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Ohrerkrankungen

Wichtige Hinweise

Hintergrundinformationen

Bakterielle Otitis interna, media und externa tritt bei Nagetieren seltener auf als bei Kaninchen.
 
Krankheitsbild / Symptomatik / Risikofaktoren

Ursachen, Risikofaktoren, Schlüsselstellen

Otitis externa wird häufig durch Ektoparasiten verursacht, aber auch Hefen, Hypersensibilitätsreaktionen, Polypen, Neoplasien, übermässige Zerumenproduktion und Fremdkörper sind mögliche Ursachen. Bakterielle Infektionen können sekundär auftreten.
 
Pseudomonas aeruginosa Infektionen können durch kontaminiertes Wasser oder kontaminierte Nahrungsmittel verursacht sein.
 
Otitis media tritt häufiger auf und kann sekundär zur Otitis interna und/oder externa fortschreiten. Es wird vermutet, dass sich bakterielle Erkrankungen der Zähne und der Atemwege über die Eustasch'sche Röhre bis zum Mittelohr ausbreiten können. Auch hämatogene Infektionen können auftreten. Eine Otitis media kann die Gesichtsnerven befallen, während eine Otitis interna vestibulocochleare Rezeptoren betreffen kann.
 
Komplikationen: chronische Otitis mit Gehörgangsstenose, Taubheit, Osteomyelitis, Neuritis, Beeinträchtigung des Zentralnervensystems.
 

Erreger

Meerschweinchen: Streptococcus pneumoniae, Streptococcus zooepidemicus, Bordetella bronchiseptica.
 

Symptome

Otitis externa: Kopfschütteln, Ohrkratzen, schmerzhaftes, geschwollenes Ohr, Erythem und vermehrtes Zerumen.
Otitis media: subklinisch bis lethargisch, Schwellungen im Ohrbereich, eitriges Material im Gehörgang (wenn das Trommelfell nicht mehr intakt ist), neurologische Ausfälle.
Otitis interna: Kopfschiefhaltung (zur betroffenen Seite hin), Schmerzen, horizontaler oder rotatorischer Nystagmus, Strabismus, Ataxie, Kreisbewegung (zur betroffenen Seite hin).
 
Diagnose / Tests Klinische Untersuchung: Vollständige klinische Untersuchung und neurologische Untersuchung. Wenn die Otoskopie zu schmerzhaft ist, in Sedation oder Anästhesie durchführen.
 
Als weitere diagnostische Hilfsmittel können zugezogen werden: Bildgebung (Röntgen, CT, MRT, Ohr-Endoskopie), Hämatologie, Blutchemie.
 
Identifikation der Erreger: Zytologie und Gram-Färbung eines Abstriches des Gehörgangs oder des eitrigen Materials erlauben eine erste «in-house» Diagnostik.
 
Tupfer oder Biopsie für Kultur und Antibiogramm entnehmen.
 
Für Chinchillas wird ein minimalinvasiver Zugang zum Mittelohr durch das dorsale Dach der Bulla tympanica beschrieben, um eine sterile Probenentnahme durchzuführen.
 
Therapieleitlinien

Grundsätzliches

Otitis externa/media/interna: Behandlung der Grunderkrankungen und, falls eine bakterielle Infektion festgestellt wird, topische analgetische (Opioide oder nicht-steroidale Entzündungshemmer) und antibiotische Therapie, Spülung des Gehörgangs bei rupturiertem Trommelfell oder durch endoskopische Myringotomie. Systemische Antibiose in der Abhängigkeit von der Grunderkrankung und dem Schweregrad. Eine chirurgische Therapie wurde nur bei einem Chinchilla beschrieben.
 
Bei Ruptur des Trommelfells sind topische ototoxische Medikamente wie Chlorhexidin und Aminoglykoside (Gentamicin) kontraindiziert.
 
Achtung! Präparate mit Glukokortikoiden sollten vermieden werden.
 
Eine topische antibiotische Behandlung hat den Vorteil, dass damit höhere Konzentrationen im Ohr erreichen werden können als bei einer systemischen Behandlung. Sie sollte nach Antibiogramm durchgeführt werden.
 
Bei chronischer Otitis spielt die Compliance des Besitzers eine besonders wichtige Rolle, da die Therapie mehrere Monate dauern kann und Rezidive häufig vorkommen, wenn die Therapie diskontinuierlich durchgeführt wird.
 

Antibiotika

Systemische Antibiose ist bei schwerwiegenden Fällen von Otitis externa und bei Fällen von Otitis media und interna indiziert. Bei neurologischen Symptomen, die durch bakterielle Otitis verursacht werden, ist ein dem zentralen Nervensystem zugängliches Antibiotikum (Doxycyclin, Chloramphenicol, Enrofloxacin) indiziert.
 
