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Deutsch    Violae herba cum flore
Deutsch    Wildes Stiefmütterchen mit Blüten; Stiefmütterchenkraut mit Blüten
Franzoesisch    Parties aériennes de pensée tricolore
Italienisch    Viola tricolor parti aeree fiorite
Englisch    Wild pansy; Heartsease
 

Verwendete Pflanzen (Botanik)

Viola tricolor aggr.
 
Verwendete Pflanzenteile

Definition

Nach Ph. Eur. 10: Die getrockneten, blühenden, oberirdischen Teile von Viola arvensis Murray und/oder Viola tricolor L.
 
Gehalt: Mindestens 1.5% Flavonoide, berechnet als Violanthin (C27H30O14; Mr 578.5) und bezogen auf die getrocknete Droge (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Reinheit:
-Fremde Bestandteile: höchstens 3% (Ph. Eur. 10, 2020).
-Quellungszahl: mindestens 9, an der pulverisierten Droge bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Trocknungsverlust: höchstens 12.0%, mit 1.000 g pulverisierter Droge durch 2 Stunden langes Trocknen im Trockenschrank bei 105°C bestimmt (Ph. Eur. 10, 2020).
-Asche: höchstens 15.0% (Ph. Eur. 10, 2020).
 
Extraktionsverfahren: Wasser (Infus, Dekokt, Trockenextrakt; Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2010; Teuscher et al., 2012).
 
Verfälschungen: Kommen in der Praxis kaum vor (Blaschek, 2016).
 

Übliche Zubereitungen

Zerkleinerte Droge, Infus, Trockenextrakt, Tinktur, Tropfen, Salbe und Crème (Blaschek, 2016; Brendieck-Worm & Melzig, 2021; EMA, 2010; Pharmavista, 2023; Reichling et al., 2016; Teuscher et al., 2012).
 

Pharmakognosie

Organoleptische Angaben

Aussehen

Nach Ph. Eur. 10:
-Der Stängel ist kantig und hohl. Die gestielten Laubblätter sind eiförmig mit einem herzförmigen Grund oder länglich mit stumpfer Spitze und weisen leierförmige, in der Mitte geteilte Nebenblätter auf. Die lang gestielten, zygomolphen Blüten zeigen 5 ovale, lanzettliche Kelchblätter mit je einem nach aussen gerichteten Anhängsel und 5 Blütenblätter, von denen das untere einen Sporn trägt; bei Viola arvensis sind die Blütenblätter kürzer als der Kelch, das untere Blütenblatt ist crèmefarben mit schwarzen Streifen, die 4 oberen Blätter können crèmefarben oder violettblau sein; bei Viola tricolor sind die Blütenblätter länger als der Kelch, violett gefärbt und mehr oder weniger gelb getönt. Das Androeceum besteht aus 5 Staubblättern, die an der Spitze je einen häutigen Konnektivfortsatz aufweisen. 2 Staubblätter besitzen zusätzlich verlängerte Konnektivfortsätze. Der 3-teilige Fruchtknoten zeigt einen kurzen Griffel und kugelförmige Narben. Die Frucht ist eine kahnförmige Kapsel, 3-klappig, gelblich braun und 5-10 mm lang. Die hellgelben, birnenförmigen Samen sind etwa 1 mm lang und tragen eine Caruncula (Samenanhängsel).
-Das Pulver ist grünlich (Ph. Eur. 10, 2020).
 

Geruch

Schwach eigenartig (Sticher et al., 2015); sehr schwach, eigentümlich (Blaschek, 2016); fast ohne Geruch (Reichling et al., 2016).
 

Geschmack

Etwas schleimig und süss (Sticher et al., 2015); schleimig-süsslich (Blaschek, 2016); schwach eigenartig, leicht süsslich, etwas schleimig (Reichling et al., 2016).
 
Inhaltsstoffe

Leitsubstanzen

Flavonoide (0.5-3%), Carotinoide, Anthocyane, Phenolsäuren (bis 0.5%), Schleimpolysaccharide (bis zu 9.5%) und Cyclotide (bis 0.02%).
-Flavonoide: u.a. Quercetin-Glykoside wie Rutin (bis 1%), Flavonol-Glykoside wie Violanthin (bis 0.8%) und Violarversin (bis 0.7%), Apigenin-Glykoside wie Vicenin-2 und Luteolin-Glykoside wie Isoorientin und Orientin.
-Carotinoide:: gelbe Varianten: Violaxanthin, Lutein, Luteinepoxid und Neoxanthin sowie deren Veresterungen.
-Anthocyane: blaue Varianten: Violanin (33 %) und Violaninchlorid.
-Phenolsäuren: v.a. Salicylsäure und Methylsalicylat und Violutin.
-Schleimpolysaccharide: aus Glucose, Galactose, Arabinose, Rhamnose, Xylose und Galacturonsäure.
(Blaschek, 2016; EMA, 2010; ESCOP, 2009; Hagers Enzyklopädie, 2014; Hiller & Melzig, 2010; Reichling et al., 2016; Sticher et al., 2015; Teuscher et al., 2012; Wynn & Fougère, 2007)
 
