Arnicae flos | |||
Arnikablüten; Wohlverleihblüten; Bergwurzblumen | |||
Fleurs d'arnica; Fleurs d'arnique | |||
Fiori di arnica; Arnica fiore | |||
Arnica flowers |
● | Arnica montana L. |
- | Mindestens 0.40% (m/m) Gesamtsesquiterpenlactone, berechnet als Dihydrohelenalintiglat, bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Gehaltsbestimmung: Flüssigchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Fremde Bestandteile: höchstens 5.0% (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Trocknungsverlust: höchstens 10.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105° C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Asche: höchstens 10.0% (Ph. Eur. 10, 2020). |
- | Wasser (Infus; Reichling et al., 2016) |
- | Ethanol 50% V/V (Flüssigextrakt; EMA, 2014) |
- | Ethanol 60% V/V (Tinktur; EMA, 2014) |
- | Ethanol 70% V/V (Tinktur; Brendieck-Worm et al., 2015; EMA, 2014; Reichling et al., 2016) |
- | Sesquiterpenlactone: Helenalin und Dihydrohelenalin (11,13-Dihydrohelenalin) sowie deren Ester mit kurzkettigen Fettsäuren, ferner Arnifoline und Chamissonolide. |
- | Ätherisches Öl (0.2-0.3%): Fettsäuren (ca. 50%), Alkane, Thymolderivate, Mono- und Sesquiterpene sowie Polyacetylene. |
- | Flavonoide: Quercetin-3-O-glucosid (Isoquercitrin), Kaempferol-3-O-glucosid (Astragalin), Luteolin-7-O-glucosid u.a. |
- | Phenolsäuren: Chlorogensäure, Cynarin, Chinasäurederivate. |
- | Cumarine: Scopoletin, Umbelliferon. |
- | Bei der topischer Applikation wirken Arnikapräparate antiphlogistisch, konsekutiv analgetisch bei Entzündungen und antiseptisch (Kommission E). |
- | Die Hauptwirkungen nach EMA (1999), bedingt durch die Sesquiterpenlactone und deren Ester, sind: |
- | verstärkte Atmung |
- | inotrope Effekte auf die Herzmuskulatur (in vitro) |
- | primäre Blutdrucksenkung gefolgt von einer sekundären Erhöhung |
- | uterotone sowie entzündungshemmende Wirkung |
- | Hemmung der Thrombozytenaggregation. |
- | Die spezifischen Wirkungen nach EMA (1999) sind: |
- | Bei Hunden: cholagoge Wirkung nach der Verabreichung von 2.5 ml Blütenextrakt. |
- | Uterotone und kontraktionssteigernde Wirkung am isolierten Kaninchenuterus und an Katzenuteri in situ nach der Gabe von 0.3 ml Blütenextrakt i.v. |
- | Atemfrequenz sowie -volumen-Erhöhung um 35-43% bei Ratten nach Gabe von 0.25 mg 6-O-acetyl-11,13-Dihydrohelenalin/kg Körpergewicht i.v. Ähnliche Effekte bei Kaninchen nach Verabreichung anderer Sesquiterpenlactone. |
- | Biphasischer, positiv inotroper Effekt von Helenalin (Konzentrationen: 10-5-10-3 mol) am Myokard von Meerschweinchen. Konzentrationen über 10-3 mol: irreversibel negativ inotrop sowie totale Hemmung der Muskelkontraktion. |
- | Klonische Krämpfe sowie Gewebeschäden am Myokard bei narkotisierten Kaninchen durch hohe Gaben von 6-O-acetyl-11,13-Dihydrohelenalin (0.6 mg/kg Körpergewicht oder mehr i.v.). |
- | Veränderung der Thrombozyten-Form durch Helenalinin einer Konzentration von 0.1 µmol, signifikante Hemmung der Thrombozyten-Agregation in einer Konzentration von 100 µmol. |
- | Konzentrationsabhängige kollagen-induzierte Thrombozytenaggregation, Thromboxanbildung sowie Sekeretion von 5-Hydroxytryptamin (Serotonin) durch Helenalin und 11,1 3-Dihydrohelenalin in Konzentrationen von 3-300 µmol. |
- | Hemmung verschiedener hepato-mikrosomaler Oxidase-Funktionen in vitro bei Mäusen. |
- | Senkung des hepatischen mikrosomalen Cytochrom P450-Gehalts in vitro und in vivo bei männlichen BDF1-Mäusen durch die einmalige intraperitoneale Injektion von 25 mg Helenanin/kg Körpergewicht, NADPH verstärkte diesen Effekt. |
- | Beeinflussung der entzündungshemmenden, analgetischen, antiarthritischen Aktivität sowie verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion und mitogene Effekte in vitro und in vivo bei Mäusen mit 2.5 mg/kg Körpergewicht i.p., bei Rtten mit 5 mg/kg Körpergewicht i.p. |
- | Die entzündungshemmende Wirkung der Substanzen vom Helenalin-Typ beruht z.T. auf deren Fähigkeit, den Transkriptionsfaktor NF-ΚB durch selektive Alkylierung der Untereinheit p65 zu hemmen. |
