2. Quellen
Phosphate werden häufig, in Kombination mit anderen Stoffen, als Düngemittel eingesetzt. Superphosphat besteht aus 30% Pyrophosphat, 10% Calciumorthophosphat, 45% Calciumphosphat, 1-3% Natriumfluorid, 5% Wasser und ungefähr 10% andere Komponenten. Allfällige Vergiftungserscheinungen sind in der Regel nicht auf den Phosphatteil, sondern auf andere Bestandteile des Düngers (z.B. Fluoride) zurückzuführen.
3. Kinetik
Es erfolgt eine Resorption über den Gastrointestinaltrakt.
4. Toxisches Prinzip
Hohe Konzentrationen von Phosphaten führen zu Schleimhautreizungen. Nach der Resorption grosser Mengen kann es zu hypocalcämischen Symptomen kommen.
5. Toxizität bei Labortieren
Der akute orale LD
50-Wert von Natriumpyrophosphat beträgt für die Ratte 4000 mg/kg Körpergewicht.
6. Umwelttoxikologie
Phosphat ist der begrenzende Faktor für das Algenwachstum in den Gewässern. Die Erkenntnis, dass Phosphate eine wesentliche Rolle bei der Eutrophierung der Seen spielen, führte zum Erlass des Phosphatverbotes in Waschmitteln. Trotzdem sind in intensiv gedüngten Gebieten die Gewässer immer noch mit Phosphaten belastet.
II. Spezielle Toxikologie - Wiederkäuer
1. Toxizität
Phosphatdünger sind im allgemeinen gering toxisch. Für das Schaf beträgt die LD
50 von Superphosphat 100-300 mg/kg Körpergewicht.
2. Latenz
Es treten akute bis subakute Vergiftungserscheinungen auf.
3. Symptome
3.1 | Allgemeinzustand, Verhalten |
| Niedergeschlagenheit, Ataxie, steifer Gang, Dehydratation, Hypokalzämie (Festliegen), Koma |
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3.2 | Nervensystem |
| Zittern |
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3.3 | Oberer Gastrointestinaltrakt |
| Salivation |
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3.4 | Unterer Gastrointestinaltrakt |
| Durchfall, Kolik (Zähneknirschen), Tympanie |
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3.5 | Respirationstrakt |
| Tachypnoe |
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3.6 | Herz, Kreislauf |
| Tachykardie |
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3.7 | Bewegungsapparat |
| Keine Symptome |
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3.8 | Augen, Augenlider |
| Keine Symptome |
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3.9 | Harntrakt |
| Keine Symptome |
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3.10 | Fell, Haut, Schleimhäute |
| Keine Symptome |
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3.11 | Blut, Blutbildung |
| Keine Symptome |
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3.12 | Fruchtbarkeit, Jungtiere, Laktation |
| Keine Symptome |
4. Sektionsbefund
Irritation der Schleimhäute, Gastroenteritis
5. Weiterführende Diagnostik
Nachweis der Hypokalzämie, im Spätstadium der Vergiftung ist auch eine Hyperphosphatämie festzustellen.
6. Differentialdiagnosen
Enteritiden anderer Genese, Vergiftung durch Pflanzen oder durch andere toxische Bestandteile der Düngemittel.
7. Therapie
- | Kreislauf: Substitution von Flüssigkeit. |
- | Calciuminfusion bei Hypokalzämie; Vorsicht: Kontrolle der Herzfunktion. |
7.2 | Entfernung der Phosphatquelle |
8. Fallbeispiele
8.1 | In einer Herde von 200 Mutterschafen erkrankten innerhalb einer Woche 30 Auen, 11 Auen wurden tot aufgefunden. Es war kein Mineralsalz zugänglich. Die erkrankten Tiere zeigten Ataxie, knirschten mit den Zähnen, hatten schweren, teilweise blutigen Durchfall, einige Tiere auch eine Tympanie. Sie litten unter erhöhter Herz- und Atemfrequenz und waren mittelschwer dehydriert. Die Tiere wurden im Folgenden mit Calciumlösungen infundiert. Von 30 behandelten Tieren überlebten 27. Bei genauer Untersuchung der Weide wurden an einer Stelle, ausserhalb des Zaunes, aber erreichbar für die Tiere, ungefähr 50 kg Superphosphat gefunden, die nach der letzten Applikation vergessen worden waren. Im Düngerhaufen waren viele kleine Einbuchtungen zu sehen, das Granulat war z.T. in die Weide verschleppt und offensichtlich von den Tieren aufgenommen worden. Vermutlich standen sie unter einem Mineralsalzmangel und frassen deshalb das Phosphat (East, 1993). |
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8.2 | Innerhalb einer Woche verendeten in einer Herde von 120 Kühen 5 Kälber im Alter von 3-4 Monaten. Zwei weitere Kälber erkrankten. Diese zeigten eine erhöhte Atemfrequenz, eine Tachykardie und waren mittelgradig dehydriert. Nach Behandlung mit Oxytetracycline und Vitamin E/Selen erholten sie sich wieder. Es wurden nochmals zwei erkrankte Kälber gefunden. Sie hatten beide Kolik, waren matt und verendeten drei Tage später. Bei der Sektion wurde ein blutiger Magendarminhalt gefunden, die Leber war vergrössert und die Nieren hatten multiple Infarkte. Die Weiden waren eine Woche vor den Todesfällen mit Superphosphat gedüngt worden, danach hatte es die ganze Zeit nicht geregnet (Dickson & Mullins, 1987). |
9. Literatur
Dickson J & Mullins KR (1987) Suspected superphosphate poisoning in calves. Austr Vet J 64, 387-388
East NE (1993) Accidental superphosphate fertilizer poisoning in pregnant ewes. J Am Vet Med Assoc 203, 1176-1177
Kühnert M (1991) Vergiftungen durch Düngemittel. In: Veterinärmedizinische Toxikologie (Kühnert M ed) Gustav Fischer Verlag, Jena, pp 189-197
Lorgue G, Lechenet J & Rivière (1996) Clinical Veterinary Toxicology, Blackwell Science Ltd, London, p 156
Mason RW, Reid RND & Brown PG (1989) Superphosphate and ist effect on bone fluoride concentrations in sheep. Austr Vet J 66, 120-121
Plumlee HK (1996) Industrial Toxicants. In: Large Animal Internal Medicine (Smith BP, ed) Mosby-Year Book, St. Louis, pp 1913-1915
Radostits OM, Blood DC, Gay CC & Hinchcliff KW (1999) Superphosphate. In: Veterinay Medicine (Radostits OM, Blood DC, Gay CC & Hinchcliff KW, eds) Saunders Company London, pp 1629-1630