointestinalen und dermatologischen Symptomen kommen, welche oft mit bakteriellen Sekundärinfektionen assoziiert sind. Häufig treten Husten, Dyspnoe, Nasen- und Augenausfluss, Durchfall, Erbrechen und Pusteln auf. Ist das ZNS betroffen, kommt es in einer Spätphase zu neurologischen Symptomen wie epileptiformen Anfällen, Kreislaufen, Kopfschiefhaltung, Nystagmus, Ataxie, Paresen und Paralysen, Halsbiegeschmerz, oder Blindheit. Diese Symptome treten typischerweise später im Krankheitsverlauf auf (ungefähr 40 - 50 Tage nach der Infektion) und sind in der Regel progressiv. Eine Voraussage, welche Tiere neurologische Symptome entwickeln, ist nicht möglich. Bei Tieren, welche eine Infektion überleben, können Zahnschmelzdefekte (bei Infektion vor dem Zahnwechsel) oder eine Ballenhyperkeratose als Langzeitfolgen sichtbar sein.
 
Prognose
Die Prognose hängt stark vom Krankheitsverlauf ab sowie vom Alter und Immunstatus des Tiers. Bei Welpen sind schwerwiegendere Symptome und ein tödlicher Verlauf häufiger. Adulte Tiere können subklinische oder milde Verlaufsformen aufzeigen. Auch nach Genesung ist mit Langzeitfolgen, v.a. persistierenden neurologischen Symptomen, zu rechnen.
 
Diagnose / Tests Die Virusisolation ist ein hochspezifischer Test zum Nachweis von CDV, ist jedoch aufwändig und wird nicht routinemässig angeboten. Zum Nachweis von CDV kommen Reverse Transkriptase (RT-) PCR Assays zum Einsatz; sowohl (semi-) quantitative Verfahren wie die real-time PCR als auch nicht-quantitative Verfahren wie die konventionelle und nested RT-PCR Assays werden angeboten. Als Probematerial können je nach Leitsymptomatik, Zeitpunkt der Probenentnahme und dem Infektionsverlauf Konjunktivaltupfer oder Urin, allenfalls auch Rektal-, Nasal- oder Pharyngealtupfer, Vaginal- oder Präputialabstriche, Hautbiopsien, Kot, Urin, Blut, Buffy Coat oder zerebrospinaler Liquor verwendet werden. Generell werden Vollblut, Konjunktival- oder Tonsillentupfer oder Urin empfohlen. Auch Kot eignet sich, aber im Urin gelingt der Erregernachweis mittels RT-PCR am längsten und konstantesten. Ebenfalls kann eine Immunfluoreszenz auf Ausstrichen von Konjunktival- oder Nasaltupfer durchgeführt werden, die Sensitivität ist allerdings deutlich geringer als die der RT-PCR. Beim Erregernachweis ist zu beachten, dass auch Hunde, die CDV-Lebendvakzinen erhielten, Tage bis Wochen nach der Impfung positiv testen können. Bei der RT-PCR gibt es Methoden, welche gewisse Impfstoffe vom Wildtypvirus unterscheiden können.
 
Die Serologie ist zur Diagnostik weniger geeignet, da die Serokonversion erst 10 - 14 Tage nach der Infektion erfolgt und die nachgewiesenen Antikörper nicht von Impfantikörpern unterscheidbar sind.
 
Therapieleitlinien

Die Therapie ist symptomatisch und richtet sich nach dem klinischen Krankheitsbild. Nebst einer adäquaten Flüssigkeitstherapie kommen häufig Entzündungshemmer zum Einsatz. Zur Behandlung von Sekundärinfektionen können je nach Verlauf Antibiotika indiziert sein (siehe auch: AntibioticScout). Bei neurologischen Symptomen kommen Antikonvulsiva zum Einsatz, betroffene Tiere sprechen jedoch häufig nur begrenzt auf die Medikamente an.
 
Ribavirin hemmt CDV in vitro, es gibt bisher jedoch keine in vivo Studien zur Wirksamkeit dieses Virostatikums. Ansonsten sind keine spezifischen antiviralen Therapien gegen das CDV bekannt.

 
Impfleitlinien Die Impfung gegen das CDV gehört zu den Core-Vakzinen und sollte bei allen Hunden, unabhängig von Haltungs- und Umgebungsfaktoren, durchgeführt werden. Sie führt bei korrekter Grundimmunisierung zur Ausbildung einer guten protektiven Immunität gegen alle CDV-Stämme, obwohl selten Staupeausbrüche in geimpften Populationen dokumentiert wurden.
 
