mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index Arzneidrogen mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Telefon
Deutsch    Aloe barbadensis; Aloe vera
Deutsch    Curaçao-Aloe; Barbados-Aloe; Bitter-Aloe
Franzoesisch    Barbadosin aloe
Italienisch    Succo della foglia di aloe delle Barbados
Englisch    Barbados aloe
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Aloe vera (L.) Burm.f.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Der zur Trockne eingedickte Saft der Blätter von Aloe barbadensis Mill.
 
Gehalt: mindestens 28.0% Hydroxyanthracen-Derivate, berechnet als Aloin (Barbaloin, (C21H22O9; Mr 418.4) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Lagerung: dicht verschlossen (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0% mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 2.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Kap-Aloe: Dünnschichtchromatographie (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Löslichkeit: teilweise löslich in siedendem Wasser, löslich in heissem Ethanol 96% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Trockenextrakt; EMA, 2016).
 
Verfälschungen: heute sehr selten, früher mit homonataloinhaltigen Sorten (z.B. die südafrikanische Natal-Aloe) als grobe Verfälschung; Verwechslungen mit anderen Aloe-Arten können mittels Dünnschichtchromatographie nach Ph. Eur. erkannt werden (Wichtl, 2009).
 

Übliche Zubereitungen

Pulver, Trocken-, Spissum- und Flüssig-Extrakte, Granulat, Tabletten und Gel (EMA, 2016; Pharmavista, 2017; Teuscher et al., 2012; WHO, 1999; Wichtl, 2009).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10: Tiefbraune, schwach glänzende oder undurchsichtige Masse mit muscheligen Bruchflächen oder braunes Pulver (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Charakteristisch, intensiv (Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 

Geschmack

Bitter, unangenehm (Reichling et al., 2016; Wichtl, 2009).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Anthron-10-C-glykoside sowie geringe Mengen der Aglyka Aloe-Emodin und Chrysophanol sowie 2-Alkylchromone, Aloeresine genannt.
-Anthron-10-C-Glykoside: ein Gemisch (25-40%) aus Aloin A und Aloin B, genannt Barbaloin, und deren 6'-0-p-Cumaroylester, ein Gemisch (3-4%) aus 7-Hydroxyaloin A und B (charakteristisch für Curaçao-Aloe) und deren 6'-0-p-Cumaroylester und ein Gemisch aus 8-0-Methyl-7-Hydroxyaloin A und B und deren 6'-0-Cinnamoylester.
-Aloeresine: u.a. Aloesin (= Aloeresin B).
(EMA, 2016; ESCOP, 2009; Hänsel & Sticher, 2010; Hagers, 2013; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012; WHO, 1999; Wichtl, 2009)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Laxierende Wirkung (1,8-Dihydroxyanthracenderivate), v.a. durch direkte Beeinflussung der Motilität des Dickdarms (prokinetische Wirkung) sowie eine verstärkte Elektrolyt- und Wassersekretion in das Darmlumen (hydragoge Wirkung) durch aktive Sekretion von Chloridionen ins Darmlumen (wahrscheinlich PGE2-vermittelt), denen osmotisch Wasser und Elektrolyte folgen; bakteriostatische Wirkung (in vitro) gegen verschiedene grampositive und gramnegative Bakterien (Reichling et al., 2016).
-Entzündungshemmende Wirkung (Aloesin) (in vitro) (EMA, 2016); Gel (in vitro und in vivo) (WHO, 1999).
-Antibakterielle Wirkung (Aloeemodin, Chrysophanol) (in vitro) (EMA, 2016; Reichling et al., 2016).
-Antimykotische Wirkung (in vitro) (EMA, 2016).
-Immunstimulierende Wirkung der zellulären Immunantwort und der Phagozytose (in vivo) (EMA, 2016).
-Wirkung gegen Krebs, zytostatische Wirkung (Aloeemodin) (in vitro) (EMA, 2016).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/0257
-ESCOP: Monographie vorhanden (2009)
-WHO: Monographie vorhanden (1999)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/625788/2015 vom 22.11.2016)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: A06AB (BAnz. Nr. 133 vom 21.7.1993)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

