mdi-book-open-variant Impressum mdi-help Hilfe / Anleitung mdi-printer Webseite ausdrucken mdi-bookmark Bookmark der Webseite speichern mdi-magnify Suche & Index AntibioticScouts mdi-sitemap Sitemap CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-home Startseite CliniPharm/CliniTox-Webserver mdi-email Beratungsdienst: Email / Post / Telefon

Serositis / Polyserositis

Wichtige Hinweise Befunde am Schlachthof mit Serositis/Polyserositis haben in Ländern mit intensiver Schweinehaltung in den letzten Jahren stark zugenommen. Dank Flächensanierung nahm die Prävalenz von Pleuritis und Perikarditis massiv ab um seither auf tiefem Niveau zu bleiben.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursache, Risikofaktoren und Schlüsselstellen

Da die meisten Erreger von Polyserositiden zur kommensalen Keimflora zählen, sind suboptimale Haltungsformen und Managementmassnahmen (hohe Tierdichte, Stress, Transport, Bestossen der Bestände mit Schweinen aus verschiedenen Herkünften, nicht vorgeheizte Liegeflächen beim Einstallen), tiefe Biosicherheitsstandarts und/oder mangelnde Immunität die häufigsten Risikofaktoren.
 

Symptome

Das klinische Bild einer Serositits / Polyserositis ist nicht einheitlich und einerseits abhängig vom Erreger und dessen Virulenzfaktoren und andererseits von der Immunitätslage der betroffenen Tiere sowie der Lokalisation der betroffenen Serosen (Pleura, Perikard, Peritoneum, Synovia resp. Meningen). Die Mehrheit der Infektionen verläuft ohne klinisch apparenten Symptome.
 

Erreger:

Streptococcus (S.) suisE. coli beim Saugferkel
Mycoplasma (M.) hyorhinis beim Absetzferkel
Haemophilus parasuis (HPS), M. hyorhinis beim Mastschwein
 
S. suis kann sowohl bei gesunden wie auch bei kranken Tieren als Schleimhaut und Besiedler der Tonsillen und des Nasopharynx und etwas seltener im Gastro-Intestinaltrakt nachgewiesen werden. Bei europäischen Schweinen dominiert Serotyp 2. Ferkel können sich bereits während der Geburt über den infizierten Vaginalschleim infizieren. In Problembeständen können u.U. mehrere Serotypen gleichzeitig nachgewiesen werden. Als Zoonoseerreger ist er auch bei erregerexponierten Berufsgruppen (Schweinehalter, Tierärzte, Metzger) zu beachten.
 
M. hyorhinis ist ein ubiquitärer Besiedler der oberen Atemwege beim Schwein. Die Pathogenese der hämatogenen Ausbreitung und Manifestation von Pneumonien, Serositiden, Otitis media oder Arthritiden ist unklar.
 
HPS ist ein ubiquitärer Besiedler der oberen Atemwege. In der Schweiz sind wenige SPF-Primär- resp. Sekundärherden frei von SPF und Muttersauen aus solchen Herden geben auch vermitteln auch keine kolostrale Immunität an ihre Nachkommen. Maternale Antikörper schützen je nach Antikörpertiter 3- 5 Wochen. In der Schweiz kommt vor allem Serotyp 5 vor, selten aber auch Serotyp 2. Eine Kreuzimmunität zwischen verschiedenen Serotypen ist unterschiedlich und schwierig vorherzusagen.
 
E. coli: eine fibrinöse Serositis beim Saugferkel wird sehr häufig als HPS-Infektion missgedeutet. In den meisten Fällen handelt es sich um Serositiden, welche durch S. suis oder durch anhämolytische E. coli (Colisepsis) verursacht werden.
 
Diagnose / Tests Da HPS im Labor nur unter besonderen Bedingungen wachsen und die Erreger innert weniger Stunden im Labor angezüchtet werden müssen, sind Hofsektionen und Entnahme von Serosentupfer, sowie das schnelle und gekühlte Versenden der Proben wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Diagnostik.
 
