Prostatische Abszesse müssen entweder chirurgisch drainiert oder via Ultraschall-geführter perkutaner Drainage entleert werden, da eine rein medikamentöse Behandlung keine vollständige Heilung garantiert. Die Antibiotikatherapie sollte nach Möglichkeit nach Erhalt des Antibiogrammes erfolgen, um eine effektive peri- und postoperative Antibiose sicherzustellen.
Die Blut-Prostata Schranke limitiert die Penetration von hydrophilen Antibiotika ins Prostatagewebe. Diese Barriere ist bei der akuten Prostatitis durchlässiger als im gesunden oder chronisch entzündeten Prostatagewebe. Da die Durchlässigkeit der Blut-Prostata-Schranke aber für den individuellen Patienten mit Prostatitis nicht vorhersagbar ist, wird die Verwendung von prostatagängigen Antibiotika (lipophilen, leicht alkalischen Wirkstoffen mit hohem pKa Wert) empfohlen (siehe unten).
Clindamycin und Makrolide sind ebenfalls prostatagängig, aber für die empirische Therapie ungeeignet, da sie keine Wirksamkeit gegen gram-negative Bakterien aufweisen.
Die antibiotische Behandlung stabiler Patienten kann oral erfolgen.
Bakterielle Prostatitis | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Marbofloxacin | 2 mg/kg 1 × tgl. i.v. oder p.o. | 3 (- 6) Wochen | |
Trimethoprim/Sulfadiazin oder Trimethoprim/Sulfamethoxazole |
15 mg/kg 2 × tgl. s.c. oder p.o. | 3 (- 6) Wochen | |
No go Beta Lactame Tetracycline |
Erreichen nur eine tiefe Konzentration in der Prostata |
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Follow up: Eine bakteriologische Untersuchung von Zystozentheseharn 1 Woche nach Therapiebeginn und eine Woche nach Ende der Therapie wird empfohlen, um den Therapieerfolg zu überprüfen. Grösse, Struktur und ggf. Scherzhaftigkeit der Prostata sollten palpatorisch und wenn immer möglich ultrasonographisch nachkontrolliert werden, um den Therapieerfolg zu kontrollieren.
Bei positiver Harnkultur soll die antibiotische Therapie gemäss Antibiogramm angepasst werden. Mögliche Faktoren für einen fehlenden Therapieerfolg trotz angemessenem Wirkspektrum wie mangelnde Besitzercompliance, mangelhafte Penetration ins Prostatagewebe durch das gewählte Antibiotikum oder Abszessbildung sollten eruiert werden.
Nicht untersucht
Kastration
Eine akute Prostatitis kann zu Sepsis, SIRS und akutem Organversagen führen. Eine aggressive Therapie ist deshalb bei vielen Patienten zumindest im Anfangsstadium der Behandlung essenziell. Diese beinhaltet eine intravenöse Gabe des Antibiotikums und eine Flüssigkeits- und Schmerztherapie (siehe auch Sepsis).
Zusätzlich sollte das Dihydrotestosteron gesenkt werden, z.B. Gabe eines alpha-Reduktasehemmers wie Finasteride oder mittels eines Antiandrogens wie Osateron. Bei kranken Hunden in kritischem Zustand dürfen keine Medikamente mit progestagenem Effekt verwendet werden. Die Vor- und Nachteile einer Kastration sollten mit dem/der Besitzer:in diskutiert und eine Kastration in Betracht gezogen werden.