 
Pharmakologie

Wirkung

-Antiphlogistische, keratolytische, antimikrobielle, antineuralgische, diuretische, auswurffördernde und diaphoretische Wirkung (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Keratolytische, antiinflammatorische, schmerzlindernde und antibakterielle (gegen Staphylococcus aureus, Bacillus cereus, Staphylococcus epideremidis und Candida albicans) Wirkung (Blaschek, 2016).
-Wässrige Zubereitungen aus dem Stiefmütterchenkraut: reiz- und schmerzlindernde, schweisstreibende, diuretische und auswürffördernde Wirkung (Reichling et al., 2016).
-In vitro: spasmogene, hämolytische, zytotoxische, antithrombine, krebshemmende, antioxidative und antibakterielle (gegen Staphylococcus aureus, Bacillus cereus, Staphylococcus epidermidis, Candida albicans, moderat gegen Pseudomonas aeruginosa, Enterococcus faecalis, Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae) Wirkung (EMA, 2010).
-In vivo: diuretische Wirkungen, Verbesserung des Haut und Einfluss auf die Herzkontraktilität (EMA, 2010).
-Wirkung gegen Akne, Impetigo und Pruritus (Teuscher et al., 2012).
-Wirkung gegen Ekzem, Psoriasis und Akne, "Blutreiniger" und antiinflammatorische Wirkung (Wynn & Fougère, 2007).
 
Monographien

Monographien

-Ph. Eur. 10/2020: 10.0/1855
-ESCOP: Monographie vorhanden (2009)
-WHO: keine Monographie (17.1.2023)
-HMPC (EMA): Monographie vorhanden (Doc.Ref.: EMA/HMPC/131734/2009 vom 25.11.2010)
-Kommission E: Monographie vorhanden, ATC-Code: D11AG (BAnz. Nr.50 vom 13.3.1986)
 

Medizinische Anwendungen

Veterinärmedizin

Anwendungen

Anerkannte tiermedizinische Anwendung

-An Mäusen, mit induzierten Asthma, konnte gezeigt werden, dass ein oral verabreichtes Viola tricolor-Extrakt (50, 100 und 200 mg/kg/Tag) im Vergleich zu Dexamethason (3 mg/kg/Tag) die Asthma-Symptome signifikant verringerte. Die Behandlung mit 200 mg/kg verringerte den Interleukin-4-Spiegel signifikant, hatte aber keinen wesentlichen Einfluss auf den Interferon-γ-Spiegel. Die Dosis 100 mg/kg hemmte den Interleukin-4-Spiegel am stärksten und erhöhte auch deutlich den Interferon-γ-Spiegel. Viola tricolor wirkte entzündungshemmend, indem es die Produktion von T-Helfer-Typ-2-Zytokinen (Th2) hemmte. Die empirische Verwendung in der traditionellen Medizin wurde somit bestätigt (Harati et al., 2018).
 

Traditionelle Anwendung

-Innerlich und äusserlich bei leicht seborrhoischer Haut sowie bei Ekzemen und Impetigo (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Äusserlich bei Verbrennungen, zur Wundbehandlung, Reiz- und Schmerzlinderung sowie bei leichten, seborrhoischen Hauterkrankungen (Reichling et al., 2016).
 

Dosierung und Zubereitung

Innerliche Anwendung
-Infus: 1 Teelöffel fein geschnittene Droge mit 250 ml heissem Wasser übergiessen, 5 Minuten ziehen lassen und abseihen; kann auch als Badelösung für Pfotenbäder, für Waschungen und Umschläge genutzt werden (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 
Äusserliche Anwendung
-Infus (1:30): z.B. zur Bereitung von Umschlägen (Reichling et al., 2016).
 
