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Parvovirose / Panleukopenie

Wichtige Hinweise

Grundsätzliches

Das canine Parvovirus Typ 2 (CPV-2; Hund & selten Katze) und das feline Panleukopenievirus (FPV; Katze) sind die Ursache von hochansteckenden, akuten Enteritiden bei Hunden und Katzen, die mit einer hohen Morbidität und Mortalität verbunden sind. Obwohl schwere klinische Erkrankungen typischerweise bei jungen Tieren auftreten, können erwachsene Tiere mit unzureichendem Impfschutz betroffen sein. Eine gute Immunprophylaxe ist die beste Prävention gegen die Erkrankung.

 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die Pathogenese der CPV-2- und FPV-Infektion beruht auf einer virusinduzierten Zerstörung von sich schnell teilenden Zellen, einschliesslich Krypten-Darmepithelzellen, Thymus, Lymphknoten und Knochenmark-Vorläuferzellen. Als Folge kommt es zu einer Störung der Darmschleimhaut-Barriere, einer Zottenatrophie, einer Malabsorption und einer Leukopenie. Klinisch äussert sich die Erkrankung mit schwerem Durchfall und Erbrechen, hochgradiger Dehydratation / Hypovolämie, metabolischer Azidose (oder Alkalose), bakterieller Translokation mit Sepsis und Endotoxämie, DIC und Multiorganversagen.
 

Erreger

Das CPV liegt in drei Varianten vor: CPV Typ 2a, 2b und 2c. Von allen drei Varianten wird angenommen, dass sie eine ähnliche Pathogenität aufweisen und durch die kommerziellen Impfstoffe abgedeckt werden. Alle 3 Varianten können neben dem FPV auch Katzen infizieren und auch Symptome auslösen.
 

Symptome

Die klinischen Manifestationen einer CPV-2- und FPV-Infektion sind unspezifisch und ähnlich wie bei einer Enteritis. Die Tiere zeigen Anorexie oder Lethargie, Schwäche, Depression, übelriechender Durchfall, der von mucoid bis hämorrhagisch sein kann, Erbrechen, Dehydratation und Fieber. Die Tiere werden initial nicht immer mit Durchfall vorgestellt und können nur Apathie oder Erbrechen zeigen.
 
Diagnose / Tests Eine Verdachtsdiagnose wird anhand der Anamnese, des Signalements (junge Tiere mit unvollständigem Impfschutz) und der klinischen Symptome gestellt. Für die Diagnose kommen Schnelltests oder PCR-Assays zum Einsatz. Die patientennahen Schnelltests, einschliesslich ELISA, Immunomigrations-Assay und Immunochromatographie-Assay, die mit fäkalem oder rektalem Abstrichmaterial angewendet werden, weisen eine hohe diagnostische Spezifität, jedoch eine eingeschränkte Sensitivität auf. Falsch-positive Ergebnisse können selten mit einer kürzlich durchgeführten Impfung mit attenuierten Lebendimpfstoffen auftreten. Falsch negative Resultate sind häufiger und können mit einer tiefen Erregerbürde im Kot oder der Bindung von Antikörpern ans Antigen im Darmlumen in Verbindung stehen. Bei klinischem Verdacht sollten deshalb sensitive PCR-Assays aus Kot oder Rektalabstrich zum Einsatz kommen. PCR-Assays können nach Impfung mit attenuierten Lebendvakzinen positive Resultate liefern, die nicht in Zusammenhang mit einer Infektion stehen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Die Behandlung der Parvovirose / Panleukopenie ist weitgehend unterstützend und symptomatisch. Die Hauptkomponenten der Behandlung umfassen 1) Flüssigkeitstherapie, 2) antibiotische Behandlung, 3) antiemetische Behandlung und 4) Ernährungsunterstützung.
 

Antibiotika

Die parenterale Verabreichung eines Breitspektrum-Antibiotikums ist aufgrund des hohen Risikos für Septikämie gerechtfertigt. Ampicillin, AmoxicillinClavulansäure als Monotherapie oder, bei schwerer Klinik, in Kombination mit einem Fluorchinolon sind rationale empirische Entscheidungen, die Schutz gegen gram-positive, gram-negative und anaerobe Organismen bieten.
 

Canine Parvovirose
Zu beachten Keine Antibiotikatherapie bei Hunden oder Katzen mit unkompliziertem Durchfall (ohne Hinweise für Sepsis oder Leukopenie)
Priorisierung/­Antibiotika Dosierung Behandlungs­dauer Bemerkungen
First line  
Amoxicillin/­­Clavulansäure 12,5 - 20 mg/kg 3 - 4 × tgl. i.v. Gemäss klinischem Verlauf Bei leichtgradiger und mittelgradiger Klinik

Ampicillin/Sulbactama 30 mg/kg 3 × tgl. i.v.
Second line  
Eines der First-line ­Antibiotika ­
in Kombination mit einem 
Fluorchinolon


Marbofloxacin

oder


Enrofloxacin






2 - 4 mg/kg 1 × tgl. i.v.



Hund: 10 mg/kg 1 × tgl. i.v.
Gemäss klinischem Verlauf Bei schwerer Klinik
Enrofloxacin muss für die i.v. Anwendung umgewidmet werden. Eine Enrofloxacin-Dosis von 5mg/kg/Tag sollte bei Katzen aufgrund der Gefahr von Retinopathien nicht überschritten werden.
a Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten.

 

Prävention

Die Prävention der Parvovirose und Panleukopenie basiert auf Immunprophylaxe und Quarantänemassnahmen. Impfstoffe gegen CPV (Hund) und FPV (Katze) sind sogenannte «Core» Impfstoffe und sollten bei jedem Hund und jeder Katze, unabhängig von Haltung und Expositionsrisiko, verabreicht werden. Die empfohlenen Impfschemata für Hunde und Katzen finden sich auf der Homepage der SVK-ASMPA (www.svk-asmpa.ch). Hunde und Katzen, die eine Infektion mit CPV/FPV durchlaufen und überstanden haben, weisen nach derzeitigem Wissensstand einen lebenslangen Schutz auf und müssen nicht mehr gegen Parvovirose/Panleukopenie geimpft werden. Bei Problembeständen wird eine Impfung ab 6 Wochen mit entsprechend zugelassenen Impfstoffen und eine Wiederholungsimpfung alle 2 Wochen bis 16 Wochen empfohlen.

 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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