Die OHE ist die sicherste und effektivste Therapie, da der Ursprung der Infektion entfernt und Rezidive verhindert werden. Eine medikamentöse Behandlung ist bei jungen und ansonsten gesunden Zuchttieren möglich, die Besitzer:innen müssen jedoch darüber aufgeklärt werden, dass bei fehlender Verbesserung oder bei Verschlechterung des Zustandes eine OHE durchzuführen ist. Eine ultrasonographische Untersuchung sollte zwingend vor dem Entscheid zu einer medikamentösen Therapie durchgeführt werden, da bei Vorliegen zystischer Endometriumsveränderungen oder ovarieller Strukturveränderungen eine chirurgische Therapie indiziert ist.
Die initiale Wahl des Antibiotikums sollte gegen den häufigsten Erreger E. coli wirksam sein. In einer Studie waren 90% der E. coli-Pyometra-Isolate gegenüber Ampicillin empfindlich. Eine Tupferprobe für eine bakteriologische Untersuchung mit Antibiogramm sollte intraoperativ oder bei medikamentös induzierter Entleerung intrazervikal oder tief vaginal stets entnommen werden, so dass das Antibiotikum bei Bedarf angepasst werden kann, sofern Krankheitssymptome persistieren. Bei lebensbedrohlicher Peritonitis, schwerer Sepsis oder septischem Schock wird initial eine Kombination von zwei Antibiotika empfohlen (siehe auch Sepsis). Wenn der Gesundheitszustand nahezu normal oder nur leichtgradig reduziert ist, kann nach der perioperativen Antibiotikagabe in Rahmen der OHE auf eine Weiterführung der Antibiose verzichtet werden. Nach den schwedischen Guidelines ist eine Antibiotikagabe zusätzlich zur chirurgischen Intervention bei nicht oder wenig gestörtem Allgemeinempfinden nicht indiziert.
Pyometra | |||
Zu beachten | Wenn der Gesundheitszustand nahezu normal oder nur leichtgradig reduziert ist, kann nach der perioperativen Antibiotikagabe in Rahmen der OHE auf eine Weiterführung der Antibiose verzichtet werden. | ||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Amoxicillin/Clavulansäure | 12,5 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v., später p.o. |
5 - 7 Tage | |
Ampicillin/Sulbactama | 30 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v., später p.o. |
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Second line | |||
Enrofloxacin |
2 (- 4) mg/kg 1 × täglich i.v., später p.o. Hund: 10 mg/kg 1 × tgl. i.v., später p.o. |
Bei Peritonitis, Sepsis oder septischem Schock Enrofloxacin muss für die i.v. Anwendung umgewidmet werden. |
a | Wird teils zur intravenösen Anwendung anstelle von Amoxicillin-Clavulansäure bei Hunden verwendet (s. Kapitel 1.12.1, Unerwünschte Arzneimittelwirkungen nach intravenöser Anwendung von Amoxicillin + Clavulansäure). Die beiden Präparate unterscheiden sich primär bzgl. Pharmakokinetik, das Wirkspektrum ist für Amoxicillin und Ampicillin beinahe identisch. Für Clavulansäure und Sulbactam können aber Unterschiede im Wirkspektrum bei verschiedenen Betalaktamasen auftreten. |
Die medikamentöse Behandlung einer Pyometra ist bei Zuchthündinnen ohne CEH in Betracht zu ziehen. Uteruswandveränderungen sollten mittels einer Ultraschalluntersuchung ausgeschlossen werden. Da bei Behandlung im Metöstrus sowie nach Verabreichung von Gestagenen eine Kombinationstherapie mit dem Progesteronrezeptorblocker Aglepriston indiziert ist, sollte eine Zyklusdiagnose gestellt werden. Besteht beim Hund ein Zeitintervall zur letzten Läufigkeit von über 90 Tagen oder bei der Katze ein basaler Progesteronspiegel, dann kann auf eine Aglepristonetherapie verzichtet werden. In wissenschaftlichen Studien unterscheidet sich der Behandlungserfolg vermutlich aufgrund der jeweiligen Einschlusskriterien (z.B. Alter) deutlich: bei 174 Zuchthündinnen im Alter von 5,14 Jahre ± 1,75 waren 4,75 ± 1,18 Aglepristonebehandlungen (10 mg/kg s.c. am Tag 1, 2, 8 und weiterhin wöchentlich bis zum Erreichen eines Progesteronspiegel von < 1,2 ng/ml), kombiniert mit der Gabe von Cloprostenol 1 µg/kg s.c. an den Tagen 3, 4 und 5 sowie zusätzlich Infusion, Antibiose, NSAIDs und Antiemetika in Abhängigkeit von den klinischen Symptomen erfolgreich. 129 von 140 Tieren wurden nach Belegen erneut trächtig. Ein Rezidiv wurde bei 15 Hündinnen (9%) im Mittel nach 410 ± 255 Tagen festgestellt. In einer aktuell veröffentlichten Studie von 12 Hündinnen mit CEH und Uterusinhalt waren bereits die Kurzzeitergebnisse (Beobachtungsdauer 28 Tage) deutlich schlechter, obwohl nur herzgesunde Hunde mit ultrasonographisch unauffälligen Ovarien und Leukozytose in die Studie eingeschlossen wurden. Nach Behandlung mit Cabergolin (7 Tage 5µg/kg PO sid) und Cloprostenol (14 Tage 1 µg/kg sc sid) sowie unterstützender Therapie inkl. Infusion und Antibiose, mussten 3 Hündinnen wegen Verschlechterung des Allgemeinbefindens nach 7 oder 14 Tagen ovariohysterektomiert werden. Bei einer medikamentösen Behandlung ist eine engmaschige Überwachung des Behandlungserfolgs mit Ultraschallkontrolle bis zur Abheilung indiziert.
Die elektive Ovarektomie hat den Vorteil, dass sie in einem gesunden Tier durchgeführt wird. Aufgrund des Wegfalls der Ovarfunktion wird die Entstehung einer Pyometra verhindert. Bestehen bereits Uterusveränderungen sollte eine OHE durchgeführt werden. Im Vorfeld einer Kastration müssen jedoch die Vor- und Nachteile dieses Eingriffs sowie der Operationstechnik individuell beurteilt werden.