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Metritis Mastitis Agalactia (MMA) oder Postpartales Dysgalaktie-Syndrom (PPDS)

Wichtige Hinweise Milchmangel ist die häufigste Erkrankung der Muttersau nach der Geburt. Rund 23 aller Ferkelverluste werden der PPDS zugeschrieben.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Die Gründe für ein postpartales Dysgalaktie-Syndrom sind vielfältig. Aszendierende Gesäugeinfektionen, aber auch Stoffwechselstörungen, Obstipation, fieberhafte Allgemeinerkrankungen oder Schmerzen führen zu Inappetenz, Apathie und in der Folge zu Milchmangel. Eine ungenügende Kolostrumversorgung erhöht die Krankheitsanfälligkeit und die Mortalitätsrate bei den Saugferkeln.
 
Stall-, Tier-, Gesäuge- und Buchtenhygiene sind von zentraler Bedeutung
 
-Reinigung und Desinfektion der Abferkelbuchten vor einer Neubestossung
-Mindestens 3 Tage Leerzeit der Abferkelbuchten vor der Neueinstallung sowie Aufheizen des Stalls zum Entzug der Restfeuchtigkeit nach der Reinigung/Desinfektion
-Vorgängiges Entwurmen und Waschen der Sauen vor dem Einstallen in die Abferkelbucht
 
Futter / Fütterung /Wasserversorgung
 
-Ein hoher Body Condition Score (BCS > 3) belastet den Stoffwechsel und führt zu verlängerten Geburten
-Tiefer Gehalt an quellfähigen Rohfasern begünstigt Obstipation
-Stroh führt zu Obstipation
-Abrupter Futterwechsel um die Geburt und zu hohe Futtergaben in der ersten Woche nach der Geburt führen zu Leberbelastung und erhöhen das PPDS-Risiko
-Mangelnde Wasserversorgung (Durchflussmenge < 3 - 4 L/min) führen zu Obstipation
 
Haltungsbedingungen haben einen Einfluss auf das Liegeverhalten der Sau
 
-Bei zu hohen Temperaturen liegen die Sauen eher im Kotbereich und die Gesäuge sind mit Kot verschmutzt
-Der Liegebereich soll trocken, sauber, zugfrei und isoliert sein
-Frühzeitige Jungsaueneingliederung (Adaption an stallspezifische Keimflora)
 

Erreger

Aszendierende Gesäugeinfektionen sind meist auf E. coli, α- oder β-hämolysierende Streptokokken sowie Staphylokokken und Klebsiellen zurückzuführen. Nicht selten liegt gleichzeitig auch eine subklinische Harnwegsinfektion, selten eine Endometritis vor. Ebenfalls wird die Resorption von Lipopolysacchariden (LPS) Gram-negativer Bakterien aus dem Darm als ätiologische Ursache für das Dysgalaktiesyndrom diskutiert. LPS verursachen eine Hypotonie der glatten Muskulatur und Fieber, welche durch NSAID, nicht aber durch Antibiotika bekämpft werden kann.
 
Allerdings zeigen Studien, dass die isolierten Keime aus Milchproben von gesunden und erkrankten Sauen keinen signifikanten Unterschied aufweisen. Vor allem E. coli wurden isoliert, aber auch Enterobacteriaceae, Staphylococcaceae, Streptococcaceae und Enterococcaceae.
 

Symptome

Milchmangel, Inappetenz, Apathie, Fieber
 
Diagnose / Tests Die Diagnosestellung ist häufig wegen des physiologischen Euterödems und der dicken Gesäugehaut nicht immer eindeutig. Ursachen für Inappetenz, Milchmangel und erhöhte Körpertemperatur sind vielfältig, deshalb ist eine ausführliche klinische Untersuchung angezeigt.
 
Diagnostische Hilfsmittel wie Schalmtest oder Laboruntersuchungen stehen beim Schwein nicht zur Verfügung. Für die Sicherstellung der Diagnose resp. für die Überprüfung der Wirksamkeit des Antibiotikums sind in Problembetrieben diagnostische Massnahmen notwendig.
 
-Infektion des Urogenitaltraktes: Combur-Test und Probenahme (Mittelstrahl) zur bakteriologischen Untersuchung inkl. Antibiogramm
  
-Endometritis: Vaginoskopie und sterile Beprobung mittels eines Stutentupfers für die bakteriologische Untersuchung inkl. Antibiogramm.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Eine antibiotische Behandlung der Muttersau führt zur Antibiotikaausscheidung über die Milch und beeinträchtigt dadurch die Bildung der Darmflora beim Saugferkel, was eine häufigere Behandlung wegen Saugferkeldurchfall zur Folge haben kann. Antibiotische Behandlungen sind daher kurzfristige Massnahmen, um das Überleben der Sau und der Ferkel sicherzustellen. Mittelfristig müssen zwingend Risikofaktoren erkannt und eliminiert werden.
 
Die Behandlung von erkrankten Muttersauen hat parenteral zu erfolgen. An erster Stelle steht das Verabreichen eines nichtsteroidalen Entzündungshemmers. Die Behandlung muss adäquat zur Klinik durchgeführt werden:
 
-Nur Körpertemperatur der Sau ist erhöht (> 39.5°C), alles andere ist o.b.B: Der Einsatz eines NSAID genügt.
  
-Erhöhte Körpertemperatur, reduzierte Fresslust: NSAID und Antibiotikum.
  
-Erhöhte Körpertemperatur, entzündete Gesäugekomplexe: NSAID, Oxytocin oder Carbetocin und Antibiotikum. Bei starker Reduktion des AZ und Anzeichen einer Toxämie zusätzlich ein Glucocorticoid hochdosiert einmalig verabreichen.
 