- | Substanzen vom Helenalin-Typ wirken stark zytotoxisch. |
- | Sesquiterpenlactone (v.a. vom Helenalin-Typ) haben eine gewisse Anti-Tumor-Aktivität, indem die DNA- und Proteinsynthese in den Tumorzellen erheblich gehemmt wird. |
- | Helenanin bewirkt eine Degranulation in isolierten, perotonealen Mastzellen von Ratten. |
- | Die Polysaccharidfraktion von Arnikablüten erhöht die Phagozytose durch Granulozyten. |
- | Maximale Plasmakonzentrationen (Cmax) von radioaktiv markiertem 11,13-Dihydrohelenalin bei BDF1-Mäusen i.v., i.p., p.o.: nach ca. 15 Minuten. |
- | Ausscheidung nach 48 Stunden: im Urin 64.4% nach i.v., 47.2% nach i.p., 38% nach p.o.-Verabreichung, wobei 32% unmetabolisiert ausgeschieden werden; im Fäces: 39.7% nach i.v., 9.3% nach i.p., 22.1% nach p.o.-Verabreichung. |
- | Die höchste Konzentration nach i.p.-Verabreichung war in der Leber, gefolgt von Magen und Reproduktionsorganen. Nach 24 Stunden war weder in der Leber noch in den Nieren eine Radioaktivität nachweisbar, jedoch im Skelett und in der Haut noch nach 24 Tagen. Das Gewebe und Blut wurde nicht untersucht. |
(EMA, 2000) |
- | Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1391 |
- | ESCOP: Monographie vorhanden (2003) |
- | WHO: keine Monographie vorhanden (1.6.2016) |
- | HMPC (EMA): a) Tinktur (DER 1:10), Extraktionslösungsmittel: Ethanol 70% (V/V); b) Tinktur (DER 1:10), Extraktionslösungsmittel: Ethanol 60% (V/V); c) Tinktur (DER 1:5), Lösungsmittelextrakton: Ethanol 60% (V/V); d) Auszüge der frischen Blütenstände (DER 1:20), Extraktionslösungsmittel: Ethanol 50% (M/M) (Doc.Ref.: EMA/HMPC/198794/2012 vom 6.5.2014) |
- | Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: D03CA (BAnz. Nr. 228 vom 5.12.1984) |
- | Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz und des Tessins verwenden Arnica montana-Blüten-, Kräuter- und Pflanzen-Extrakt bei Rindern, Pferden, Ziegen und Schafen als Hausmittel. Die Einsatzbereiche sind Haut, Nabel und Hufe, Urogenitaltrakt und Euter (Mastitis), Muskel- und Skelettsystem sowie allgemeine Stärkung (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Mayer et al., 2017; Mertenat et al., 2019; Schmid et al., 2012; Stucki et al., 2019). |
- | Topische Anwendung bei akuten Entzündungen von Sehnen, Gelenken und Euter (EMA, 1999). |
- | Äusserlich bei Verletzungen wie Blutergüssen, Verstauchungen, Prellungen, Quetschungen, Ödemen, schlecht heilende Wunden; bei rheumatischen Muskel- und Gelenkbeschwerden (Brendieck-Worm et al., 2015; Reichling et al., 2016). |
Schweizerische ethnoveterinärmedizinische Dosierung: Arnica montana-Blüten (in g getrocknete Droge/100 g Fertigprodukt: Median (Quartile)) | |
Rind, Pferd, Ziege, Schaf | 1 (1-2) |
- | Infus: ca. 2 g Arnikablüten mit 100 ml siedendem Wasser übergiessen und etwa 10-15 Minuten ziehen lassen. Stoff oder Zellstoff mit dem Infus durchtränken und auf der entsprechenden Körperstelle auflegen (Reichling et al., 2016). |
- | Arnikatinktur, 1 Teil Arnikablüten und 10 Teile Ethanol 70 % (V/V): 5- bis 10-fach mit mit Wasser oder Kamilleninfus verdünnen und Auflegen oder Einreiben. Hinweis: Arnikatinktur darf nicht unverdünnt angewendet werden (Brendieck-Worm et al., 2015; Reichling et al., 2016). |
- | Starke, allergisch bedingte Hautreaktion bei Meerschweinchen durch Helenalin und Helenaniacetat (EMA, 2000). |
- | Dermatitis und Nekrose nach Anwendung von Extrakten (EMA, 2000). |
- | Es gibt keine Erfahrungsberichte zu trächtigen und laktierenden Tieren (EMA, 2000; Reichling et al., 2016). |
- | Mögliche Wechselwirkungen mit Antikoagulanzien (Wynn & Fougère, 2007). |
- | TAMV: Arnikablüten sind auf der Liste 2/Anhang 2 als Analgetikum/Antipyretikum/Antiinflammatorikum/Hyperämikum aufgeführt, dürfen bei Nutztieren topisch eingesetzt werden und erfordern bei der topischen Anwendung keinen Rückstandshöchstgehalt. Arnica montana-Blüten, die ganze Pflanze oder die Wurzeln, sind als homöopathische Einzelmittel auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, dürfen bei Nutztieren als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordern als homöopathische Einzelmittel in der Potenzierung D1 oder höher keinen Rückstandshöchstgehalt. |
