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Abszesse

Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Ursachen: Hauterkrankungen, Weichteilverletzungen, insbesondere Stich- und Bissverletzungen. Eine sekundäre Bakteriämie aufgrund von Grunderkrankungen wie Zahn-, Atemwegs- und Harnwegserkrankungen ist ebenfalls möglich. Retrobulbäre und Gesichtsabszesse können mit Zahnerkrankungen assoziiert sein.
 
Streptococcus equi ssp. zooepidemicus ist Teil der normalen oropharyngealen Flora, bei Meerschweinchen mit Schleimhautläsionen kann dieser Erreger allerdings tiefer ins Gewebe eindringen und Abszesse verursachen.
 
Komplikationen: Osteomyelitis, Pneumonie, Metritis, Sepsis (insbesondere S. zooepidemicus).
 

Erreger

Subkutane Abszesse enthalten typischerweise eine Mischflora aus aeroben und anaeroben, grampositiven und gramnegativen Bakterien. Am häufigsten werden isoliert:
 
-Meerschweinchen: Staphylococcus aureus, Streptococcus spp., Streptococcus zooepidemicus (zervikale Lymphadenitis).
 

Symptome

Eine bis mehrere subkutanen Schwellungen von weicher bis fester Konsistenz, langsam wachsend, mitunter mit Hautnekrosen oberhalb der Schwellung oder mit Bildung eines Fistelkanals. Unspezifische Klinik wie Anorexie und Apathie treten gelegentlich auf. Exophthalmos bei retrobulbärem Abszess.
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung.
 
Eine Maulhöhlenuntersuchung ohne Allgemeinanästhesie mit Otoskop oder Kindernasenspekulum und einer starken Lichtquelle sollte bei jeder klinischen Untersuchung durchgeführt werden.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (empfehlenswert bei Komplikationen wie Osteomyelitis), Hämatologie und Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Kultur und Antibiogramm aus Biopsien der Abszesskapsel.
 
Eine Kultur eines Tupfers aus dem Inneren des Abszesses ist nicht indiziert, da diese meistens steril ist.
 
Sowohl anaerobe als auch aerobe Kulturen sind notwendig.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Chirurgische, analgetische und antiseptische Therapie sind die Grundlage für die Behandlung eines Abszesses. Die Eigenschaften eines Abszesses (Kapsel, dickflüssiger Inhalt) erschweren die optimale Wirkung von Antibiotika, weshalb eine rein medikamentöse Therapie meist erfolglos bleibt. Aus diesem Grund ist eine chirurgische Therapie die Therapie der Wahl.
 
Subkutane Abszesse erfordern mitunter eine lange Behandlung, deswegen ist die Compliance des Besitzers (Medikamentengabe, Spülung und Hygiene der Wunde) besonders wichtig, um ein Rezidiv zu vermeiden.
 

Antibiotika

Oberflächliche Abszesse können mit lokaler Therapie (Débridement, Spülung) behandelt werden.
 
Systemische Antibiotika sind nur indiziert bei stark kontaminierten Wunden, bei immunsupprimierten Tieren, wenn Zeichen einer Generalisierung bestehen, bei Nähe zu empfindlichen Geweben (z.B. Gelenke) und/oder bei schlechtem Allgemeinzustand.
 
Die Therapie sollte, wenn immer möglich auf Grundlage einer bakteriellen Kultur und einem Antibiogramm erfolgen.
 
Ein indiziertes «first line» Antibiotikum ist Trimethoprim-Sulfonamid. Diese Kombination wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Es gibt variable Resistenzraten bei Anaerobiern, Staphylokokken und E. coli. Im Falle eines Anaerobiernachweises kann der Therapie Metronidazol zugesetzt werden.
 
Als «second line» Antibiotikum wird Chloramphenicol empfohlen. Dieses Antibiotikum ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen zahlreiche grampositive, gramnegative und anaerobe Bakterien. Der Wirkstoff kann beim Menschen eine aplastische Anämie verursachen. Deshalb wird dringend empfohlen, Chloramphenicolpräparate nur mit Handschuhen und erhöhter Vorsicht zu verabreichen.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin, Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden, da sie zu den kritischen Antibiotika gehören und die Abszess-assoziierten Bakterien variable Resistenzraten gegen diese Antibiotika zeigen. Enrofloxacin wirkt gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen, kann peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden und es gilt als verträgliches Antibiotikum.
 
Zur Kompensation der reduzierten Wirkung auf grampositive Bakterien und Anaerobier werden Enrofloxacin oder Marbofloxacin mit Metronidazol kombiniert. Metronidazol wirkt gegen anaerobe Bakterien und Protozoen und verursacht selten Nebenwirkungen. Resistenzen sind bei Actinomyces spp. und Bacteroides spp. möglich. Bei Koinfektionen mit Anaerobiern kann es auch mit anderen Antibiotika wie Trimethoprim-Sulfonamid kombiniert werden.
 
Es werden auch lokale antibiotische Behandlungen mit variablem Erfolg eingesetzt. Solche Behandlungen sollten immer durch eine adäquate systemische Antibiose unterstützt werden.
 
Subkutane Abszesse
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First lineTrimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.Bis klinische AbheilungNicht bei Niereninsuffizienz
Second lineChloramphenicol30 - 50 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Bis klinische AbheilungChloramphenicol kann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.Bis klinische AbheilungKritische Antibiotika

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebskrosen verursachen
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 Kombination möglich mit
Metronidazol
10 - 20 mg/kg 2 × täglich p.o  
 

Resistenzlage

Staphylococcus spp., Streptococcus spp. und Pasteurella spp. können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
MRSA (Methycillin resistant Staphylococcus aureus) Staphylokokken sind resistent gegen Penicilline, Cephalosporine, Carbapeneme und oft gegen viele andere Antibiotika (einschliesslich Chloramphenicol, Fluorchinolone) und kommen bei verschiedenen Tierarten und beim Menschen vor. Eine Mensch-Tier (und umgekehrte) Übertragung von solchen Bakterien wurde nachgewiesen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Assistierte Fütterung, Vitamin-C-Supplementierung bei Meerschweinchen und Flüssigkeitstherapie bei Tieren mit Anorexie oder Hyporexie.
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
Kastration der Tiere bei Gruppenhaltung zur Vermeidung von Bissverletzungen.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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