Kombinationen
-Ergänzungsfuttermittel für mehrere Tierarten, in denen Stiefmütterchen u.a. mit Artischocke, Bittersüssem Nachtschatten, Borretschöl, Brennnessel, Perillasamen und Schachtelhalm kombiniert sind. Konzipiert sind diese Produkte zur Unterstützung der Hautfunktion (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Hinweise

-Stiefmütterchenzubereitungen sind für Katzen eingeschränkt geeignet, wiederholte Anwendung nur nach strenger Indikation (niedrig dosieren, Wiederholung maximal jeden 2. Tag) (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
-Das Stiefmütterchen ist auch bei chronifizierten Ekzemen, innerlich und äusserlich angewendet, eine erfolgversprechende Option (Brendieck-Worm & Melzig, 2021).
 

Toxizität

Siehe unter Viola tricolor.
 

Verfügbarkeit

Siehe unter Fertigpräparate und -produkte Schweiz und Deutschland; die getrocknete, geschnittene und pulverisierte Droge sowie Fertigprodukte sind in Arzneibuchqualität im Fachhandel erhältlich (Pharmavista, 2023).
 

Gesetzliche Vorschriften, Doping

Rückstandsregelungen

-TAMV: Viola tricolor ist nicht auf der Liste 2/Anhang 2 aufgeführt und darf deshalb bei Nutztieren nicht als Wirkstoff eingesetzt werden.
-European Feed Materials Register (momentan für die Schweiz nicht gültig): Viola tricolor (getrocknet, zerkleinert, pulverisiert) sind in der EU als Einzelfuttermittel registriert unter 006750-EN (2017-03-29); 003629-EN, 003629-DE (2013-04-17); 001403-EN, 001403-FR (2011-02-14); 001204-EN, 001204-DE (2011-01-24).
 

Doping

Viola tricolor ist keine dopingverdächtige Substanz.
Die Dopingrelevanz von Pflanzen ändert sich kontinuierlich. Die aktuellen Daten zum Pferdesport (FEI) sind ersichtlich unter der Liste der verbotenen Substanzen.
 
Literatur
-Blaschek W. (2016) Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 694-696
-Brendieck-Worm C. & Melzig M.F. (2021) Phytotherapie in der Tiermedizin. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart, pp. 391, 397-399 & 404
-ESCOP monographs. The scientific foundation for herbal medicinal products, 2nd edition, supplement (2009) Ed. F.H. Kemper, Thieme Verlag, Stuttgart, pp. 280-283
-European Medicines Agency (EMA) (2010) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Assessment report on Viola tricolor L. and/or subspecies Viola arvensis Murray (Gaud) and Viola vulgaris Koch (Oborny), herba cum flore, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/131735/2009, 25 November 2010, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-European Medicines Agency (EMA) (2010) Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC): Community herbal monograph on Viola tricolor L. and/or subspecies Viola arvensis Murray (Gaud) and Viola vulgaris Koch (Oborny), herba cum flore, final. Doc. Ref.: EMA/HMPC/131734/2009, 25 November 2010, http://www.ema.europa.eu (1995-2023)
-Hagers Enzyklopädie der Arzneistoffe und Drogen (2014) Viola tricolor L. & Violae tricoloris herba (Viola-tricolor-Kraut), Verf.: B. Schwarz-Schulz, http://www.drugbase.de, Datenstand 17.11.2014
-Harati E., Bahrami M., Razavi A., Kamalinejad M., Mohammadian M., Rastegar T. & Sadeghipour H.R. (2018) Effects of Viola tricolor flower hydroethanolic extract on lung inflammation in a mouse model of chronic asthma. Iran J Allergy Asthma Immunol. 17(5), 409-417
-Hiller K. & Melzig (2010) Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 2. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, pp. 623-624
-Kommission E (1990) Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Bundesanzeiger Verlagsgesellschaft, 50445 Köln
-Ph. Eur. 10: Pharmacopoea Europaea (2020), Grundwerk, 10. Ausgabe, pp. 2452-2454
-Pharmavista (2023) www.pharmavista.net, Produkte Schweiz
-PubChem (2023) pubchem.ncbi.nlm.nih.gov
-Reichling J., Frater-Schröder M., Saller R., Fitzi-Rathgen J. & Gachnian-Mirtscheva R. (2016) Heilpflanzenkunde für die Veterinärpraxis. 3. Auflage. Springer Verlag, Berlin, pp. 203. 223-225, 236 & 262
-Sticher O., Heilmann J. & Zündorf I. (2015) Hänsel/Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. 10. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, pp. 799-800
-Teuscher E., Melzig M.F. & Lindequist U. (2012) Biogene Arzneimittel: Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, p. 282
-Wynn S.G. & Fougère B.J. (2007) Veterinary herbal medicine. Mosby Elsevier, St. Louis, Missouri, p. 316
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