Die meisten Tiere mit Mastitis können ambulant behandelt werden. Eine regelmässige Kontrolle bis zur klinischen Verbesserung ist angeraten. Bei schlechter Durchblutung des Zentrums des entzündeten Bereichs sollte für eine erfolgreiche medikamentöse Therapie eine vorsichtige Prognose gestellt werden. Bei systemischen Krankheitsanzeichen sollten die Patientinnen für eine Flüssigkeitstherapie, eine intravenöser Antibiotikaapplikation und eine medizinische Pflege hospitalisiert werden.
Breitspektrumantibiotika sind für die Behandlung der akuten Mastitis indiziert. Die meisten Antibiotika erreichen ausreichende Wirkspiegel in der Brustdrüse. Da der Verlauf der Mastitis bei Erstvorstellung schlecht abzuschätzen ist, ist eine bakteriologische Untersuchung mit Antibiogramm einer aseptisch entnommenen Milchprobe aus dem/den erkrankten Milchdrüse/n stets vor Behandlungsbeginn indiziert. Toxine wie auch Keime und Antibiotika gefährden das Wohlergehen der Saugwelpen, daher ist das Absetzen der Welpen (vorübergehend: Abmelken der betroffenen Komplexe; permanent: Cabergolingabe an Mutter, Trennung von den Welpen) mit den Besitzer:innen zu diskutieren. Bleiben die Welpen bei der Mutter, so muss die Gewichtsentwicklung und das Wohlergehen der Welpen gut überwacht werden, da eine Erkrankung der Welpen zu befürchten ist. Ist ein Absetzen von Saugwelpen aus Managementgründen nicht möglich, dann sollten folgende Medikamente vermieden werden: Makrolidantibiotika, Tetracycline, Chloramphenicol, Lincosamide. Die Verabreichung von NSAID an laktierende Tiere ist nicht abschliessend untersucht. Aufgrund der befürchteten Nephrotoxizität bei den Saugwelpen wird von der WSAVA nur eine einmalige Gabe an laktierende Muttertiere mit Welpen empfohlen, auch wenn von anderen eine Behandlung des Muttertieres über wenige Tage postoperativ als vermutlich sicher für die Welpen diskutiert wird. Bei Masitits wurde eine erhöhte Ausscheidung des NSAIDs über die Milch nachgewiesen, daher sollte die Milchaufnahme aus dem veränderten Komplex bei mehrtägiger NSAID-Gabe zwingend vermieden werden. Auch die Gabe von "Welpen"-geeigneten Antibiotika wie Penicilline an Muttertiere mit Saugwelpen bei Fuss wird kritisch betrachtet, da diese die Darmflora der Saugwelpen (Verschiebung zugunsten gram-negativer Keime) beeinträchtigen und so das Wachstum unerwünschter Pathogene und folglich das Fading Puppy Syndrom begünstigen können. Das Absetzen der Welpen vom Muttertier ist spätestens bei einer Verschlechterung des Allgemeinzustandes der Welpen zwingend, gleichzeitig sollten diese dann entsprechend Antibiogramm der Milch mit Antibiotika versorgt werden.
Mastitis | |||
Priorisierung/Antibiotika | Dosierung | Behandlungsdauer | Bemerkungen |
First line | |||
Cephalexin | 10 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v solange der Allgemeinzustand deutlich reduziert ist, bei klinischer Verbesserung 2 × tgl. p.o. | 7 - 21 Tage bzw. bis zur vollständigen Abheilung | |
Amoxicillin/Clavulansäure | 12,5 - 20 mg/kg 2 - 3 × tgl. i.v. solange der Allgemeinzustand deutlich reduziert ist, bei klinischer Verbesserung 2 × tgl. p.o. |
Schmerzbehandlung: Tramadol kann gegen Schmerzen gegeben werden.
Lokale Behandlung: Infizierte Drüsen können regelmässig von Hand gemolken werden, bis sich Wärme, Fieber, Schwellungen, Schmerzen oder Rötungen verbessern. Warme Kompressen können vor dem Melken aufgetragen werden, um die Drainage zu fördern.
Absetzen der Welpen: Die Neugeborenen müssen nicht zwingend entwöhnt werden, es sei denn, 1) mehrere Drüsen sind abszediert, 2) das Muttertier ist systemisch krank, oder 3) das Muttertier ist nicht bereit, die Neugeborenen zu säugen. Eine Schadwirkung auf die Welpen ist jedoch durch Toxin- und Bakterienübertragung bei Nichtabsetzen möglich.
Reduktion der Milchproduktion: Wenn die Neugeborenen abgesetzt werden, können Anti-Prolaktin-Medikamente (z.B. Cabergolin 5 µg/kg 1 × tgl.) verwendet werden, um die Milchproduktion zu reduzieren. Zusätzlich sollten die Muttertiere jedoch räumlich und "sinnlich" von den Welpen getrennt werden, so dass sie die Welpen das Muttertier weder riechen noch hören können.
Chirurgie: Bei Abszessen, Gangränen oder bei Nekrosen des Gewebes ist eine chirurgische Versorgung notwendig. In schweren Fällen kann sogar eine Mastektomie erforderlich sein.