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Hauterkrankungen

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Dieses Kapitel befasst sich mit Pyodermien bei Nagetieren. Pododermatitis, Abszesse und Bissverletzungen werden in anderen Kapiteln diskutiert.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Bakterielle Hauterkrankungen sind meist sekundär, seltener primär.
 
Ursachen und Risikofaktoren für sekundäre bakterielle Hautinfektionen:
 
-Unzureichende Fellpflege (z.B. bei Obesitas) oder verfilztes Fell.
-Hautläsionen: Verletzungen, Verbrennungen, Kratzer, Ektoparasiten, Myiasis, Pilze, Viren, Neoplasien, endokrinologische Erkrankungen, Ernährungsdefizite (z.B. Vitamin-C bei Meerschweinchen), Autoimmunerkrankungen, idiopathische Erkrankungen (ulzerierende Dermatitis bei Mäusen).
-Unhygienische Haltung (reizende Substanzen wie Urin, feuchter Boden) und andere Faktoren im Zusammenhang mit der Haltung (zu niedrige Luftfeuchtigkeit kann bei Ratten «ring tail» Läsionen verursachen, zu hohe Luftfeuchtigkeit kann bei Gerbils Fell und Hautprobleme verursachen, Zedernholzbodenmaterial kann bei Hamstern Kontaktdermatitis verursachen, Sand, der nicht für Chinchilla Sandbäder geeignet ist, kann Verletzungen und/oder Verhaltensstörungen wie Fellkauen verursachen).
-Obesitas (reduziertes Pflegeverhalten, Hautfalten).
-Zahnerkrankungen (Speicheldermatitis), Erkrankungen der Harnwege (Harn), Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes (Durchfall), Augen- und Atemwegserkrankungen (Augen- und Nasenausfluss), die feuchte, irritierte, (z.B. bei exzessiver Porphyrinsekretion der Harder'schen Drüsen) bakterienreiche Hautareale verursachen.
-Schwäche des Immunsystems (Medikamente, Grunderkrankung).
 
Eine Pyodermie kann eine Oberflächenpyodermie, eine oberflächliche oder eine tiefe Pyodermie sein, abhängig von der betroffenen Hautschicht (z.B. Zellulitis ist eine tiefe Pyodermie).
 
Komplikationen von Hauterkrankungen sind: subkutane Abszesse, Sepsis.
 

Erreger

Häufige bakterielle Erreger sind:
 
-Maus: Staphylococcus xylosus, Staphylococcus aureus, Streptococcus spp.
 

Symptome

Juckreiz, Alopezie, Erythem, Ulzerationen, Papeln, Pusteln, Schuppen, Krusten, Lichenifikation, feuchte Haare, stinkendes Fell, Knötchen, Fisteln, unspezifische Symptome wie Anorexie, Apathie, Gewichtsverlust. Typische Symptome der Cheilitis (Meerschweinchen) sind nicht abheilende Krusten und Ulzerationen an den Lippen bei einer oder mehreren Individuen in eine Gruppe.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung. Den ganzen Körper auf Läsionen untersuchen; auf Perineum, Füsse und weitere versteckte Hautareale achten.
 
Eine Maulhöhlenuntersuchung ohne Allgemeinanästhesie mit Otoskop oder Kindernasenspekulum und einer starken Lichtquelle sollte bei jeder klinischen Untersuchung durchgeführt werden.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Hämatologie und Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Zytologie und Gram-Färbung (oder andere spezielle Färbungen, je nach Fall) von Geschabsel, Abklatsch oder Pusteln/Knoten/Fisteln-Aspirat erlauben eine erste «in-house» Diagnostik.
 
Bei tiefer Pyodermie Aspirat oder Biopsie für Kultur und Antibiogramm entnehmen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Grunderkrankung behandeln.
 
