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Deutsch    Myrtilli folium; Folia myrtilli
Deutsch    Heidelbeerblätter; Bickbeerblätter; Blaubeerblätter; Schwarzbeerblätter
Franzoesisch    Feuilles de myrtille
Italienisch    Foglie di mirtillo
Englisch    Bilberry leaf; Huckleberry leaf
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Vaccinium myrtillus L.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Die getrockneten Laubblätter von Vaccinium myrtillus L. (Hagers Enzyklopädie, 2014; Reichling et al., 2016).
 
Gehalt: mindestens 3% Gerbstoffe (Hautpulver-Methode), berechnet als Pyrogallol (Wichtl, 2009).
 
Extraktionsverfahren: Heisswasser (Infus; Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015; Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 
Verfälschungen: selten durch Blätter von Hybriden zwischen Vaccinium myrtillus und Vaccinium vitis-idaea (Preiselbeere) sowie durch die glattrandigen Blätter der Preisselbeere (Vitis idaea folium) (Hagers Enzyklopädie, 2014; Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Zerkleinerte Droge als Infus, Trockenextrakte (Pharmavista, 2017; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

-Eiförmige, 2-3 cm lange und 1-2 cm breite Blätter, an der Spitze stumpf, am Grunde schwach herzförmig oder abgerundet, kurzgestielt oder fast sitzend, mit kleinkerbig gesägtem Blattrand. Jeder Sägezahn trägt eine gestielte Drüse. Junge Blätter sind dünn, hellgrün, zarthäutig, die älteren dunkelgrün, derb und steif (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Schnittdroge: kleine ganze Blättchen, grössere Blattstückchen und derbe, scharfe, vierkantige, dunkel- bis braungrüne, glänzenden Stengelteile, mitunter mit kleinen Seitenknospen.
-Pulverdroge: das Pulver ist bräunlichgrün (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 

Geruch

Ohne charakteristischen Geruch (Hagers Enzyklopädie, 2014; Wichtl, 2009); fast geruchlos (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Schwach zusammenziehend (Hagers Enzyklopädie, 2014); schwach bitter und adstringierend (Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Gerbstoffe und Gerbstoffvorstufen (0.8-6.7 %), Proanthocyanidine, Flavonole, Quercetinglykoside und das Kaempferolglykosid Astragalin, organische Säuren, das Glukokinin Neomyrtillin, Ascorbinsäure (0.25 %, in frischen Blättern), Triterpene, Alkaloide und Mineralstoffe.
-Gerbstoffvorstufen: v.a. Catechingerbstoffe, weiterhin Catechin, Epicatechin, Epigallocatechin und Gallocatechin.
-Proanthocyanidine: Catechin-Epicatechin-Dimer B-1 und Epicatechin-Dimer B-2 als Hauptkomponenten.
-Quercetinglykoside: Avicularin, Hyperosid, Isoquercitrin, Meratin, Quercetin und Quercitrin.
-Organische Säuren: Chlorogensäure, Chinasäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure (128 mg/100 g), Protocatechusäure (85.8 mg/100 g), Salicylsäure (74.2 mg/100 g), Gentisinsäure (56 mg/100 g) und Ferulasäure (39 mg/100 g).
-Triterpene: β-Amyrin, Oleanolsäure und Ursolsäure.
-Alkaloide: Chinolizidinalkaloide Myrtin und Epimyrtin (in den oberirdischen Teilen).
-Mineralstoffe: 9 mg/kg Chrom, Mangan (0.54 % in Blättern, 0.24 % in Stängel, bez. auf das Trockengewicht).
 

Begleitsubstanzen

Arbutin und Hydrochinon (in Spuren oder fehlen).
(Hagers Enzyklopädie, 2014; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009)
 
Pharmakologie

Wirkung

-Gastrointestinaltrakt: mit Antibiotika synergistische Wirkung (in vitro), Wirkung gegen Protozoen (in vitro) und entzündungshemmende Wirkung (in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Respirationstrakt: antivirale Wirkung (in vitro) (Ayrle et al., 2016).
-Immunstimulierende Wirkung (in vivo) und entzündungshemmende Wirkung (in vitro und in vivo) (Ayrle et al., 2016).
-Entzündungshemmende, antidiarrhoische, wundheilende, gefässschützende und antimikrobielle Wirkung (in vivo) (Reichling et al., 2016).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 08/2014: keine Monographie vorhanden (16.3.2017)
-ESCOP: keine Monographie vorhanden (16.3.2017)
-WHO: keine Monographie vorhanden (16.3.2017)
-HMPC (EMA): keine Monographie vorhanden (16.3.2017)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A07XA (BAnz. Nr. 76 vom 23.4.1987)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Ethnoveterinärmedizinische Studien

