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Laparotomien und assoziierte Operationen

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Bei Hunden und Katzen gehören Laparotomien und assoziierte Operationen nach Kastrationen männlicher/weiblicher Tiere und Sanierungen von Wunden und Abszessen zu den häufigsten Eingriffen an Weichteilen. Es handelt sich sowohl um elektive Eingriffe als auch um Notfalloperationen. Die damit verbundenen Risiken hängen vom Allgemeinzustand des Patienten sowie von der Art und Dauer des Problems ab.
 
Die häufigsten chirurgischen Eingriffe und OP-Indikationen für eine Laparotomie sind: Zystotomie, Splenektomie, Gastrotomie, Enterotomie/Enterektomie, Magendrehung, Pyometra und Kaiserschnitt.

Für Information zu Laparotomien bei bestehender Infektion oder bei septischer Peritonitis siehe dort.

 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Chirurgische Kategorien

Im Allgemeinen gehören Laparotomien zu den sauberen chirurgischen Eingriffen. Je nach Krankengeschichte des Patienten und Symptomen können Laparotomien jedoch auch den anderen Kontaminationsgraden (sauber-kontaminiert, kontaminiert, infiziert) zugeordnet werden.
 
Wenn die üblichen Hygieneregeln und aseptischen Bedingungen eingehalten werden, bleibt das Risiko einer Kontamination bei einer Laparotomie, bei der nicht bereits eine etablierte Infektion besteht, sehr gering. Zudem ist bekannt, dass das betroffene Organsystem einen signifikanten Einfluss auf die Infektionsrate nach Laparotomie hat. Leider fehlen bislang ausreichend grosse Studien in der Tiermedizin, die das SSI Risiko Eingriff-spezifisch bewertet haben. In der Humanmedizin ist das mittlerweile etabliert.
 
Dass die reine Einteilung nach OP-Typ (sauber/sauber kontaminiert/kontaminiert/infiziert) zu simpel ist, und dass verschiedene Arten von Eingriffen durchaus unterschiedliche SSI Raten haben, zeigen jedoch aktuelle Daten (siehe Tabelle 4).
 
Tabelle 4. SSI-Raten bei sauberen und sauber kontaminierten Laparotomien basierend auf den Daten von 2213 prospektiven Beobachtungen post OP im Rahmen zweier Masterarbeiten (Degen et al. und Stutz et al, bislang nicht veröffentlicht)
 

OP-Typ SSI Rate %
Mit perioperativer ­Antibiose Ohne ­perioperative ­Antibiose
Gastrointestinale ­Eingriffe* ­(n=226) 4,5% (n= 131) 9,4% (n= 95)
Abdomen ­ohne ­Gastrointestinaltrakt ­(n=119) 0% (n= 70) 0% (n= 49)
Urogenitale ­Eingriffe ­(n=440) 3,5% (n= 87) 4,2% (n= 353)

 
Während in einer ersten Arbeit von Degen et al. ein protektiver Effekt einer prophylaktischen perioperativen Antibiose für Eingriffen am Gastrointestinaltrakt nachgewiesen wurde, konnte dies in einer Fortsetzung mit mehr Fällen nicht mehr bestätigt werden. Eine Poweranalyse zeigt jedoch, dass in beiden Fällen aufgrund des relativ geringen Effektes der Antibiotikagabe auf die SSI-Rate die Zahl der Eingriffe noch nicht ausreicht, um eine abschliessende Empfehlung auszusprechen.
 
Zudem ist anzumerken, dass es sich bei den meisten SSI um Clavian Dindo Typ 1 und 2 Komplikationen handelte - also um Infekte, die mit Antibiose oder lokaler Reinigung abgeheilt sind. In diesem Bereich werden dringend weitere Studien benötigt, um in Zukunft solide, Evidenz-basierte Empfehlungen aussprechen zu können.
 
Basierend auf diesen Daten empfiehlt sich eine perioperative Antibiotikagabe jedoch am ehesten für Eingriffe am Gastrointestinaltrakt bei Patienten, die zusätzliche Risikofaktoren aufweisen (ASA > 3, Eingriffe > 90 Minuten, intraoperative Kontamination) sowie bei Eingriffen am Gastrointestinaltrakt der Kategorie kontaminiert und infiziert. Eine andauernde postoperative Antibiotikagabe zur Prävention von SSI empfiehlt sich in keinem Fall.
 
Wenn es bei chirurgischen Eingriffen in der Bauchhöhle zu Kontaminationen kommt, ist eine zusätzliche sorgfältige Spülung des Bauchraumes vor dem Schliessen des Abdomens entscheidend, um den Infektionsdruck durch die Kontamination zu verringern.
 

Erreger

Welche Bakterien normalerweise an Kontaminationen beteiligt sind, hängt vom Ursprung der Kontamination und vom Herkunftsorgan ab: Staphylococcus spp., Escherichia coli, Proteus spp., Clostridium spp., Enterococcus spp. und Pasteurella spp. sind die häufigsten an Abdominalinfektionen beteiligten Bakterien.

 
Therapieleitlinien

Antibiotika

Perioperative Antibiose bei Laparotomien mit Eröffnung des Gastrointestinaltraktes
Zu beachten Bei unkomplizierten Eingriffen ohne deutliche Kontamination ist keine perioperative Antibiotikagabe indiziert. Eine Indikation ist gegeben bei Patienten, die zusätzliche Risikofaktoren aufweisen (ASA > 3, Eingriffe > 90 Minuten, intraoperative Kontamination) sowie bei Eingriffen am Gastrointestinaltrakt der Kategorie kontaminiert und infiziert. Eine andauernde postoperative Antibiotikagabe zur Prävention von SSI ist nicht indiziert.
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
AmoxicillinClavulansäure 20 mg/kg, i.v. Perioperativ: 30 - 60 min. vor der Inzision und anschliessend alle 90 min. während der Narkose, eine Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiert.  
Ampicillin/Sulbactama 30 mg/kg, i.v.  

 

Perioperative Antibiose bei Kaiserschnitt (mit abdominaler Kontamination)
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Cefazolin 22 mg/kg, i.v. Perioperativ: 30 - 60 min vor der Inzision und anschliessend alle 90 min während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiert. Kaiserschnitt: nur bei Verdacht auf abdominale Kontamination / Tod der Föten
Second line  
AmoxicillinClavulansäure 20 mg/kg, i.v Perioperativ: 30 - 60 min vor der Inzision und anschliessend alle 90 min während der Narkose. Die weitere Gabe von Antibiotika nach Hautverschluss wird kontrovers diskutiert.  
Ampicillin/Sulbactama 30 mg/kg, i.v.  
a Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten.

 

Perioperative ­Antibiose ­bei ­Laparotomien ­ohne ­Beteiligung ­des ­Gastrointestinaltraktes & ­bei ­Eingriffen ­am ­Harnapparat
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Zu beachten In der Regel keine perioperative oder postoperative Antibiotikatherapie notwendig.
Cefazolin 22 mg/kg i.v. Perioperativ: 30 - 60 min vor der Inzision und anschliessend alle 90 min während der Narkose. Nur bei ASA-Score 4 - 5, OP-Dauer > 90 min
 
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