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Zutreffende Spezies (Botanik)

Melilotus albus Medik. - in Ausnahmefällen stark giftig
Melilotus altissimus Thuill. - in Ausnahmefällen stark giftig
Melilotus officinalis Lam. - in Ausnahmefällen stark giftig
 

Toxizitätsgrad

In Ausnahmefällen stark giftig (Erläuterungen)
Stark giftig ++ bei Schimmelpilzbefall
 

Hauptwirkstoffe

Phenylpropanderivate: Cumarin (0.3-0.9%), 3,4-Dihydrocumarin (Melilotin), o-Dihydrocumarsäure (Melilotsäure), Hydroxycumarine u.a.
-Dicumarol (3,3-Methylen-bis-4-hydroxycumarin), das Haupttoxin, wird von Schimmelpilzen (Aspergillus- oder Penicillium-Arten) im Pflanzenstamm durch einen komplexen Prozess gebildet. Dabei werden o-Cumarsäureglucoside und Melilotsäureglucoside in β-Hydroxy-Melilotsäure, dann in 4-Hydroxycumarin und schliesslich in das toxische Dicumarol umgewandelt. Verschimmeltes Süsskleeheu bleibt über mehrere Jahre toxisch.
-Melilotosid ist die geruchlose Vorstufe des Cumarins und wird beim Welken oder Verletzen der Pflanze, durch UV-Licht und spontane Lactonisierung zu Cumarin, das charakteristisch nach Waldmeister riecht. Weder Melilotosid noch Cumarin haben eine gerinnungshemmende Wirkung.
 

 

Zielorgane

Blut; Leber
 

Wirkungsmechanismen

-Dicumarol hemmt als Vitamin K1-Antagonist die Synthese von Vitamin K1-abhängigen Blutgerinnungsfaktoren (u.a. Prothrombin, Faktoren VII, IX und X) und führt damit zu Hämorrhagien, auch Süsskleekrankheit (sweet clover disease) genannt. Dicumarol wird über die Milch ausgeschieden.
-Cumarin ist nur schwach giftig für Tiere. Die Fütterung an Tiere über einen langen Zeitraum hat nur bei Hunden und Labortieren zu Leberschäden geführt, andere Tiere zeigten keine Symptome, z.B. Paviane, denen über 2 Jahre 67.5 mg/kg Körpergewicht/Tag verabreicht wurde. Wegen des möglichen hepatotoxischen Risikos beim Mensch wurde für die Verwendung als Aromastoff in Lebensmitteln ein Grenzwert von 2 mg Cumarin/kg zubereiteter Speise festgelegt. Als tolerable tägliche Aufnahme (TDI) gelten 0.1 mg/kg Körpergewicht.
 
Veterinärtoxikologie

Letale Dosis

LD50 Maus p.o.:196 mg Cumarin/kg Körpergewicht (Teuscher & Lindequist, 2010).
LD50 Ratte p.o.:290-690 mg Cumarin/kg Körpergewicht (Teuscher & Lindequist, 2010); 293 mg Cumarin/kg Körpergewicht (Liebenow & Liebenow, 1993).
LD50 Ratte p.o.:542 mg Dicumarol/kg Körpergewicht.
Pferd, Rind, Schaf: Heu mit 10 ppm Dicumarol führt nach 4-5 Wochen zu Gerinnungsstörungen (Knight, 2004).
 

