Chloramphenicol (CAM), früher Chloromycetin genannt (Welch 1951a; Smadel 1949a; Ehrlich 1947a), wurde 1947 (Wongtavatchai 2004a; Shaw 1992a; Plempel 1969a; Watson 1991b) von Paul R. Burkholder, Universität Yale, aus Streptomyces venezuelae isoliert, welches aus einer Bodenprobe aus El Valle (Caracas) stammte (Plempel 1969a). 1971 wurde das CAM auch aus dem im Boden lebenden Aktinomyzet Streptosporangium viridogriseum var. konfluense von Tamura et al. isoliert, gefolgt von Price et al. (1981), die den Wirkstoff aus der Meerschnecke Lunatia heros (Mondschnecke) isolierten (Wongtavatchai 2004a). Seit 1950 wird der Wirkstoff nur noch synthetisch hergestellt (Plumb 2002a; Stahlmann 2005a; Papich 2001a; Schwarz 2004a; Plempel 1969a).
Das Molekulargewicht des CAM beträgt 323,13 und die Summenformel lautet C11H12Cl2N2O5 (O'Neil 2001a). Es handelt sich um feine, weiss bis grau-gelbliche, nadelförmige oder länglich-flache Kristalle, welche einen bitteren Geschmack aufweisen (Plumb 2002a; Stahlmann 2005a; Papich 2001a; Gruhzit 1949a; Jones 1957b); der pKa beträgt 5,5 (McEvoy 1992a; Plumb 2002a). Die Wasserlöslichkeit ist mit 2,5 mg/ml schlecht (Watson 1991b; McEvoy 1992a); im Alkohol hingegen ist CAM gut löslich (Watson 1991b; McEvoy 1992a; Plumb 2002a; George 1977a), wie zum Beispiel im Ethanol mit einer Löslichkeit von 400 mg/ml (Watson 1991b). In pflanzlichen Ölen ist CAM unlöslich und im Serum oder Harn gleich schlecht löslich wie in Wasser. In neutralen und sauren Lösungen bleibt es stabil (Jones 1957b; Gruhzit 1949a).
Bei physiologischem pH ist das CAM ein nicht ionisiertes (Hird 1986a; Schwarz 2004a), hitzestabiles Molekül. Es bleibt in kochendem distilliertem Wasser während 5 Stunden unbeeinträchtigt (Ehrlich 1947a).
Die Substanz besitzt 3 funktionelle Gruppen, welche seine biologische Wirkung bestimmen: die para-NO2-Gruppe, die Dichloroazetyl-Bindung, und die primäre Alkohol-Gruppe am C3 der Propandiol-Kette (Yunis 1988a; Shaw 1991a; Papich 2001a).
Die Elektronegativität der para-NO2-Gruppe ist essentiel für die richtige Konformation. Es besteht die Möglichkeit, diese Gruppe mit anderen elektronegativen Gruppen zu ersetzen, ohne eine drastische Wirkung auf die Konformation oder biologische Aktivität zu haben. Ein Beispiel dafür ist die H3C-SO2-Gruppe des Thiamphenicols. Die Nitroreduktion des CAM zum Aminoderivat hingegen bewirkt einen Verlust der biologischen Wirkung; die intakte Propandiol-Bindung ist für eine vollständige biologische Wirkung nötig. Auch die Dichloroazetyl-Seitenkette ist wichtig für die biologische Aktivität; sie kann aber durch eine andere Azetyl-Seitenkette ersetzt werden. Auch die Entfernung der gesamten Seitenkette führt zum Verlust der Wirkung (Yunis 1988a).
Es sind 4 Stereoisomere des CAM mit seinen 2 chiralen Zentren möglich, wobei nur der linksdrehende D(-)threo-[1,(R)-2,(S)] Stereoisomer antibiotisch wirksam ist (Shaw 1991a; Plempel 1969a; Schwarz 2004a).
Chloramphenicolnatriumsuccinat
Es handelt sich um ein weisslich bis leicht gelbliches Pulver, welches gut löslich in Wasser und Alkohol ist (Plumb 2002a; McEvoy 1992a). Das Molekulargewicht beträgt 445,19 und die Summenformel lautet C15H15Cl2N2NaO8 (O'Neil 2001a). Im Handel erhältliche Injektionslösungen enthalten 2,3 mEq Natrium pro g Chloramphenicol (Plumb 2002a); der Chloramphenicol-Äquivalent-Gehalt beträgt 72,6% (Plempel 1969a).
Als Ester ist das Chloramphenicolnatriumsuccinat weitgehend unwirksam (1 - 10% der Chloramphenicol-Wirkung); es wird aber nach i.m. und i.v. Gabe rasch durch Esterasen aktiviert (Plempel 1969a).
Chloramphenicolpalmitat
Chloramphenicolpalmitat, ein Ester des Chloramphenicols (Sisodia 1980a; Plempel 1969a), ist ein praktisch geschmackloses, feines, weisses, kristallines Pulver, welches unlöslich in Wasser und kaum löslich in Alkohol ist (Plumb 2002a; McEvoy 1992a).
Präparate mit Chloramphenicolnatriumsuccinat sollten bei Temperaturen unter 40°C, vorzugsweise zwischen 15 - 30°C, gelagert werden (Anonymous 2003c; Plumb 2002a).
Nach dem Mischen des Chloramphenicolnatriumsuccinat-Pulvers mit sterilem Wasser bleibt die Lösung bei normaler Raumtemperatur für 30 Tage stabil; 6 Monate, wenn sie eingefroren wird. Eine trübe Lösung sollte nicht mehr verwendet werden (Plumb 2002a).
Chloramphenicolpalmitat
Die orale Suspension sollte in gut verschliessbaren und lichtundurchlässigen Behältern bei Raumtemperaturen unter 40°C gelagert werden, vorzugsweise zwischen 15 - 30°C (McEvoy 1992a; Plumb 2002a; Anonymous 2003c).
Kompatibilität
Die Kompatibilität ist im Allgemeinen abhängig von verschiedenen Faktoren wie pH-Wert, Konzentration, Temperatur und verwendeten Verdünnungsmitteln.
Chloramphenicolnatriumsuccinat-Injektionslösungen sind kompatibel mit folgenden Substanzen: übliche Infusionslösungen, Amikacin-Sulfat, Aminophylline, Ampicillin-Na (in der Spritze für eine Stunde), Askorbinsäure, Calciumchorid, Calciumglukonat, Cephalothin-Na, Cephapirin-Na, Colistimethat-Na, Corticotropin, Cyanocobalamin, Dimenhydrinat, Dopamin-HCl, Ephedrin-Sulfat, Heparin-Na, Hydrocortison-Na-Succinat, Hydroxyzin-HCl, Kaliumchlorid, Kanamycin-Sulfat, Lidocain-HCl, Magnesiumsulfat, Metaraminolbitartrat, Meticillin-Na, Methyldopat-HCl, Methylprednisolon-Na-Succinat, Metronidazol mit oder ohne Na-Bicarbonat, Nafcillin-Na, Natriumbicarbonat, Oxacillin-Na, Oxytocin, Penicillin G-Kalium/Na, Pentobarbital-Na, Phenylephrin-HCl mit oder ohne Na-Bicarbonat, Phytonadion, Plasmaprotein-Fraktion, Promazin-HCl, Ranitidin-HCl, Thiopental-Na, Verapamil-HCl und Vitamin B-Komplex mit Vitamin C.