In einer Studie an Hunden und Katzen konnte gezeigt werden, dass die topische Anwendung von Aloe barbadensis-Saft oder -Gel (frisch) bei Wunden, im Vergleich zu einer Silbersulfadiazin-Crème, eine raschere und komplikationsärmere Wundheilung bewirkte (Drudi et al., 2018).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich zur kurzeitigen Anwendung bei Verstopfung (Obstipation) und bei chronisch verlaufendem Meteorismus; ein ausgezeichnetes Abführmittel für Pferde (Reichling et al., 2016).
-Äusserlich bei Verbrennungen, Sonnenbrand, Hautabschürfungen, anderen Hautwunden, Ekzemen und zur Förderung der Wundheilung (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015; Brendieck-Worm & Melzig, 2018).
-Äusserlich bei Hautpilzen und Räude (z.B. bei Schafen) (Aichberger et al., 2012).
 

Dosierung

Innerliche Anwendung
 Aloe/Tag
(in g Droge/Tag)
Rind25-40
Pferd25-35
Schaf10-15
Ziege10-15
Schwein5-10
Hund0.5-3
(Reichling et al., 2016)
 

Zubereitung

Innerliche Anwendung
-In Form von Bissen und als Latwerge in Kombination mit anderen Abführmitteln; reichliches Tränken mit Wasser beschleunigt die Wirkung (Reichling et al., 2016).
 
Äusserliche Anwendung
-Aloe-Eis am Stiel: Gel aus dem Blatt in einen kleinen Plastikbecher füllen, Holzspatel als Griff hineinstellen und gefrieren, bei Bedarf kurz antauen und verbrannte Stelle bestreichen (Brendieck-Worm et al., 2015).
-Aloe-Essig: Aloe-Gel mit Obstessig in eine Sprühflasche geben, damit Insektenstiche und juckende Hautpartien besprühen; auch beim Sommerekzem der Pferde anwendbar (Aichberger et al., 2012; Brendieck-Worm et al., 2015).
 

Hinweise

-Innerlich nur kurzfristige Anwendung, maximal 2 Wochen (Aichberger et al., 2012). Bei langfristiger Anwendung Elektrolytverlust, insbesondere Kalium, sowie Störung der Herz- und Muskelfunktion; Darmreizung mit blutiger Diarrhoe (Aichberger et al., 2012; Reichling et al., 2016).
-Gefahr des Aborts bei trächtigen Tieren durch reflektorisch verstärkte Uteruskontraktionen (Reichling et al., 2016).
-Die Wirkstoffe werden mit dem Urin, Kot, Schweiss und der Milch ausgeschieden, wobei die Milch einen bitteren Geschmack und eine gelblichgrüne bis rote Farbe bekommt, zudem wirkt sie abführend (Reichling et al., 2016).
-Gegenanzeige: trächtige und laktierende Tiere; bei Entzündung im Magen-Darm-Trakt (Reichling et al., 2016).
-Mögliche Wechselwirkungen mit Antiarrhythmika, Corticosteroiden, Digoxin, Diuretika, Insulin und oralen Hypoglykämika, zudem wird die intestinale Resorption von Medikamenten reduziert (Wynn & Fougère, 2007).
 