Tabelle 1: In der Schweiz zugelassene Impfstoffe gegen CDV
 
ProduktZulassungs­inhaberinEnthält (CDV-Komponente)Enthält (weitere Komponenten)Zugelassen ab (Alter)
Canigen® SHA2PPi/L ad us. vet.Virbac (Switzerland) AGAttenuiertes canines Staupevirus, Stamm LederleAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Adenovirus Typ 2,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira canicola und icterohaemorrhagiae
8 Wochen
Eurican® DAPPi-Lmulti ad us. vet.Boehringer Ingelheim (Schweiz) GmbHAttenuiertes canines Staupevirus, Stamm BA5Attenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Adenovirus Typ 2,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira canicola, icterohaemorrhagiae und grippotyphosa
7 Wochen
Nobivac® DHP ad us. vet.MSD Animal Health GmbHAttenuiertes canines Staupevirus, Stamm OnderstepoortAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Adenovirus Typ 2
8 Wochen
Nobivac® DHPPi ad us. vet.MSD Animal Health GmbHAttenuiertes canines Staupevirus, Stamm OnderstepoortAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Adenovirus Typ 2,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus
8 Wochen
Versican® Plus DHPPi/L4 ad us. vet.Zoetis Schweiz GmbHAttenuiertes canines Staupevirus, Stamm CDV Bio 11/AAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Adenovirus Typ 2,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira icterohaemorrhagiae, canicola, grippotyphosa und australis
6 Wochen
Versican® Plus DHPPi/L4R ad us. vet.Zoetis Schweiz GmbHAttenuiertes canines Staupevirus, Stamm CDV Bio 11/AAttenuiertes canines Parvovirus,
attenuiertes canines Adenovirus Typ 2,
attenuiertes canines Parainfluenzavirus,
inaktivierte Leptospira icterohaemorrhagiae, canicola, grippotyphosa und australis,
inaktiviertes Tollwutvirus
8 Wochen
 
Grundimmunisierung
Tabelle 2: Impfschema CDV - Grundimmunisierung
 
8 - 9 Wochen12 Wochena16 Wochenb6 - 12 Monatec
 
aAb einem Alter von 12 Wochen genügen 2 Impfungen im Abstand von 3 - 4 Wochen, plus eine Impfung mit 6 - 12 Monaten zum Abschluss der Grundimmunisierung.
  
bDie Impfung mit ≥ 16 Wochen wird empfohlen, da vor diesem Zeitpunkt allenfalls vorhandene maternale Antikörper die Ausbildung einer ausreichenden Immunantwort hemmen können.
  
cBei Tieren > 6 Monaten genügt gemäss internationaler Guidelines eine einmalige Impfung, um eine protektive Immunantwort zu induzieren.
 
Wiederholungsimpfungen
Eine Wiederholungsimpfung sollte nach erfolgter Grundimmunisierung nicht häufiger als alle 3 Jahre durchgeführt werden. Verlängert sich der Zeitraum zwischen 2 Impfungen, empfehlen internationale Guidelines eine einmalige Wiederholungsimpfung.
 
Eine Alternative zu den 3-jährlichen Wiederholungsimpfungen stellt ein individuelles Impfschema nach Antikörpertiter-Messungen dar. Nebst Point of Care (POC) Schnelltests für CDV Antikörper bieten auch die meisten Veterinärlabore Antikörpermessungen für CDV an. Es gibt jedoch keine Standardisierung zwischen den in den jeweiligen Laboren verwendeten Tests. Das Vorliegen von Antikörpern korreliert mit Schutz; eine Wiederholungsimpfung ist indiziert, wenn das Tier seronegativ ist.
 
Kontraindikationen
Aktuell sind in der Schweiz nur modifizierte Lebendvakzinen (MLV) gegen CDV zugelassen. Die meisten MLV dürfen nicht während der Trächtigkeit eingesetzt werden, die Herstellerangaben sind hier in jedem Fall zu beachten. Der Einsatz der Vakzine bei Tieren mit immunsuppressiven Erkrankungen oder Medikamenten sollte im Einzelfall abgewogen und nur mit grösster Sorgfalt erfolgen.
 
Durchgemachte Staupevirus-Infektion
Nach einer durchgemachten Staupeinfektion wird eine lebenslange Immunität erwartet. Bei diesen Tieren ist keine CDV-Impfung mehr notwendig. Da bei den in der Schweiz zugelassenen Kombinationsimpfstoffen CDV mit enthalten ist, kann diese Komponente dennoch mitgeimpft werden.
 
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Bei Verwendung der in Tabelle 1 aufgeführten Impfstoffen kann es vereinzelt zu gastrointestinalen Symptomen wie Durchfall, Erbrechen und Appetitlosigkeit oder verminderter Aktivität kommen. Weiter kommen lokale Reaktionen mit vorübergehender Schwellung an der Injektionsstelle vor. Wie bei allen Impfungen ist das Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen möglich.
 
Bei jungen, grossrassigen Hunden, insbesondere bei Weimaranern, ist nach der Impfung mit einer CDV Lebendvakzine ein vermehrtes Auftreten einer hypertrophen Osteodystrophie (HOD; entzündlicher, schmerzhafter Prozess im Bereich der Wachstumsplatten von langen Röhrenknochen) beschrieben. Allerdings ist es bisher nicht gelungen, HOD experimentell durch eine CDV-Injektion auszulösen. CDV-Lebendimpfstoffe können bei immunsupprimierten Hunden und Welpen jünger als 6 Wochen zu Enzephalitis führen.
 

Prävention

Eine zentrale Rolle in der Prävention von CDV-Ausbrüchen spielt die Herdenimmunität. Möglichst viele Tiere einer Population sollten korrekt gegen Staupe geimpft sein.Die wichtigste Massnahme in der Einschränkung von Ausbrüchen ist die Isolation von betroffenen Tieren. Patienten mit bestätigter oder vermuteter CDV-Infektion müssen unter strikter Einhaltung der Schutzmassnahmen in gesonderten Räumen untersucht und bei Hospitalisation in einer Quarantänestallung untergebracht werden. Das Virus ist gegenüber den meisten gängigen Desinfektionsmitteln empfindlich.
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