- | European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Arnikablüten (getrocknet, geschnitten, pulverisiert) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 003494-EN, 003494-HU (2013-04-16); 001169-DE, 001169-EN (2011-01-24). |
- | Topisch bei Verstauchungen, Quetschungen, Frostbeulen und psychisch bedingtem Haarausfall, wobei weder klinische Studien noch hinreichend dokumentiertes Erfahrungsmaterial vorliegen (Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Topisch bei Zerrungen, rheumatischen Schmerzen und zur Förderung der Wundheilung (EMA, 1999). |
- | Bei Uterusblutungen während der Geburt sowie in der klimakterischen Periode, v.a. in Russland (Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Bei Myokarditis, Herzstörungen infolge Arteriosklerose und bei Angina pectoris (Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Soll bei schweren Erschöpfungszuständen und bei Herzschwäche wirksam sein (Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Die orale Einnahme ist obsolet (EMA, 1999). |
- | Gegenanzeige: Überempfindlichkeit gegenüber Arnika (EMA, 1999). |
- | Darf nicht während der Schangerschaft eingenommen werden (EMA, 1999; Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Die Pflanze besitzt ein starkes Sensibilisierungsvermögen (EMA, 1999; Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Hohe Konzentration verursachen Hautreaktionen mit Bläschenbildung bis zur Nekrotisierung. |
- | Die Einnahme grösserer Mengen unverdünnter oder ungenügend verdünnter Arnikatinkturen führen zu Schleimhautreizungen mit Brennen, Kratzen und Schmerzen in Mund und Rachen sowie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Resorptive Vergiftungserscheinungen äussern sich mit Schwindel, Zittern, Benommenheit, Erhöhung der Körpertemperatur, Herzklopfen, Beschleunigung und Unregelmäßigkeiten des Herzschlages, Nasenbluten, Atemstörungen, primär Dyspnoe, zunehmender Lähmung und schliesslich Kollaps mit sehr frequentem Puls (Hagers Enzyklopädie, 2013). |
- | Bischoff T., Vogl C.R., Ivemeyer S., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2016) Plant and natural product based homemade remedies manufactured and used by farmers of six central Swiss cantons to treat livestock. Livestock Science 189, 110-125 |
- | Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 329, 331 & 334 |
- | Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, pp. 160-161 |
- | Disler M., Ivemeyer S., Hamburger M., Vogl C.R., Tesic A., Klarer F., Meier B. & Walkenhorst M. (2014) Ethnoveterinary herbal remedies used by farmers in four north-eastern Swiss cantons (St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden and Appenzell Ausserrhoden). J Ethnobiol Ethnomed. 10, 32-54 |
- | ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, completely revised and expanded (2003) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 43-47 |
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- | Mayer M., Zbinden M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Amorena M., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2017) Swiss ethnoveterinary knowledge on medicinal plants - a within-country comparison of Italian speaking regions with north-western German speaking regions. J Ethnobiol Ethnomed. 13, 1-23 |
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- | Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 180-182 |
- | Stucki K., Dal Cero M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2019) Ethnoveterinary contemporary knowledge of farmers in pre-alpine and alpine regions of the Swiss cantons of Bern and Lucerne compared to ancient and recent literature - Is there a tradition? J Ethnopharmacol. 234, 225-244 |
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