Wirkungsmechanismus und -ort
Pilze
Die Zytoplasmamembran der Pilze enthält im Gegensatz zu der der Bakterien Sterole (
Adam 1987a). Amphotericin B bindet an diese Sterole, primär an Ergosterol (
Pyle 1981a;
Bennett 1995b). Durch die Interaktion bilden die Polyene Poren oder Kanäle (
Bennett 1995b;
Sanati 1997a), die die Membranpermeabilität stören (
Plumb 1999a;
Heit 1995a): Das unsymmetrische Polyenmolekül tritt sowohl mit seinen hydrophoben als auch seinen hydrophilen Anteilen in Wechselwirkung mit dem Sterol. Dadurch werden dessen Bindungen zu den Phospholipiden gelockert, was eine Umorientierung in der Membran zur Folge hat. 5 - 10 der binären Komplexe ordnen sich ringförmig an und bilden eine Pore in der Membran (
Adam 1987a). Dadurch treten intrazelluläres Kalium und andere zytoplasmatische Bestandteile aus der Zelle aus (
Heit 1995a;
Plumb 1999a;
Bennett 1995b) und der Zelltod tritt ein (
Heit 1995a;
Pyle 1981a). Mit diesem Angriffspunkt kann man ihre selektive Wirkung auf Pilze bzw. ihre Unwirksamkeit gegenüber Bakterien erklären (
Adam 1987a). Zudem erfolgen in hohen Konzentrationen oxidative Schäden an der Pilzzelle, zumindest
in-vitro (
Bennett 1995b;
Heit 1995a).
Liposomales Amphotericin B
Wird Amphotericin B in Liposomen eingeschlossen, bleibt es nach der Infusion im Kreislauf weitgehend intakt. Die Liposomen binden bevorzugt an die Pilzzellwand, wo sie Amphotericin B freisetzen (
Morant 2000a). In präklinischen und klinischen Versuchen zeigte sich das liposomale Amphotericin B als gleich wirksam gegen experimentelle Pilzinfektionen wie konventionelles Amphotericin B, ist aber weniger toxisch (
Morant 2000a;
Kroker 1999d;
Bekersky 1999a).
Bakterien/Rickettsien
Weil Bakterien und Rickettsien keine Sterole enthalten, weist Amphotericin B keine Wirkung gegen diese Organismen auf (
Plumb 1999a;
McEvoy 1992a).
Säugetierzellen
Säugetierzellmembranen enthalten Sterole (primär Cholesterol). Die Wirkstofftoxizität kommt aufgrund des ähnlichen Wirkmechanismus zustande, obwohl Amphotericin B viel weniger stark an Cholesterol als an Ergosterol bindet (
Plumb 1999a). Bestimmte Nierenzellen und Erythrozyten enthalten Sterole, binden daher Amphotericin B, und es kommt zu Störungen der Zellmembranpermeabilität (
McEvoy 1992a).
Immunsystem
Amphotericin B hat im Wirt potente immunomodulierende Eigenschaften (
Plumb 1999a;
Heit 1995a;
Pyle 1981a). Es besitzt die Fähigkeit, die zellvermittelte und die humorale Immunität zu stimulieren oder zu supprimieren (
Heit 1995a;
Pyle 1981a). Weitere Studien sind nötig, um die klinische Bedeutung dieses Effektes zu bestätigen (
Plumb 1999a;
Heit 1995a). Experimentelle Arbeiten haben gezeigt, dass der Wirkstoff die Anzahl Antikörper produzierender Zellen in der Milz und den Lymphknoten bei Mäusen enorm erhöhen kann. Amphotericin B kann auch eine verspätete Hypersensitivitätsreaktion induzieren (
Pyle 1981a).
pH-Wert und Wirkoptimum
Der Wirkstoff wirkt maximal innerhalb des pH-Bereichs von 6 - 7,5 (
Pyle 1981a).
Resistenzen
Pilzresistenzen, primär oder erworben, scheinen in der Regel nicht aufzutreten, obwohl einige
in-vitro resistente Stämme beschrieben sind. In den meisten Fällen enthalten diese resistenten Stämme verminderte Membranergosterolmengen (
Heit 1995a).