Das canine Parvovirus Typ 2 (CPV-2; Hund & selten Katze) und das feline Panleukopenievirus (FPV; Katze) sind die Ursache von hochansteckenden, akuten Enteritiden bei Hunden und Katzen, die mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden sind. Obwohl schwere klinische Erkrankungen typischerweise bei jungen Tieren auftreten, können erwachsene Tiere mit unzureichendem Impfschutz betroffen sein. Eine gute Immunprophylaxe ist die beste Prävention gegen die Erkrankung.
Die Behandlung der Parvovirose / Panleukopenie ist weitgehend unterstützend und symptomatisch. Die Hauptkomponenten der Behandlung umfassen 1) Flüssigkeitstherapie, 2) antibiotische Behandlung, 3) antiemetische Behandlung und 4) Ernährungsunterstützung.
Die parenterale Verabreichung eines Breitspektrum-Antibiotikums ist aufgrund des hohen Risikos für Septikämie gerechtfertigt. Ampicillin, Amoxicillin/Clavulansäure als Monotherapie oder, bei schwerer Klinik, in Kombination mit einem Fluorchinolon sind rationale empirische Entscheidungen, die Schutz gegen gram-positive, gram-negative und anaerobe Organismen bieten.
Canine Parvovirose | |||
Zu beachten | Keine Antibiotikatherapie bei Hunden oder Katzen mit unkompliziertem Durchfall (ohne Hinweise für Sepsis oder Leukopenie) | ||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Amoxicillin/Clavulansäure | 12,5 - 20 mg/kg 3 - 4 × tgl. i.v. | Gemäss klinischem Verlauf | Bei leichtgradiger und mittelgradiger Klinik |
Ampicillin/Sulbactama | 30 mg/kg 3 × tgl. i.v. | ||
Second line | |||
Enrofloxacin |
2 - 4 mg/kg 1 × tgl. i.v. |
Gemäss klinischem Verlauf | Bei schwerer Klinik Enrofloxacin muss für die i.v. Anwendung umgewidmet werden. Eine Enrofloxacin-Dosis von 5mg/kg/Tag sollte bei Katzen aufgrund der Gefahr von Retinopathien nicht überschritten werden. |
a | Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten. |
Die Prävention der Parvovirose und Panleukopenie basiert auf Immunprophylaxe und Quarantänemassnahmen. Impfstoffe gegen CPV (Hund) und FPV (Katze) sind sogenannte «Core» Impfstoffe und sollten bei jedem Hund und jeder Katze, unabhängig von Haltung und Expositionsrisiko, verabreicht werden. Die empfohlenen Impfschemata für Hunde und Katzen finden sich auf der Homepage der SVK-ASMPA (www.svk-asmpa.ch). Hunde und Katzen, die eine Infektion mit CPV/FPV durchlaufen und überstanden haben, weisen nach derzeitigem Wissensstand einen lebenslangen Schutz auf und müssen nicht mehr gegen Parvovirose/Panleukopenie geimpft werden. Bei Problembeständen wird eine Impfung ab 6 Wochen mit entsprechend zugelassenen Impfstoffen und eine Wiederholungsimpfung alle 2 Wochen bis 16 Wochen empfohlen.