-Bäuerinnen und Bauern der Deutschschweiz verwenden Vaccinium myrtillus-Früchte, -Stauden, -Kräuter, -Blätter und -Infus bei Rindern und Ziegen als Hausmittel für den Verdauungstrakt und Stoffwechsel (Bischoff et al., 2016; Disler et al., 2014; Stucki et al., 2019).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich bei Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes (Ayrle et al., 2016).
-Innerlich bei Gastritis, Enteritis und Kolitis bei Klein- und Jungtieren (Reichling et al., 2016).
-Innerlich bei unspezifischen Durchfällen, Gastritis und Kolitis, besonders bei Jungtieren (Aichberger et al., 2012).
-Innerlich bei Durchfall und Magen-Darm-Störungen bei allen Tieren in allen Altersstufen (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Innerlich bei Diabetes (Aichberger et al., 2012).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Heidelbeerblätter/Tag
Rind12 g/500 kg KGW
Pferd12 g/500 kg KGW
Schaf3 g/100 kg KGW
Ziege3 g/100 kg KGW
Schwein3 g/100 kg KGW
Hund0.6 g/10 kg KGW
Katze0.6 g/10 kg KGW
Kaninchen0.06 g/1 kg KGW
Meerschweinchen0.06 g/1 kg KGW
Huhn0.06 g/1 kg KGW
KGW = Körpergewicht
(Aichberger et al., 2012)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Heidelbeerblätter werden in Form von Infusa (1:10) verwendet (Reichling et al., 2016).
-Die Blätter direkt zufüttern oder in Form von Infusa (1 Teil Heidelbeerblätter & 10 Teile Wasser) einsetzen; bei unspezifischen Durchfällen, Gastritis und Kolitis, besonders bei Jungtieren (Aichberger et al., 2012).
-Infus: 2 Teelöffel Heidelbeerblätter mit ¼ Liter kochendem Wasser übergiessen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen; bei Durchfall und Magen-Darm-Störungen bei allen Tieren in allen Altersstufen (Brendieck-Worm et al., 2015).
 
Kombination
-Zur Regulierung der Magen-Darm-Funktion:
Heidelbeerblätter, Gänsefingerkraut, Salbeiblätter und Kümmelfrüchte (Reichling et al., 2016).
 

Hinweise

-Heidelbeerblätter nur kurzzeitig einsetzen (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015).
-Mögliche Wechselwirkungen mit alkaloidhaltigen Medikamenten, Antikoagulanzien, Insulin und oralen Hypoglykämika (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Akute Toxizität: nach oraler Gabe von 5 g Trockenextrakt/kg KGW an Katzen und Kaninchen wurden starke Unruhe mit Rückwärtsschreiten, allgemeines Körperzittern, Erbrechen, starkes Speicheln, bei einigen Tieren Tonusverlust, Seitenlage sowie Methämoglobinbildung beobachtet, einige Tiere verstarben. Die Symptome entsprachen einer Hydrochinonvergiftung (Hagers Enzyklopädie, 2014).
-Chronische Toxizität: nach oraler Gabe von 0.6 g Droge/kg KGW/Tag an 3 Katzen über 12 Wochen, verstarb ein Tier in der 3. Woche (Kachexie, leichter Ikterus), die übrigen Tiere überlebten (Kachexie, Verminderung des Hämoglobins, Lethargie). Die Symptome entsprachen einer Hydrochinonvergiftung (Hagers Enzyklopädie, 2014).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und geschnittene Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Myrtilli folium ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-FMBV (Nr. 68/2013): Die Verfütterung von getrockneten Blättern essbarer Pflanzen an lebensmittelliefernde Tiere ist laut der Futtermittelbuch-Verordnung, Anhang 1.418, erlaubt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Die Heidelbeere (Wurzel, Kraut, Früchte, Blätter und Blüten, getrocknet, geschnitten oder pulverisiert, als Tabletten, Pellets und Ölsuspensionen) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 01798-DE (2011-04-27) und 04104-EN (2013-09-30).
 

Doping

Heidelbeerblätter sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 54-55
-Ayrle H., Mevissen M., Kaske M., Nathues H., Gruetzner N., Melzig M. & Walkenhorst M. (2016) Medicinal plants - prophylactic and therapeutic options for gastrointestinal and respiratory diseases in calves and piglets? A systematic review. BMC Vet Res. 12(1), 89-120
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 88-89, 92, 124, 300 & 303
-Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, p. 109
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2014) Myrtilli folium (Heidelbeerblätter), Verf.: S. Moeck , http://www.drugbase.de, Datenstand 22.04.2014
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, p. 612
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Pharmavista (2017) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2017) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 88-89
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 456-459
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 197
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