Toxizität

-Keine akute Toxizität bei Mäusen bis 500 mg Aloe-Mark/kg Körpergewicht. Höheren Dosen bewirkte eine Depression des zentralen Nervensystems (EMA, 2016).
-Die Langzeitverabreichung von Futter mit mehr als 1% Aloe vera-Pulver während 1.5 und 5.5 Monaten verursachte bei Ratten Diarrhoe und Gewichtsverlust. Wurde das Pulver vorgängig mit Kohle gefiltert, gab es, auch bei einem 10%igen Anteil, keine Symptome (EMA, 2016).
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete und pulverisierte Droge sowie Extrakte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2018).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Der standardisierte Trockenextrakt und Zubereitungen aus den Aloen Barbados und Kap sind auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt, dürfen bei Nutztieren oral als Wirkstoff eingesetzt werden und erfordern bei der oralen Anwendung keinen Rückstandshöchstgehalt.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Aloe barbadensis (Blatt, Mark, Saft, Gel; getrocknet, als Pulver, als Extrakt) ist in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 05465-EN (2015-04-02), 06137-EN (2016-03-08), 06140-IT (2016-03-08), 03084-EN (2012-07-26) und 06139-EN (2016-03-08); Aloe ferox (Blatt, getrocknet, als Pulver) unter 008053-EN (2019-01-17).
 

Doping

Die Aloe sp. sind keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Aichberger L., Graftschafter M., Fritsch F., Gansinger D., Hagmüller W., Hahn-Ramssl I., Hozzank A., Kolar V. & Stöger E. (2012) Kräuter für Nutztiere und Heimtiere. 2. Auflage. Eigenverlag Wien, pp. 28-29
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2018) Phytotherapie in der Tiermedizin. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 90, 175 & 389
-Brendieck-Worm C., Klarer F. & Stöger E. (2015) Heilende Kräuter für Tiere: Pflanzliche Hausmittel für Heim- und Nutztiere. Haupt Verlag, Bern, pp. 130, 131 & 136
-Drudi D., Tinto D., Ferranti D., Fiorelli F., Pozzo M.D. & Capitani O. (2018) Aloe barbadensis miller versus silver sulfadiazine creams for wound healing by secondary intention in dogs and cats: A randomized controlled study. Res Vet Sci. 117, 1-9
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, supplement (2009) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 6-10
-European Medicines Agency (EMA) (2016) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Aloe barbadensis Mill. and on Aloe (various species, mainly Aloe ferox Mill. and its hybrids), folii succus siccatus, final. EMA/HMPC/759585/2015, 22 November 2016, http://www.ema.europa.eu/ema/ (1995-2017)
-European Medicines Agency (EMA) (2016) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): European Union herbal monograph on Aloe barbadensis Mill. and on Aloe (various species, mainly Aloe ferox Mill. and its hybrids), folii succus siccatus, final. EMA/HMPC/625788/2015, 22 November 2016, http://www.ema.europa.eu/ema/ (1995-2017)
-Hänsel R. & Sticher O. (2010) Pharmakognosie - Phytopharmazie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 1198-1201
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2013) Aloe barbadensis (Curaçao-Aloe), Verf.: A. Sigler, H.W. Rauwald, http://www.drugbase.de, Datenstand 17.04.2013
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 27-28
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Mayer M., Zbinden M., Vogl C.R., Ivemeyer S., Meier B., Amorena M., Maeschli A., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2017) Swiss ethnoveterinary knowledge on medicinal plants - a within-country comparison of Italian speaking regions with north-western German speaking regions. J Ethnobiol Ethnomed. 13, 1-23
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 1993-1994
-Pharmavista (2017) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2017) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 152-154
-Schmid K., Ivemeyer S., Vogl C., Klarer F., Meier B., Hamburger M. & Walkenhorst M. (2012) Traditional use of herbal remedies in livestock by farmers in 3 Swiss cantons (Aargau, Zurich, Schaffhausen). Forsch Komplementmed. 19(3), 125-136
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 124-125 & 343
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 1 (1999) Aloe. World Health Organization, pp. 33-42
-WHO monographs on selected medicinal plants - volume 1 (1999) Aloe vera gel. World Health Organization, pp. 43-49
-Wichtl M. (2009) Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. 5. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 65-68
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary Herbal Medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, p. 196
© 2024 - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.