Therapieleitlinien

Antibiotika

Mycoplasma hyorhinis
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Oral 
First LineTiamulin 
Second LineDoxycyclinAufgrund der eher geringen Bioverfügbarkeit von Chlortetracyclin ist Doxycyclin der Vorzug zu geben, da dieses hohe Konzentrationen im Zielgewebe erreichen kann.
Third LineChlortetracyclinResistenzsituation ungünstiger als bei Tiamulin
No goSulfonamid & Trimethoprim
Amoxicillin
Keine Wirkung gegen Mykoplasmen
 Parenteral 
First LineTiamulin 
Second LineOxytetrazyklinResistenzsituation ungünstiger als bei Tiamulin
Third lineFlorfenicol 
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
Tylosin
Fluorchinolone
Kritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden
 
Hämophilus parasuis
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Oral 
First LineAmoxicillin 
Second LineDoxycyclinAufgrund der eher geringen Bioverfügbarkeit von Chlortetracyclin ist Doxycyclin der Vorzug zu geben, da dieses hohe Konzentrationen im Zielgewebe Lunge erreichen kann.
Third LineTetracyclin 
 Parenteral 
First LineProcain-BenzylpenicillinBenzylpenicillin mit Depotwirkung
Second LineAmoxicillin 
Third LineOxytetracyclin 
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
Fluorchinolone
Cephalosporine der 3./4. Generation
Kritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden
 
S. suis
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Oral 
First LineAmoxicillin 
Second LineDoxycyclin oder andere TetracyclineAufgrund der eher geringen Bioverfügbarkeit von Chlortetracyclin ist Doxycyclin der Vorzug zu geben, da dieses hohe Konzentrationen im Zielgewebe erreichen kann.
 Parenteral 
First LineProcain-BenzylpenicillinBenzylpenicillin mit Depotwirkung
Second LineAmoxicillin 
Third LineOxytetracyclin 
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
FluorchinoloneStreptokokken wenig empfindlich
Kritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden
 
Colibacillose
PriorisierungAntibiotikaBemerkung
 Parenteral 
First LineAmoxicillin 
Second LineGentamicin 
Third LineEnrofloxacinKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden.
Stark eingeschränkter Einsatz,
nur nach Erregernachweis
und Antibiogramm
Cephalosporine 3./4. GenerationKritische Antibiotika: diese sollen grundsätzlich nur wenn keine Alternative mit nicht kritischen Wirkstoffen existiert und nur nach Erregernachweis und Antibiogramm eingesetzt werden
No goColistinWird nicht aus dem Darm resorbiert
 

Prävention

Die Eliminierung von betriebsspezifischen Risikofaktoren sowie die allgemeine Stärkung der Immunitätslage sind wichtige Präventionsmassnahmen. Kommerzielle Impfstoffe sind derzeit nur gegen HPS erhältlich. Der Impfzeitpunkt muss so terminiert werden, dass die 2. Impfung ca. 2 - 3 Wochen vor dem zu erwartenden Krankheitsausbruch erfolgt. Wegen möglicher Interaktion mit maternalen Antikörper sollten die Ferkel nicht vor der 5. Lebenswoche geimpft werden.
 
Bei immer wiederkehrenden Bestandsproblemen mit S. suis ist die Herstellung einer stallspezifischen Vakzine angezeigt. Nach der Anzüchtung und Speziesdifferenzierung wird eine zusätzliche Untersuchung zum Nachweis der Virulenzfaktoren dringend empfohlen. Die Grundimmunisierung erfolgt 6 und 3 Woche ante partum resp. ab der 5. Lebenswoche.
 

Unterstützende Massnahmen

Um den Erregerdruck in einem Betrieb wirksam senken zu können, sind Rein/Raus, Reinigung /Desinfektion mit anschliessender Trocknung der Räume wichtige Managementmassnahmen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

Es kann keinerlei Haftung für Ansprüche übernommen werden, die aus dieser Webseite erwachsen könnten.