Klinische Symptome

Sweet clover disease, Schlafkrankheit: Schwäche, blasse Schleimhäute, Anämie, neurologische Verhaltensauffälligkeiten bei schwerer Anämie durch Hypoxie; Blutungen aus der Vagina, Epistaxis, Blut im Kot, Urin oder Milch; Abort infolge intrauterinen Blutungen und fötaler Hypoxie; anhaltende Blutungen aus dem Nabel neugeborener Kälber; subkutane Hämatome, insbesondere über Knochenvorsprüngen nach relativ leichten Traumata; Hämatome im Mesenterium mit schweren Koliken; geschwollene (eingeblutete) Gelenke mit Steifheit bis Festliegen; Blutungen in Körperhöhlen, Herzbeutel und Gehirn; Tachypnoe, Tachykardie, Tod.
-Kaninchen, Rind, Schaf, Schwein, Pferd: Nach 2-3 Wochen Steinklee-Fütterung (verschimmeltes Dürrfutter oder Silage) Verlangsamung der Blutgerinnungszeit, so dass bereits bei kleinster Schädigung der Blutgefässe, z.B. infolge Anstossen und Schlagen der Tiere, tödliche Blutungen entstehen können. Rinder sind am ehesten betroffen, Schafe scheinen etwas weniger empfindlich zu sein.
-Klinische Pathologie: verlängerte Prothrombinzeit (PT) und aktivierte partielle Thromboplastinzeit (aPTT); die Thrombozytenzahl ist nicht betroffen; stark reduzierte Aktivität der Gerinnungsfaktoren IX und X; tiefer Hämatokrit, tiefes Totalprotein; grosse Hämatome und ein Hämothorax können einen leichten Ikterus verursachen.
-Differentialdignosen: Vergiftungen mit gerinnungshemmenden Rodentiziden, Leberversagen.
 

Therapie

Vitamin K1 als Antidot; evtl. Vollblut von einem gesunden Tier.
 
Veterinärpathologie

Sektionsbefunde

Hämorrhagien und Petechien auf den Organen; nicht geronnenes Blut, blutig gefüllte Körperhöhlen; geschwollene Lymphknoten.
 
Literatur
-Alstad A.D., Casper H.H. & Johnson L.J. (1985) Vitamin K treatment of sweet clover poisoning in calves. J Am Vet Med Assoc. 187, 729-731
-Benson M.E., Casper H.H. & Johnson L.J. (1981) Occurrence and range of dicumarol concentrations in sweet clover. Am J Vet Res. 42, 2014-2015
-Blakley B.R. (1985) Moldy sweet clover (dicoumarol) poisoning in Saskatchewan cattle. Can Vet J. 26, 357-360
-Dehoogh W. (1989) Dicumarol toxicity in a herd of Ayrshire cattle fed moldy sweet clover. Bovine Practitioner 24, 173-175
-Edmondson P., Loeffler D.G., Burrows G.E. & Edwards W.C. (1988) Subcutaneous swelling in a cow. Vet Hum Toxicol. 30(3), 265
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 1082-1086
-Knight A.P. (2004) Coumarin glycosides. In: Clinical and veterinary toxikology. K.H. Plumlee (Ed.) Mosby, St. Louis, pp. 388-391
-Liebenow H. & Liebenow K. (1993) Giftpflanzen - Vademekum für Tierärzte, Landwirte und Tierhalter. G. Fischer Verlag, Jena, pp. 129-130
-McDonald G.K. (1980) Moldy sweetclover poisoning in a horse. Can Vet J. 21, 250-251
-Pschyrembel online (2024) https://www.pschyrembel.de/Melilotosid/H0985 (aufgerufen am 8.7.2024)
-PubChem (2016) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Radostits O.M., Searcy G.P. & Mitchall K.G. (1980) Moldy sweet clover poisoning in cattle. Can Vet J. 21, 155-158
-Rizk A.F.M. & Kamel A. (1991) Chemistry and toxicity of Melilotus species. Poisonous plant contamination of edible plants. A.F.M. Rizk (ed.) Boca Raton, FL 33431, USA. CRC Press, Inc., pp. 107-116
-Scheel C.D. (1978) The toxicology of sweet clover and coumarin anticoagulants. In: Mycotoxic fungi, mycotoxins, mycotoxicoses. An Encyclopedic Handbook. T.D. Wyllie & L.G. Morehouse (eds.) Marcel Dekker Inc., New York, USA. Vol. 2, pp. 121-142
-Sun C., Zhao W., Wang X., Sun Y. & Chen X (2020) A pharmacological review of dicoumarol: an old natural anticoagulant agent. Pharmacol Res. 160, 105193
-Teuscher E. & Lindequist U. (2010) Biogene Gifte. 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 330-335
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