2. Quellen
Die Grundlage dieser Polyurethan-Leime bilden Diphenylmethandiisocyanat-Isomere und -Homologe. Diphenylmethandiisocyanate (MDI) sind chemische Verbindungen aus der Gruppe der aromatischen Isocyanate.
3. Toxisches Prinzip
Durch das starke Aufschäumen des Leims bei der Aushärtung kann es bereits nach der Aufnahme geringer Mengen zu einer Obstruktion des Magen-Darm-Traktes kommen.
5. Toxizität bei Labortieren
Akute orale LD50 (in mg/kg Körpergewicht):
| Maus | Ratte | Kaninchen |
Diphenylmethandiisocyanate | | > 5000 | |
6. Umwelttoxikologie
PU-Leime sind im flüssigen Zustand gesundheitsschädlich (Schleimhaut- und Hautreizend). Wenn Polyurethane ausreagiert sind und keine Monomere mehr enthalten, besitzen sie in der Regel keine gesundheitsschädlichen Eigenschaften mehr. Diphenylmethandiisocyanate sind schwach wassergefährdend. Der MAK-Wert von Diphenylmethandiisocyanat-Isomeren und -Homologen beträgt 0.02 mg/m
3 und 0.005 ml/m
3 (Kurzzeit- und Langzeitwert), als Gesamt-NCO gemessen.
II. Spezielle Toxikologie - Kleintier
1. Toxizität
Wegen des starken Aufschäumens können schon geringe Mengen eine Fremdkörperproblematik hervorrufen.
2. Latenz
Die Latenzzeit bis zum Auftreten der Symptome beträgt 30 Minuten bis maximal 24 Stunden.
3. Symptome
3.1 | Allgemeinzustand, Verhalten |
| Inappetenz, Apathie |
|
3.2 | Nervensystem |
| Keine Symptome |
|
3.3 | Oberer Gastrointestinaltrakt |
| Vomitus, Hämatemesis |
|
3.4 | Unterer Gastrointestinaltrakt |
| Blähung des Abdomens, Diarrhoe |
|
3.5 | Respirationstrakt |
| Tachypnoe |
|
3.6 | Herz, Kreislauf |
| Keine Symptome |
|
3.7 | Bewegungsapparat |
| Keine Symptome |
|
3.8 | Augen, Augenlider |
| Keine Symptome |
|
3.9 | Harntrakt |
| Keine Symptome |
|
3.10 | Haut, Schleimhäute |
| Dehydratation |
|
3.11 | Blut, Blutbildung |
| Keine Symptome |
|
3.12 | Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation |
| Keine Symptome |
4. Sektionsbefunde
Eventuell milde bis moderate Reizung der Magenschleimhaut.
5. Weiterführende Untersuchungen
Röntgen: Der aufgeschäumte Holzleim ist röntgendicht und stellt sich als fleckige Masse dar. Bei den bisherigen Fallberichten befand sich die Fremdkörpermasse immer im Magen, zum Teil mit Ausdehnung in den Pylorus. Distal des Pylorus gab es keine Obstruktionen (Horstmann et al., 2003).
6. Differentialdiagnosen
- | Gastritis, Pylorusstenose |
7. Therapie
- | In den meisten Fällen ist eine chirurgische Entfernung der Masse notwendig. |
7.3 | Weitere symptomatische Massnahmen |
- | Diät |
- | Antiemetika: Metoclopramid oder Domperidon |
- | Schmerzbehandlung |
- | Antibiotische Versorgung: Breitspektrumantibiotika |
- | Schutz der Magenschleimhaut: Ranitidin, Omeprazol und Sucralfat; Vergleichende Untersuchungen haben gezeigt, dass Ranitidin eine bessere Schutzwirkung entfaltet als Cimetidin. |
8. Fallbeispiele
8.1 | Ein 16 kg schwerer Hund kaute auf einer Gorilla GlueTM-Tube herum. Der Grossteil des Leims sickerte in den Teppich. 30 Minuten nach der Ingestion des Leimes erbrach sich der Hund zeimalig innerhalb von 10 Minuten. Das Maul des Hundes wurde ausgespült und das Allgemeinbefinden des Hundes schien wieder normal. Während der folgenden Tage erbrach sich der Hund gelegentlich, frass wenig oder verweigerte das Fressen ganz. Am Tag 18 wurde eine gastrointestinale Obstruktion diagnostiziert. Chirurgisch konnte ein grosser, gewebeartiger Ball entfernt werden. Der Hund bekam postchirurgisch eine Diät und erholte sich vollständig (Lubich et al., 2004). |
9. Literaturverzeichnis
Horstman CL, Eubig PA, Cornell KK, Khan SA, Selcer BA (2003) Gastric outflow obstruction after ingestion of wood glue in a dog. J Am Anim Hosp Assoc. 39, 47-51
Lubich C, Mrvos R, Krenzelok EP (2004) Beware of canine Gorilla Glue ingestions. Vet Hum Toxicol. 46, 153-154