Das eingesetzte Breitspektrum-Antibiotikum muss einen möglichst hohen Wirkspiegel am Zielorgan erreichen. Als Zielorgan steht das Gesäuge an erster Stelle. Jedoch sollten auch der Harn- und Genitaltrakt erreicht werden. Eine allfällige Antibiotika-Therapie hat mindestens über 3 Tage zu erfolgen.
 
Folgende Antibiotika können die Blut-Milchschranke durchqueren:
 
gut:Sulfonamid & Trimethoprim, Fluorchinolone, Lincomycin, Tiamulin
  
mässig:Benzylpenicillin, Aminopenicilline (Ampicillin, Amoxicillin), Tetracycline, Cephalosporine
  
schlecht:Streptomycin, Neomycin, Gentamicin, Spectinomycin
 
AntibiotikaZielorgan
Gesäuge
Zielorgan
Harntrakt
Zielorgan
Genitaltrakt
BemerkungenEignung
Aminopenicilline+++++++ First line
Aminoglykoside0/++++0/+ --
Cephalosporine 3./4. Gen.0/+++ bis ++++++kritisches Antbiotikum--
Fluorchinolone+++++++++kritische AntibiotikaThird line
Lincosamide++++?kritische Antibiotika--
Makrolide++++?kritische Antibiotika--
Benzylpenicillin+++++++gram negative resistent--
Sulf & Trim+++++? Second line
Tetracycline++++?E. coli häufig resistent--
Tiamulin++++?kritisches Antibiotikum--
 

Antibiotika

MMA/PPDS
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Parenteral 
First LineAmpicillin
Amoxicillin
Sie erreichen im Gesäuge einen mittleren Wirkstoffspiegel, insbesondere wenn das Gesäuge entzündet ist, und werden v.a. über die Niere ausgeschieden. Dank ihrer breiten Wirkung eignen sie sich für eine MMA-Behandlung. Jedoch werden grosse Volumina benötigt.
Second LineSulfonamid & TrimethoprimDie Verteilung ins Gesäuge ist gut. Beide Substanzen werden über die Niere ausgeschieden, weshalb auch der Harntrakt gut erreicht wird. Jedoch werden grosse Volumina benötigt.
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
FluorchinoloneKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
Werden sehr gut im Gewebe verteilt, so dass im Gesäuge sowie auch im Harn- und Genitaltrakt gute Wirkungsspiegel erreicht werden. Die Elimination erfolgt sowohl über die Niere wie auch über die Leber.
Nicht empfehlenswertTetracyclineTetracycline erreichen einen mittleren Wirkstoffspiegel im Gesäuge und werden zu einem grossen Teil über die Niere ausgeschieden. Da E. coli jedoch eine hohe Resistenz gegen Tetracycline aufweisen, sind Tetracycline für die Behandlung von MMA ohne Antibiogramm ungeeignet.
No goCephalosporine der 3./4. GenerationAusscheidung erfolgt grösstenteils über die Niere. Da ihre Verteilung ins Gesäuge schlecht ist, ist eine Behandlung von MMA damit nicht sinnvoll.
 AminoglykosideAminoglykoside werden in erster Linie über die Niere ausgeschieden. Ihre Milchgängigkeit ist jedoch schlecht, weshalb sie für eine MMA-Therapie nicht geeignet sind
 Makrolide und LincosamideMakrolide gelangen gut ins Gesäuge. Sie werden jedoch grösstenteils in der Leber verstoffwechselt. Da die Wirksamkeit gegenüber Gram-negativen Bakterien begrenzt ist, kommen sie für eine MMA-Behandlung kaum in Frage. Lincosamide haben eine ähnliche Wirkung wie Makrolide und können auch eine Kreuzresistenz mit Makroliden auslösen, weshalb sie ebenfalls nur zurückhaltend eingesetzt werden sollen.
 

Resistenzlage

Keine Angaben verfügbar (Mischflora).
 

Prävention

Für präventive Massnahmen müssen Risikofaktoren möglichst minimiert werden.
 
Fütterungskonzept optimieren, beispielsweise:Zufütterung einer quellfähigen Rohfaserkomponente (Zuckerrübenschnitzel, Kleie, Obsttrester), welche die Darmperistaltik fördert (mind. 80 g RF pro kg Futter), 4 Tage vor bis 4 Tage nach der Geburt
Geburtsvorbereitungsfutter
 
-Am Tag der Geburt nur 1 kg Futter geben und dann langsam steigern (ca. 0.5 kg pro Tag)
-2 Tage vor der Geburt bis 4 Tage nach der Geburt Harn-pH-senkende Mittel wie Calcium- oder Ammoniumchlorid einsetzen
-Stressfreie Geburt
-Reinigung und Desinfektion nach jedem Umtrieb mit mind. 3 Tagen Leerzeit (Rein-Raus Bestossung des Abferkelstalles)
-Fütterung in der Galtphase nach BCS (keine zu fetten Sauen)
 

Unterstützende Massnahmen

-An erster Stelle steht das Verabreichen eines nichtsteroidalen Entzündungshemmers.
-Bei starker Reduktion des AZ und Anzeichen einer Toxämie zusätzlich ein Glucocorticoid hochdosiert einmalig verabreichen.
-Ausreichende Wasserversorgung sicherstellen (3 - 4 l/min)
-Bei Verstopfung: Laxativa, Bewegung
-Galtsauen- und Laktationsfütterung aufeinander abstimmen
 
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