Pseudomonas aeruginosa-Bakterien bilden oft einen Biofilm im Mittelohr, der die Wirkung von Antibiotika reduziert.
 
Als «first line» Antibiotika werden Doxycyclin und Trimethoprim-Sulfonamid empfohlen.
 
Doxycyclin wirkt bakteriostatisch und in hohen Konzentrationen bakterizid gegen viele grampositive und gramnegative, aerobe und anaerobe Bakterien. In einer Studie wies B. bronchiseptica weniger Resistenzen gegen Doxycyclin auf im Vergleich zu anderen Antibiotika. Doxycyclin gilt als sicher für die perorale und parenterale Verabreichung, hat
entzündungshemmende Eigenschaften und verursacht seltener Nebenwirkungen als andere Tetracycline. Doxycyclin kann durch Kalzium inaktiviert werden und sollte aus diesem Grund nicht gleichzeitig mit der Nahrung verabreicht werden. Zusätzlich kann eine vorübergehende kalziumarme Diät die Bioverfügbarkeit verbessern.
 
Trimethoprim-Sulfonamid wirkt bakterizid, besitzt ein breites Wirkspektrum und verursacht selten Nebenwirkungen. Aufgrund des Risikos einer Kristallbildung in den Nierentubuli durch Trimethoprimderivate in saurem Urin (bei Herbivoren selten), ist Trimethoprim-Sulfonamid bei vorbestehender Niereninsuffizienz kontraindiziert. Resistenzen wurden bei Pseudomonas spp. und weiteren Erregern nachgewiesen.
 
Als «second line» Antibiotikum ist Chloramphenicol angezeigt. Es ist auch oral verabreicht verträglich und wirkt gegen viele grampositive, gramnegative und anaerobe Bakterien. Pseudomonas spp. sind oft resistent gegen dieses Antibiotikum. Der Wirkstoff kann beim Menschen eine aplastische Anämie verursachen, deshalb wird dringend empfohlen, Chloramphenicolpräparate nur mit Handschuhen und erhöhter Vorsicht zu verabreichen.
 
Fluorchinolone (Enrofloxacin und Marbofloxacin) sollten nicht ohne vorheriges Antibiogramm eingesetzt werden. Fluorchinolone wirken gegen die meisten gramnegativen Keime, viele grampositive Bakterien sowie gegen Mycoplasmen, können peroral oder parenteral (s.c., i.v.) verabreicht werden und gelten als verträgliche Antibiotika. Sie gehören zu den kritischen Antibiotika und bei mehreren Bakterien (z.B. Pseudomonas aeruginosa) wurden variable Resistenzraten nachgewiesen.
 
Otitis media/interna
PriorisierungAntibiotikaDosierungDauerBemerkungen
First LineDoxycyclin2.5 - 5 mg/kg 2 × täglich p.o.Mindestens 2 WochenDoxycyclin nicht mit kalziumhaltigen Futtermitteln verabreichen
 Trimethoprim-Sulfonamid15 - 30 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m. Trimethoprim-Sulfonamid nicht bei Niereninsuffizienz
Second lineChloramphenicol30 - 50 mg/kg 2 - 3 × täglich p.o.Mindestens 2 WochenKann beim Menschen aplastische Anämie verursachen, NUR mit Handschuhen verabreichen
Stark
eingeschränkter
Einsatz, nur
nach Erregernachweis
und
Antibiogramm
Enrofloxacin5 - 20 mg/kg 1 - 2 × täglich p.o./s.c./i.m.Mindestens 2 WochenKritische Antibiotika

s.c. Injektionen mit Fluorchinolonen sind schmerzhaft und können Gewebskrosen verursachen
 Marbofloxacin2 - 5 mg/kg 1 × täglich p.o./s.c./i.m.  
 Azithromycin50 mg/kg 2 × täglich p.o.  
 

Resistenzlage

B. bronchiseptica, P. aeruginosa und Streptococcus spp. können gegenüber mehreren Antibiotika Resistenzen aufweisen.
 
Die Durchführung eines Antibiogrammes ist besonders empfehlenswert bei Versagen der initialen antibiotischen Therapie und vor dem Einsatz von kritischen Antibiotika (z.B. Enrofloxacin, Marbofloxacin), insbesondere wenn die antibiotische Therapie über einen mehrwöchigen Zeitraum durchgeführt werden soll.
 

Unterstützende Massnahmen

Assistierte Fütterung (bei Tieren mit neurologischen Symptomen beachten, dass Aspiration vorkommen kann), Vitamin-C-Supplementierung (Meerschweinchen), Flüssigkeitstherapie und Augensalbe (Tränensubstitution).
 

Prävention

Artgerechte Fütterung, stressfreie Umgebung und Hygiene gehören zur artgerechten Haltung.
 
© {{ new Date().getFullYear() }} - Institut für Veterinärpharmakologie und ‑toxikologie

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