Oberflächenpyodermien und oberflächliche Pyodermien können mit lokaler antiseptischer Therapie und unterstützenden Massnahmen behandelt werden. Eine lokale antibiotische Therapie kann eingesetzt werden. Eine systemische antibiotische Therapie ist nur in schweren Fällen angezeigt, wenn die Erkrankung nicht mehr lokalisiert ist, sondern eine grössere Fläche betroffen ist.
 
Bei tiefen Pyodermien ist eine Kombination aus lokaler antiseptischer, antibiotischer und systemisch entzündungshemmender, analgetischer, und evtl. antibiotischer Therapie angezeigt.
 
Bei einigen schwerwiegenden bakteriellen Erkrankungen mit Hautnekrosen ist ein chirurgisches Débridement in Kombination mit der oben beschriebenen medikamentösen Therapie notwendig.
 
Topische Medikamente sind bei Nagetieren aufgrund ihres intensiven Pflegeverhaltens schwierig zu verwenden. Medikamente, die bei oraler Einnahme toxisch sind oder schwere Nebenwirkungen verursachen, sollten nicht lokal angewendet werden (Kapitel 9.3 Kontraindikationen des allgemeinen Teils).
 

Antibiotika

Antibiotika sind nur notwendig, wenn eine bakterielle Infektion vorliegt.
 
Bei schweren Fällen von oberflächlicher Pyodermien (d.h. wenn die Erkrankung nicht mehr lokalisiert ist) und bei tiefer Pyodermie ist eine Kombination aus lokaler und systemischer Therapie indiziert. Die Therapiedauer beträgt mindestens 3 Wochen und es kann (oberflächliche Pyodermie) oder soll (tiefe Pyodermie) nach dem Verschwinden der Symptome noch 1-2 Wochen fortgesetzt werden, um Rezidive zu vermeiden.
 
Als «first line» Antibiotikum ist Amoxocillin(-Clavulansäure) indiziert.
 
Amoxocillin(-Clavulansäure) hat eine bakterizide Wirkung gegen zahlreiche grampositive und gramnegative Bakterien und ist verträglich für omnivore Nagetiere wie Ratten und Mäuse. Es wurden mehrere Resistenzen nachgewiesen.
 
Als «second line» Antibiotika sind Trimethoprim-Sulfonamid oder Chloramphenicol angezeigt.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin, Marbofloxacin) sollten nur nach einem Antibiogramm eingesetzt werden.
 
Tiefe Pyodermie, schwerwiegende oberflächliche Pyodermie
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineAmoxicillin100 - 150 mg/kg s.c./i.m.3 - 6 Wochen bzw. 1 - 2 Wochen über das Verschwinden der Symptome hinaus 
 Amoxicillin-Clavulansäure20 mg/kg 2 × täglich p.o.  
Second lineTrimethoprim-Sulfonamid50 - 100 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c.3 - 6 Wochen bzw. 1 - 2 Wochen über das Verschwinden der Symptome hinausTrimethoprim-Sulfonamid nicht bei Niereninsuffizienz
 Chloramphenicol30 - 50 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o. Chloramphenicol kann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.3 - 6 Wochen bzw. 1 - 2 Wochen über das Verschwinden der Symptome hinausKritische Antibiotika

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebskrosen verursachen

Fluorchinolone können gastrointestinale Nebenwirkungen bei Ratten und Mäusen verursachen
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 

Resistenzlage

Staphylococcus spp. (insbesondere S. aureus) und Streptococcus spp. können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
MRSA (Methycillin resistant Staphylococcus aureus) Staphylokokken sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Betroffene Körperareale scheren (wenn nicht möglich zumindest lange Haare kürzen), mit antiseptischer Seife waschen und trocknen.
 
Salben mit wundheilender Wirkung (z.B. Zinksalbe) können die Therapie unterstützen.
 
Assistierte Fütterung, Flüssigkeitstherapie bei Tieren mit Anorexie oder Hyporexie.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Quarantäne bei neu eingeführten Tieren in die Gruppe.
 
Früherkennung und Behandlung von Grunderkrankungen zur Vermeidung schwerwiegender Hauterkrankungen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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