Taxonomisch gehört M. bovis zur Klasse der Actinobacteria, zur Ordnung Actinomycetales, zur Familie Mycobacteriaceae und zur Gattung Mycobacterium.
Mycobacterium avium zählt zur Gruppe der Actinomyceten (Strahlenpilze). Phänotypische Merkmale, vor allem die myzelartigen Strukturen waren für die Einordung massgebend.
Mykobakterien sind grampositive unbewegliche, gerade oder leicht gebogene Stäbchen. Enge verwandschaftliche Beziehungen bestehen zu den Gattungen Corynebacterium, Nocardia und Rhodococcus.
Innerhalb der Mykobakterien unterscheidet man zwischen saprophytär lebenden Mykobakterien und obligat parasitären Spezies. Zu den obligaten Parasiten gehören die Erreger des Tuberkulosekomplexes, wie z.B. Mycobacterium bovis. Davon unterschieden werden die sogenannten nicht tuberkulösen oder atypischen Mykobakterien. Dazu gehören saprophytär lebende Arten, welche unter bestimmten Umständen Infektionen verursachen können. Eine Sonderstellung unter den atypischen Mykobakterien nimmt der Mycobacterium-avium-Komplex ein. Er umfasst die Erreger der Geflügeltuberkulose: Mycobacterium avium ssp. avium, und der Paratuberkulose: Mycobacterium avium ssp. paratuberculosis (Selbitz 2007a).
Tenazität / Virulenz
Die Tenazität der Mykobakterien ist aufgrund ihres Zellwandaufbaus hoch, durch Einhüllung der Erreger in Bronchialschleim, Milch oder ähnliche Medien wird sie noch gesteigert. Temperaturen über 100°C führen in kurzer Zeit zur Abtötung. In der Aussenwelt können Tuberkuloseerreger bei günstigen Bedingungen über mehrere Monate infektiös bleiben.
Gegenüber Säuren und Laugen sind die Mykobakterien ebenfalls sehr widerstandsfähig. Zur Desinfektion eignen sich nur Formaldehyd, Phenol, chlorabspaltende Mittel, Alkohole, Aldehyde und quartäre Ammoniumverbindungen (Selbitz 2007a).
Veterinärmedizinische Relevanz
Vögel: Mycobacterium avium ssp. avium
Mycobacterium avium ssp. avium ist der Erreger der Geflügeltuberkulose. Hühnervögel besitzen die höchste Empfänglichkeit für M. avium, gefolgt von Tauben. Wassergeflügel ist weniger empfänglich. Geflügeltuberkulose tritt besonders bei extensiver Haltung von Hühnern, schlechten Hygienebedingungen und überalteten Beständen auf. Die Infektion erfolgt vorwiegend oral über Futter, Wasser und kontaminiertes Erdreich, in welchem der Erreger länger als 1 Jahr infektiös bleibt (Selbitz 2007a).